Welt-HPV-Tag: Sachsen-Anhalt mit bundesweit höchster Impfquote

Welt-HPV-Tag: Sachsen-Anhalt mit bundesweit höchster Impfquote
von 17. Februar 2024 0 Kommentare

Die Erkenntnis ist nicht neu: Humane Papillomviren (HPV) sind sexuell übertragbar und verursachen Krebs. Wirksamen Schutz vor einer HPV-Infektion gewährt eine Impfung. Obwohl sie inzwischen gut angenommen wird, ist nach Ansicht von Sven Weise noch Luft nach oben. „Wir dürfen uns auf dieser positiven Entwicklung nicht ausruhen. Die Impfquote muss weiter nach oben“, so der Geschäftsführer der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft (SAKG).  Die Institution mit Sitz in Halle (Saale) will den diesjährigen Welt-HPV-Tag, der alljährlich am 4. März begangen wird, deshalb zum Anlass nehmen, um erneut auf die Krebsgefahr durch HPV aufmerksam zu machen und um Menschen im Bundesland auf den hohen Nutzen der Impfung sowie der angebotenen Vorsorgeuntersuchungen hinzuweisen.

 

Rund 70,7 Prozent der in Sachsen-Anhalt lebenden, gesetzlich versicherten Mädchen des Geburtsjahrgangs 2007 sind vollständig gegen HPV geimpft. Das geht aus einer Information des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZKV) vom Januar 2023 hervor. Damit ist das Land bundesweiter Spitzenreiter bei HPV-Impfungen. Besonders hoch waren die Werte in den Landkreisen Jerichower Land und Börde mit 75,6 Prozent (Zum Vergleich bundesweite Landkreise mit den niedrigsten Impfquoten: Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg, Bad Tölz-Wolfratshausen in Bayern und Offenbach in Hessen: die Werte zwischen 26,5 und 27,4 Prozent aufwiesen.)

Die hohen HPV-Impfquoten in Sachsen-Anhalt seien nach Ansicht von Sven Weise besonders vor dem Hintergrund erfreulich und auch erstaunlich, dass in unserem Bundesland viele „Vorsorge-Muffel“ lebten. Diese Einschätzung legen Statistiken nah, bei denen Sachsen-Anhalt bei der Krebsvorsorge oft deutlich unter den Quoten anderer Bundesländer liege.

Die HPV-Impfung bietet einen effektiven Schutz“, sagt Sven Weise. Wie wichtig der ist, zeigen die Erkrankungsraten: Rund 8000 zumeist jüngere Menschen erkranken pro Jahr noch immer an HPV-assoziierten Krebsarten, wie etwa dem Gebärmutterhalskrebs. Vor diesem Hintergrund sei es nicht nachvollziehbar, dass nicht noch mehr Menschen von der Impfung Gebrauch machten, so Weise.

Derzeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 14 Jahren. Die Grundimmunisierung umfasst zwei Impfungen, falls das Zeitfenster verpasst wurde, kann die Impfung bis zum 17. Lebensjahr nachgeholt werden, jedoch ist dann eine dritte Dosis erforderlich.

Idealerweise sollte die Gabe vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgen, da Kondome keinen zuverlässigen Schutz vor HPV-Infektionen bieten. Hingegen belegen Studien eindeutig, dass die Ansteckungsgefahr während des Sexualkontakts enorm hoch ist. So habe sich gezeigt, dass rund 40 Prozent der jungen Frauen bereits innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre nach Beginn ihrer sexuellen Aktivität mit HPV infiziert wurden.

Was viele Eltern noch nicht wissen: Die Impf-Empfehlung der STIKO gilt seit 2018 auch für Jungen, denn die Viren können Karzinome am Penis, im Analbereich sowie im Mund- und Rachenraum verursachen. Dass viele Menschen darüber offenbar nicht Bescheid wissen, zeigt sich auch daran, dass die Zahl der vollständig geimpften Mädchen immer noch höher ist als die der Jungen. Nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2021 lagen die Werte im Bundesdurchschnitt bei den 15-jährigen Mädchen bei 54 Prozent, bei den gleichaltrigen Jungen nur bei 27 Prozent.

„Wir müssen durch gezielte Aufklärung die Impfquote unbedingt weiter erhöhen“, sagt Sven Weise. Krankenkassen und niedergelassene Mediziner müssten gleichermaßen in diese Anstrengung eingebunden. Wie das konkret funktionieren kann, damit befasst sich derzeit auch eine Interventionsstudie unter dem Titel „Invest HPV“, die Ende Februar dieses Jahres auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin vorgestellt worden ist. Im Projekt wurden Ansätze zur Steigerung der HPV-Impfquote erforscht, so etwa die Wirksamkeit von Erinnerungssystemen für das Einhalten von Impfterminen, außerdem die kommunikative Schulung von medizinischem Personal, um die Akzeptanz der Impfung bei den Eltern zu erhöhen.

Die Impfung gegen HPV ist jedoch nur eine Säule im Kampf gegen HPV-assoziierte Krebsarten. Wichtig, vor allem für Frauen, die für eine Impfung bereits zu alt sind, ist nach wie vor der so genannte PAP-Abstrich, der seit 1971 von den Krankenkassen als Früherkennungsleistung bezahlt wird. Seither sind die Zahlen an Gebärmutterhalskrebs erkrankter Frauen stets rückläufig gewesen.

Doch auch bei der Früherkennung hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Es ist inzwischen belegt, dass deutschlandweit während dieser Zeit weniger Menschen solche Untersuchungen in Anspruch genommen haben. Zwar seien die Teilnehmerraten im ersten Quartal 2023 laut dem so genannten Früherkennungs-Monitor des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) inzwischen wieder nahezu auf das Niveau von 2019 gestiegen. Bei einigen Untersuchungen jedoch seien nachhaltig deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Dazu zähle unter anderem die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, bei der der Wert noch immer rund 7,1 Prozentpunkte unter dem des ersten Quartals 2019 lag.

„Diese Entwicklung macht uns Sorge“, sagt Sven Weise, der befürchtet, dass sich der Trend fortsetzen könnte. Wird er nicht gestoppt, dann besteht die Gefahr, dass die Zahl der Erkrankungen wieder ansteigen könnte. „Das müssen wir unbedingt verhindern.“

         

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