Anerkennung und Ausbau der Sozialen Arbeit sind unverzichtbar

von 4. Mai 2020

Politik und Arbeitgeber sind gehalten, diese wichtige Arbeit in ihren Fokus zu rücken, anzuerkennen und für die Zukunft auszubauen, damit der Krankheitswelle keine gesellschaftliche Katastrophe folgt.

Derzeit „jonglieren“ in Sachsen-Anhalt rund 7.000 Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Sucht- und Obdachlosenarbeit, der Beratung von Schwangeren sowie von Familien in besonderen Lebenslagen zwischen angeordneter Distanz und möglicher physischer Präsenz. „Wenn in der derzeitigen Situation über besonders beanspruchte Berufsgruppen berichtet wird, sind Kolleg*innen in der stationären und ambulanten Sozialarbeit meist nicht dabei, obwohl auch sie unter besonders schwierigen Bedingungen eine wichtige gesellschaftliche Arbeit leisten. Die GEW erwartet deshalb von der Kommunal- und Landespolitik, die Arbeitsbedingungen dort im Auge zu behalten und dafür Sorge zu tragen, dass die Finanzierung ohne Abstriche erhalten wird. Perspektivisch ist hier eine Aufstockung notwendig, damit der gesundheitlichen Katastrophe nicht die soziale folgt“, erklärte dazu heute in Magdeburg die Landesvorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt, Eva Gerth.

In den stationären Jugendhilfeeinrichtungen mussten die Beschäftigten in den letzten Wochen sicherstellen, dass Ausgangsbeschränkungen eingehalten und schulische Aufgaben erledigt werden. Gleichzeitig mussten der soziale Zusammenhalt in den Einrichtungen gewährleistet und altersentsprechende Beschäftigungsangebote der besonderen Situation angepasst werden. Eine physische und soziale Distanz zwischen den Sozialpädagog*innen und den Kinder- und Jugendlichen war kaum möglich. Der Lebensalltag wurde und wird unter den Bedingungen des Lockdowns für die Adressat*innen und die Beschäftigten zu einer besonderen Herausforderung. Während in den Schulen und Kitas die Kontakte auf eine Notbetreuung beschränkt sind, müssen die Beschäftigten in den Heimen und Wohngruppen seit Beginn der Corona-Krise die Kontakte zu den Kindern und Jugendlichen sogar noch ausweiten. Durch die Schulschließungen wurden verlängerte Arbeits- und Schichtzeiten unausweichlich, was zu zusätzlichen Belastungen führte. Über allem schwebt die Sorge von möglichen Infektionen innerhalb der Einrichtungen und eine damit verbundene Quarantäne. An vielen Stellen fehlt es auch hier an ausreichenden Schutz- und Desinfektionsmaterialien.

Auch in den ambulanten Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit herrscht große Unsicherheit. Viele notwendige Hilfe- und Beratungsangebote können derzeit aufgrund der Kontaktbeschränkungen gar nicht oder nur eingeschränkt realisiert werden. Dabei ist der Hilfe- und Beratungsbedarf erheblich angestiegen. Das gefährdet die Aufrechterhaltung der bestehenden Infrastruktur. Bereits jetzt ist abzusehen, dass die Kostenträger immer weniger bereit sind, die bestehenden Angebote weiterhin vollständig zu finanzieren, obwohl gerade jetzt eine verstärkte Beratung und die mobilen Hilfeangebote besonders notwendig sind. Stattdessen wird über Kurzarbeit nachgedacht.

Nach Ansicht der GEW müssen die Zuwendungsgeber jetzt schnell und unbürokratisch zusagen, dass alle notwendigen Beratungs- und Hilfesysteme uneingeschränkt weiterfinanziert werden. Verwaltung und Politik sind aufgefordert, die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe bei der Finanzierung zu unterstützen und dafür Sorge zu tragen, dass staatlich angeordnete Kontakt- und Betretungsverbote mit einer konzeptionellen und methodischen Weiterentwicklung der Hilfeangebote kompensiert werden können. „Soziale Arbeit braucht Anerkennung und einen Schutzschirm. Wer an diesen Stellen spart, verursacht gewaltige gesellschaftliche Folgekosten“, schloss Gerth.