Millionen für neues Uni-Museum

von 21. Februar 2011

„Finanzminister sterben nie aus“, mit diesen Worten kommentierte Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn am Montagvormittag seinen Besuch in den Zoologischen Sammlungen in Halle (Saale). Zuvor gewährte ihm die Martin-Luther-Universität einen Einblick in die kostbaren Schätze. So gab es zum Beispiel einen Tasmanischen Beutelwolf zu sehen, ausgestorben im Jahr 1936. Mit einem uns bekannten Wolf hat der eigentlich wenig zu tun, er ist kein Säuge- sondern ein Beuteltier. Weltweit gibt es nur noch 60 präparierte Exemplare dieser Tierart. Ausgestopfte Biber, ein Orang Utan, Ratten, Vögel und ein präparierter Löwe aus dem halleschen Bergzoo, der 1935 starb. Schon das zeigt, welcher Schatz hier lagert.

„Dieses gewaltige Potential darf nicht verborgen bleiben“, sagte Uni-Rektor Udo Sträter. Deshalb sollen die Universitätssammlungen nicht länger versteckt bleiben. Im Physikum am Friedemann-Bach-Platz ist ein Universitätsmuseum geplant. Zehn Millionen Euro soll das kosten. Geld, das die Uni freilich nicht mal eben so hat. Auch deshalb hatte man sich den Finanzminister eingeladen. Der machte deutlich, dass man bis zum Sommer ein Konzept aufstellen soll mit detaillierten Plänen für den Museumsumbau. Schließlich werde im Herbst der Doppelhaushalt aufgestellt. Klappe es dann nicht mit der Finanzierung, müsse die Uni weitere zwei Jahre warten. Ausgestellt werden sollen in dem neuen Museum neben den Zoologischen auch die haustierkundlichen Sammlungen aus dem Museum für Haustierkunde "Julius Kühn" sowie die Geiseltalsammlung aus dem Geiseltalmuseum und Exponate vom Dauerfeldversuch "Ewiger Roggen ausgestellt werden.

Doch für die insgesamt fünf Millionen Exponate braucht die Universität auch ein Archiv. Dafür soll das Gebäude der Zoologischen Sammlungen saniert werden. Die Universität rechnet hier mit Kosten von bis zu 20 Millionen Euro. Während man hofft, das Museum bis 2014 fertigstellen zu können, wird es wohl beim Sammlungsarchiv länger dauern. Landesarchäologe Harald Meller warb aber noch einmal dringend um Baumaßnahmen. Der jetzige Zustand des Geiseltalmuseums sei beispielsweise "unwürdig für die wichtigste Sammlung der Welt auf diesem Gebiet." Meller sagte weiter, "wir haben hier die SUper-Fossile." Mittlerweile gebe es schon Anfragen westdeutscher Museen, die das Material gern haben wollen. "Das zeigt, das man Außen weiß was wir hier haben."

Universitätsvertreter machten deutlich, das für das Museum kein Personalaufwuchs zu erwarten sei. Denn alle Stellen existieren bereit, nur eben jetzt in den einzelnen Einrichtungen und nicht zusammengefasst. Neben dem Land erwartet man auch eine Beteiligung der Stadt, die einen Museumspädagogen beisteuern soll. Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann versicherte im Vorfeld des Termins, dass die Stadt Halle ihren Beitrag leisten werde und sich um die Gestaltung des Friedemann-Bach-Platzes zwischen Leopoldina, Moritzburg und dem neuen Naturkundlichen Universitätsmuseum bemühen wird. Halle werde demnächst einen Platz haben, der sich durchaus an der Berliner Museumsinsel messen lassen kann. Im Rahmen der Bewerbung "Stadt der Wissenschaft" soll auch die Gestaltung des Friedemann-Bach-Platzes eine Rolle spielen.

Ein kurzer Steckbrief des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen liest sich wie die Einträge im Guinness Buch der Rekorde: weltweit älteste wissenschaftliche Mallophagen (Ektoparasiten)-Sammlung, insgesamt mehrere tausend so genannte „Typen“, die für die Erstbeschreibung der entsprechenden Arten dienten, eine weltweit bedeutende Käfer- und Schmetterlingssammlung, weltweit größte Sammlung mongolischer Wirbeltiere, größte Sammlung bedrohter Wirbeltiere Deutschlands, eine der wichtigsten Vogeleiersammlungen der Welt, die größte Weichtiersammlung Mitteldeutschlands, weltweit einzigartige Geiseltalsammlung mit etlichen Wirbeltierfossilien (inkl. Urpferd), weltweit größte Haustierkundesammlung, einmaliger Fotobestand zu historischen Haustierversuchen, eine der drei großen anatomischen Vergleichsammlung für Vogel- und Säugerskelette Deutschlands, zweitgrößte Mineraliensammlung Ostdeutschlands, älteste Flüssigkristallsammlung der Welt, Bodenproben des zweitlängsten Dauerfeldversuchs der Welt, um nur einige Highlights zu nennen. Die ältesten Sammlungsteile stammen noch von vor 1775: Fische, Nashorn, Muscheln, Mineralien. Das weitaus älteste Stück, so Steinheimer, ist aber der erst vor etwas mehr als einem Jahr an das Zentralmagazin geschenkte Walpenis der Leopoldina mit einem geschätzten Alter von 300 Jahren.