Die Pflegeforschung und die Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Halle (Saale) sind mit dem Teilprojekt MoCaB prevent im Umfang von 200.000 Euro ebenfalls daran beteiligt. Es soll dazu beitragen, Präventionsmaßnahmen für pflegende Angehörige zu identifizieren, damit diese frühzeitig einer Überforderung entgegensteuern können.
Die Universitätsmedizin Halle (Saale) bringe hierzu ihre Kompetenz in der laienverständlichen Aufbereitung pflegerischer Expertenstandards und medizinischer Leitlinien ein. Schwerpunkt im Arbeitspaket seien gesundheitsfördernde Maßnahmen im Bereich der Kinästhetik, der Prävention psychosozialer Krisen, im Ressourcenmanagement und in der Herstellung von Informiertheit, so Dr. Patrick Jahn, Leiter der Stabsstelle Pflegeforschung, und Dr. Alexander Bauer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Sektion Allgemeinmedizin die das Teilprojekt in Halle leiten.
Die Bedingung für die Förderung des Projektes ist die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft. Für Dr. Jahn und Dr. Bauer sind die Partner die Medizinische Hochschule Hannover, die Johanniter Unfallhilfe in Niedersachen sowie das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Unsere Aufgabe ist es, die Perspektive der Pflegeforschung in das Projekt einzubringen, sagt Dr. Jahn. Dafür werte man unter anderem Studien aus, die bisher mit pflegenden Angehörigen zu ihren Aufgaben und Belastungen durchgeführt worden sind. Beispielsweise ist bekannt, dass sich die Belastung von Pflegenden schon dadurch reduziert, dass sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können. Das ähnelt ein wenig dem Selbsthilfegruppenprinzip, so Dr. Jahn weiter.
Die Lösungen reichen von der Anleitung zum rückenschonenden Arbeiten bis zum Vermeiden von Schlafunterbrechungen. Geht es beispielsweise um Menschen mit Demenz sind pflegende Angehörige besonders stark dadurch belastet, dass teilweise während der gesamten Wachzeit Unterstützung und Hilfe geleistet werden muss. Das können im Mittel mehr als zehn Stunden täglich sein, in denen Herausforderungen wie aggressives Verhalten, Alltagstätigkeiten wie Hygiene, Ernährung und Ankleiden, Beschäftigung und Bewegung zu meistern sind. Dazu gehört als Herausforderung aber auch, ihr eigenes Sozialleben möglichst ebenfalls aufrecht zu erhalten.
Eine niedrigschwellige, elektronische Wissensdatenbank, ähnlich wie ein Wiki, soll Entscheidungshilfen zur Krisenprävention und Krisenbewältigung enthalten. Gedacht ist es so, dass pflegende Angehörige einen Begriff eingeben und dann Handlungsempfehlungen und Hilfestellungen nachlesen können, die ihnen die Unsicherheit im Umgang mit ihrem Angehörigen nehmen, sagt Dr. Bauer. Eine weitere Maßnahme ist das Führen eines digitalen, informellen Pflegetagebuches, um pflegerische Tätigkeiten sprachlich in zwei bis drei Sätzen täglich zu dokumentieren und mit beratender Unterstützung der professionellen Pflegekräfte zu reflektieren. Das hat zum einen das Ziel, die Pflege weniger belastend zu gestalten, zum anderen aber auch, dass beispielsweise pflegestufenrelevante Veränderungen rechtzeitig erkannt und berücksichtigt werden können.