Atomstromfreie Zone: Halle produziert Strom selbst

von 1. April 2011

Am kommenden Montag werden auch in Halle (Saale) wieder zahlreiche Menschen gegen die Atomkraft demonstrieren. Um 18 Uhr ist eine Mahnwache am Händeldenkmal geplant. Die Forderung nach dem Abschalten der Atomkraftwerke ist schnell gestellt. Doch ist das überhaupt möglich? Umweltschützer sagen ja, die Energieriesen nein. Gewarnt wird vor einem “Blackout”.

Weit weg stehen die Kernkraftmeiler. Doch Atomstrom fließt trotzdem auch in den Leitungen in Halle, eingekauft von den Stadtwerken über die Strombörse. Immerhin, einen Ökotarif bietet auch das stadteigene Energieunternehmen EVH an. Doch der Verzicht auf die Kernenergie gilt nicht für den Haupttarif.

Doch spätestens ab kommendem Jahr wollen die Stadtwerke so gut wie unabhängig sein von anderen Stromanbietern. Wie EVH-Chef Matthias Krause gegenüber HalleForum.de sagte, will sein Unternehmen ab Mitte kommenden Jahres den in Halle benötigten Strom zu 95 Prozent selbst in eigenen Kraftwerken herstellen. Möglich machen es das bereits bestehende Blockheizkraftwerk in der Dieselstraße und die beiden Wasserkraftwerke an der Saale, für die in diesem Jahr Baustart sein soll. Doch den größten Stromanteil soll das Kraftwerk in Halle-Trotha erzeugen. Das wird gerade für 23,5 Millionen Euro saniert und aufgerüstet, eine neue Gasturbine wird eingebaut. Das Zauberwort heißt Kraft-Wärme-Kopplung, die Energie wird besser ausgenutzt. Neben der Stromerzeugung wird die entstehende Wärme für das städtische Fernwärmenetz genutzt. Und sogar Kühlen kann man mit diesem Prozess, das funktioniert dann ähnlich wie bei einem Kühlschrank. Auf diese Weise werden zum Beispiel die Klimaanlagen im Klinikum Bergmannstrost betrieben.

Doch auch bei der Gasverbrennung in den halleschen Kraftwerken entsteht das klimaschädliche CO2, obendrauf ist auch das Erdgasvorkommen nicht unerschöpflich. Auch hierfür hat man bei den Stadtwerken große Ideen und Pläne. Denn Kohlendioxid reagiert mit Wasserstoff. Zunächst entsteht Kohlenmonoxid, was wiederum mit den weiteren Wasserstoffanteilen zu Methan wird. “Also im Prinzip Erdgas”, so EVH-Chef Krause. Denn Erdgas besteht bereits zum Teil zu 99 Prozent aus Methan.

Bleibt die Frage nach der Lagerung des Methans. Auch da gibt es in der Region Möglichkeiten, wie beispielsweise die unterirdischen Erdgaskavernen in Teutschenthal oder Bernburg, sagte Krause. Ob das die Einwohner genauso sehen, bleibt fraglich. Und so sind durchaus auch Proteste gegen eben jene Einlagerung zu erwarten, könnten Anwohner Angst vor aufsteigenden Gasen und Explosionsgefahr haben.