Vorsicht Gesundheitsversprechen !

von 20. Januar 2015

Um die Frage zu klären, ob diese gesundheitlich aufgepeppten Lebensmittel wirklich die ausgelobten Gesundheitsversprechen einhalten, haben die Verbraucherzentralen 46 solcher Produkte aus Deutschlands Supermärkten geprüft. Ergebnis: Bei zwei Drittel von Ihnen gab es Beanstandungen!

Obwohl die EU mittlerweile Vorgaben für Gesundheitswerbung auf Lebensmitteln macht und zurzeit europaweit nur ca. 250 Claims erlaubt, nutzen viele Hersteller Schlupflöcher der entsprechenden Verordnung. Andere beachten die rechtlichen Vorgaben nicht. Das waren die sechs häufigsten Tricks:

Nicht zugelassen, trotzdem auf dem Etikett:43% der Produkte wiesen Claims auf, die aus Sicht der Verbraucherzentralen nicht zugelassen sind. Beispielsweise wurden probiotische Keime für ein “gesundes Wachstum” ausgelobt, obwohl es dafür keinen erlaubten Claim gibt.

Erlaubter Wortlaut stark verändert:Auf 21 Produkten wurde der Wortlaut so verstärkt, dass z.B. aus “trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei” ganz hochtrabend “leisten einen wichtigen Beitrag zum Aufbau und der Funktionsfähigkeit der körpereigenen Abwehrkräfte” wurde. Das ist jedoch aus Sicht der Verbraucherzentralen nicht zulässig.

Zucker- und Fettbomben mit Gesundheitsversprechen:Vitamin- und Mineralstoffbeimischungen sind billig und verpassen so manchem hochkalorischen Lebensmittel zu Unrecht ein gesundes Image. Hier muss die EU unbedingt mit Nährwertprofilen nachbessern, damit nicht auf einer Kinderwurst, die zu einem Viertel aus Fett besteht, ein Gesundheitsversprechen wie “Calcium wird für die Erhaltung normaler Knochen und Zähne benötigt” ausgelobt werden darf. Wie zu erwarten laufen die Anbieter Sturm gegen diese Maßnahme und der EU-Kommission fehlt offenbar der Mut, dieses wichtige Herzstück der Verordnung umzusetzen.

Kein Vitamin-C-Mangel in Deutschland:Die Anbieter nutzen den Mythos Vitaminmangel für ein gutes Geschäft. Beispielsweise werben sie auf angereicherten Lebensmitteln mit dem Claim “Vitamin C leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau und der Funktionsfähigkeit der Abwehrkräfte”. Vitamin C, das zeigte die Studie, wird am häufigsten zugesetzt, obwohl die gesamte Bevölkerung damit gut versorgt ist und ein zusätzlicher Nutzen deshalb nicht zu erwarten ist.

Überzogene Gesundheitsversprechen bei Kinderlebensmitteln :Die gesondert betrachteten Kinderlebensmittel schneiden besonders schlecht ab, 75% tragen aus Sicht der Verbraucherzentralen übertriebene oder falsche Gesundheitsversprechen auf dem Etikett.

Fehlende Claims bei Pflanzenstoffen:Die Vielzahl der Werbeversprechen, die sich auf pflanzliche Stoffe beziehen (ca. 2000 bei der EU beantragt), sind bislang noch gar nicht bewertet und dürfen derzeit noch verwendet werden. Hier besteht dringender Handlungsbedarf!

“Wer sich im neuen Jahr wirklich gesünder ernähren will, sollte mehr unverarbeitete Lebensmittel verzehren, Gesundheitsversprechen hinterfragen und nicht jeden Werbespruch für bare Münze nehmen” so Christa Bergmann von der VZ Sachsen-Anhalt. Die Firmen müssen ihre Verantwortung ernst nehmen und bestehende Verordnungen einhalten. Die Lebensmittelüberwachung sollte Verstößen konsequenter begegnen. Vor allem aber sollten die derzeit noch rudimentären rechtlichen Vorgaben endlich verbessert werden.

Den ausführlichen Bericht des Marktchecks mit vielen Produktbeispielen und weitere Informationen zum Thema finden Sie unter www.vzsa.de.