Neue Parkinsonbehandlung im Martha-Maria

Neue Parkinsonbehandlung im Martha-Maria
Die Pumpe am Gürtel des Patienten -Foto Martha-Maria
von 14. März 2024 0 Kommentare

Seit Anfang dieses Jahres setzt die Neurologie im Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau auf ein neues Therapieverfahren bei der Behandlung von Parkinsonerkrankungen. Martha-Maria ist in Sachsen-Anhalt das erste Krankenhaus, das diese Therapie einsetzt.

 

Tabletten verloren an Wirksamkeit

Herr Jankowski leidet seit 20 Jahren an der Parkinsonerkrankung. In der Klinik für Neurologíe in Halle-Dölau unter Chefarzt Dr. Frank Hoffmann wurde Herr Jankoswki auf das damals zugelassene L-Dopa und die Therapieform Wirkstoffpflaster und Tabletten eingestellt. Mit der Zeit verloren zunächst die Pflaster, dann die Tabletten aber ihre Wirksamkeit und über den Tag verteilt kam es immer wieder zu starken Schwankungen des Befindens.

 

Ungleichmäßige Wirkstoffabgabe

Der behandelnde Oberarzt Dr. Sebastian Brock, der sich im Krankenhaus Martha-Maria auf Parkinson spezialisiert hat, erklärt: „das liegt daran, dass die Wirkstoffabgabe an den Körper bei Gabe von Tabletten über den Tag sehr ungleichmäßig erfolgt und der schwankende Medikamentenspiegel zu einem ständigen auf und ab des Befindens führt.“

 

Oberarzt Dr. med. Sebastian Brock ist spezialisiert auf Parkinsonerkrankungen

 

Unruhezustände und Alpträume

Die Wirkstoffgabe über eine Pumpe bot sich an, die mit einer Sonde in den Darm gelegt wird. Auch ein relativ neues Verfahren, das aber mittlerweile etabliert ist. „Damit machen viele Patienten gut Erfahrungen, da der Körper gleichmäßiger mit dem Wirkstoff versorgt wird“, so der Oberarzt. Allerdings ist eben auch eine Operation dafür nötig. Bei Herrn Jankowski war so eine Pumpe im Darm wegen eines Geschwürs nicht möglich, so dass wieder auf die Medikamentengabe in Tablettenform umgestellt wurde. Zum Teil mussten die Tabletten 8-9 mal pro Tag eingenommen werden. Der Gesamtzustand des Patienten verschlechterte sich, er hatte starke Schlafstörungen mit Alpträumen, starke Bewegungseinschränkungen und Unruhezustände. Seine Frau litt mit ihm.

 

Besserung durch neues Therapieverfahren

Da erhielt im Dezember 2023 ein neues Therapieverfahren mit dem Medikament Produodopa die Zulassung. Hierbei trägt der Patient eine Pumpe am Körper, die mittels eines Gurtes um die Taille befestigt ist. Die Pumpe enthält eine Wirkstoffspritze, die das Medikament kontinuierlich und gleichmäßig mittels eines kleinen Katheterschlauchs unter die Haut abgibt. Eine Operation ist dafür nicht nötig, der Schlauch wird nur unter die Haut geschoben. Der Wirkstoffpegel im Körper bleibt so ständig konstant und die starken Schwankungen beim Befinden bleiben aus.

 

 

Pumpe selbst zu bedienen

Die Spritze in der Pumpe muss zwar täglich ersetzt werden, doch das kann der Patient selber machen. Bei Herrn Jankowski macht das allerdings seine Frau, weil er selber nicht mehr so gut sieht. Sie wechselt auch alle 2-3 Tage den kleinen Schlauch unter der Haut, um Entzündungen zu vermeiden. Dazu braucht man keine medizinische Ausbildung, nur eine kurze Anleitung. „Wenn man das zweimal gemacht hat, dann kann man das“ meint Frau Jankowski.

 

 

Bereits nach zwei Wochen ist eine Besserung in Sicht: „Die schlimmen Alpträume sind verschwunden, er schläft besser und ist auch tagsüber viel ruhiger, das Zittern viel weniger geworden“ berichtet seine Frau „Das scheinen nur kleine Schritte zu sein“, meint Dr. Brock – „aber bisher können wir Parkinson noch nicht heilen. Jede Verbesserung des Allgemeinzustandes, jede Reduktion der Symptome ist daher für die Patienten als großer Erfolg anzusehen.“

 

Studie dokumentiert Ergebnisse

Der Erfolg der von den Kassen zugelassenen neuen Therapie wird in einer Studie erfasst, die ihre Alltagstauglichkeit dokumentiert und prüft, ob es Nebenwirkungen gibt, die bisher vielleicht nicht bekannt sind. Auch Herr Jankowski ist in dieser Studie und seine Frau gibt regelmäßig Berichte ab. In 3-monatigen Abständen wird sein Zustand engmaschig dokumentiert und überwacht.

 

Prüfung jedes Einzelfalles

In Dölau wurden seit Januar 2024 bisher 4 Patienten – 3 Männer und eine Frau –auf das neue Therapieverfahren eingestellt, weitere stehen auf der Warteliste. Dennoch ist auch dieses Verfahren nicht für jeden Parkinsonkranken geeignet, wie Dr. Brock relativiert. „Wir prüfen sehr genau und entscheiden in jedem Einzelfall, ob das die beste Therapie für den Patient oder die Patientin ist“. Die Überweisung für einen stationären Aufenthalt in der Klinik muss durch einen niedergelassenen Neurologen oder Nervenarzt erfolgen.

 

 

Martha-Maria ist ein selbstständiges Diakoniewerk in der Evangelisch-methodistischen Kirche, die zur Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen gehört, und Mitglied im Diakonischen Werk. Zu Martha-Maria gehören Krankenhäuser, Berufsfachschulen für Krankenpflege, Seniorenzentren und Erholungseinrichtungen mit insgesamt mehr als 4.700 Mitarbeitenden in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt.

 

         

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