Castor: Mehr als 6.000 Arbeitstunden der Polizei

von 16. Dezember 2010

In der vergangenen Nacht ist der Castorzug auch durch Sachsen-Anhalt gefahren. Innenminister Holger Hövelmann (SPD) zog nun ein positives Fazit des Einsatzes der Landespolizei. „Entgegen vielen vorab geäußerten Befürchtungen kam es in unserem Land weder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen noch zu relevanten Verzögerungen durch Protestaktionen“, so der Minister. „Das Verhältnis zwischen unseren Polizisten und den Demonstranten blieb entspannt.“

Der Transport mit atomaren Abfällen erreichte Bad Kösen aus Richtung Thüringen in der Nacht um 0.37 Uhr. Es ging unter anderem über Großkorbetha, Merseburg, Halle (Saale), Köthen, Magdeburg und Stendal. Um 9.03 Uhr verließ der Transport mit den Atommüllbehältern Sachsen-Anhalt in Richtung Wittenberge (Brandenburg). Damit brauchte er für die Strecke aus betriebstechnischen Gründen etwa zweieinhalb Stunden länger als vorgesehen.

In Sachsen-Anhalt waren 733 Beamte der Landespolizei im Einsatz, und damit deutlich weniger als die maximal vorgesehenen. Die Einsatzleitung lag in den Händen der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd. Die Bundespolizei hatte in Sachsen-Anhalt 400 Beamte zum Schutz der Bahnanlagen im Einsatz.

Protestaktionen fanden in Halle (Saale), Sangerhausen, Magdeburg, Düsedau, Stendal sowie mit fünf Traktoren in Seehausen (Altmark) statt. Die Landespolizei sprach 24 Platzverweise aus. In Magdeburg wurden insgesamt 29 Personen, die sich auf die Gleise gesetzt hatten, von der Bundespolizei für einige Stunden in Gewahrsam genommen.

Die Bundespolizei ermittelt zudem wegen Brandanschlägen auf Signalanlagen im Eisenbahnknoten Magdeburg. Insbesondere im Bahnhof Magdeburg-Neustadt sind Signale und Weichen nicht bedienbar. Die Reparaturarbeiten werden mehrere Tage dauern, so dass noch einige Zeit mit Einschränkungen im Zugverkehr gerechnet werden muss. „Wir verurteilen derartige Straftaten, da sie einen gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr darstellen, die Sicherheit und Abläufe im Bahnbetrieb gefährden und in der Folge zur Verärgerung bei den Reisenden führen. In diese Richtung ermittelt nun auch die Bundespolizei und wir hoffen, die Täter straf- und zivilrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Hierbei unterstützen wir die Ermittlungsbehörden nach Kräften", so Jobst Paul, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Sachsen-Anhalt.

Der Atommülltransport zog auf Seiten der Polizei in Sachsen-Anhalt 6.180 Mannstunden nach sich. “Wir müssen befürchten, dass die mit diesem Transport begonnene Einlagerung zusätzlichen atomaren Mülls aus westdeutschen Forschungsreaktoren zahlreiche weitere Transport nach sich ziehen wird, ebenso wie die beschlossene Verlängerung der AKW-Laufzeiten”, erklärte Innenminister Hövelmann. “Es lässt sich leicht feststellen, dass das die Länderpolizeien auf Dauer völlig überfordert. Dass der gesellschaftliche Konsens in Sachen Atomkraft aufgekündigt wurde, geht auch zu Lasten unserer Polizei.“