Wie Schafe Schulverweigerern helfen können

von 20. August 2020

Mit einem Therapieprojekt, das Jugendliche an die landwirtschaftliche Tätigkeit eines Schäfers heranführt und die konkrete Mitarbeit bei der Aufzucht und Pflege der Tiere ermöglicht, konnten seit dem vergangenen Jahr sichtbare Erfolge erzielt werden. Nun haben die Verantwortlichen das Projekt auch Landessozialministerin Petra Grimm-Benne und der Landtagsabgeordneten Dr. Katja Pähle (SPD) bei einem Gespräch im Krankenhaus vorgestellt.

Entstanden ist die Idee, Kinder und Jugendliche mit einem konkreten Hilfebedarf über eine Arbeitstherapie in der Landwirtschaft zu erreichen, im internen Austausch des Direktoriums mit dem kinder- und jugendpsychiatrischen Fachbereich. Der Ärztliche Direktor des Krankenhauses, Dr. Hendrik Liedtke, erzählt: „Bekannt ist mir die Schafaufzucht im Saalekreis schon länger. Die im Rahmen der Landschaftspflege und der Nahrungsmittelproduktion gehaltenen Tiere bieten ein breites Feld an Tätigkeiten, das in erster Linie körperlich fordert, aber gerade unsere jugendlichen Patienten auch emotional anspricht.“ Bereits das erste Gespräch mit dem zuständigen Schäfer habe gezeigt, dass sich alle Seiten für das Projekt begeistern. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet nun eine kleine Gruppe jugendlicher Patienten etwa fünf Stunden in der Woche mit den Tieren – von der Fütterung und Pflege über die Markierung bis hin zum Transport.

Im Gespräch über neuartige Therapieformen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (v.l.n.r.): Landessozialministerin Petra Grimm-Benne, Thomas Wüstner (Geschäftsführer Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara), Dr. Katja Pähle, MdL, Daniela Marintschev (Pflegedirektorin Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara), Dr. Hendrik Liedtke (Ärztlicher Direktor Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara). (Quelle: Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara / Jan-Stephan Schweda).

Bei ihrem gestrigen Besuch im Krankenhaus haben sich die Ministerin und die Landtagsabgeordnete neben einem Rückblick auf die aktuellen Pandemiemaßnahmen gezielt über den Fortgang des Projekts informieren lassen. Krankenhausgeschäftsführer Thomas Wüstner sieht gute Chancen, das Projekt als therapeutische Ergänzung fest in der Klinik zu etablieren, weist jedoch auf noch offene Finanzierungsfragen hin: „Wir beobachten in der Arbeit mit den Jugendlichen konkrete Erfolge und möchten den Therapieansatz auch in die Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen einbeziehen. Wir sehen aber auch eine mögliche Verankerung auf der Landesebene. Insgesamt steht für uns bei dem Projekt nicht nur die Wiederbeschulung, sondern vor allem eine belastbare Brücke in den Arbeitsmarkt im Vordergrund.“

Ministerin Grimm-Benne sagte zu, verschiedene Fördermöglichkeiten prüfen zu lassen, verwies jedoch auf die Notwendigkeit der Nachhaltigkeit von Therapieansätzen. Neben der zeitlichen Dimension sei die strukturierte, vernetzte und fachkompetente Begleitung eine wichtige Grundvoraussetzung. Dr. Katja Pähle brachte verschiedene Optionen ein, die zur Förderung des Projektes in Frage kommen können. Hierzu seien zum Beispiel die assistierte Ausbildung mit einem Mentorenmodell oder das regionale Übergangsmanagements potenziell geeignete Wege. In einem nächsten Schritt sind Gespräche des Landes mit dem Krankenhaus auf der Arbeitsebene geplant, um die Fördermöglichkeiten auszuloten.