Empfang für die Champions-League-Sieger

von 24. Mai 2010

Die Heldin von Getafe war der Überraschungsgast. Mehr als 1000 Fans bereiteten am Pfingstmontag auf dem Potsdamer Luisenplatz der Torfrau des 1. FFC Turbine Potsdam und ihrer Mannschaft einen umjubelten Empfang nach dem Sieg des ersten Champions-League-Finales im Frauenfußball. Elfmeterkillerin Anna Felicitas Sarholz sollte eigentlich mit der U-19-Nationalmannschaft zur Europameisterschaft unterwegs sein. „Aber nach dem Spiel in Getafe habe ich darum gebeten, mich abzulösen. Ich sah mich nicht in der Lage, für die U-19 zur Verfügung zu stehen“, sagte die erst 17-jährige Torhüterin. Sarholz hatte beim Finale am Donnerstagabend im Elfmeterschießen bei einem 1:3-Rückstand buchstäblich in letzter Sekunde mit zwei gehaltenen Strafstößen im Elfmeterschießen gegen Olympique Lyon den 7:6-Erfolg nach zuvor torlosen 120 Minuten möglich gemacht.

Unter Polizeieskorte erreichte der Teambus kurz vor 14 Uhr den Potsdamer Luisenplatz. Unter den Klängen der Turbine-Vereinshymne marschierten die Siegerinnen auf die Bühne: Anja Mittag und Fatmire Bajramaj rissen die Meisterschale in die Höhe, Jennifer Zietz und Babett Peter streckten den Fans den Champions-League-Pott entgegen. „Turbine Potsdam – die Seele Brandenburgs, der Stolz Deutschlands, der Champion Europas”, war auf einem Banner zu lesen, das die Spielerinnen zudem hochhielten. „Ihr seid die Besten“, „We are the Champions“ und „Ja, so sehen Siegerinnen aus“, skandierten die Turbine-Anhänger.

Neben Sarholz galt der Fanjubel vor allem „Mister Frauenfußball“ – wie DFB-Präsident Theo Zwanziger den Turbine-Cheftrainer Bernd Schröder genannt hat. Der Coach, der mit kurzer Unterbrechung seit 1971 Frauenfußballtrainer bei Turbine ist, sagte vor Mannschaft und Fans: „Potsdam ist eine Stadt, in der wir viele Hochleistungssportler, Olympiasieger und Weltrekordler haben. Jetzt sind wir erstmals auf Augenhöhe mit ihnen.“ Turbines Mannschaftskapitänin Jennifer Zietz gestand, dass der Titel „ein hartes Stück Arbeit und ein weiter Weg war“. Die Mittelfeldstrategin hatte neben Stürmerin Anja Mittag beim Elfmeterduell daneben geschossen. „Zu diesem Zeitpunkt habe ich gedacht, alles ist vorbei“, gestand Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs. Das dramatische Endspiel sei Werbung für den Frauenfußball „und auch für Potsdam gewesen“, sagte Jakobs. Welche weitere Ehrungen die Champions-League-Sieger von der Stadt oder vom Land Brandenburg erfahren, sei noch
nicht geklärt. „Ich bin mir aber sicher, dass von Ministerpräsident Matthias Platzeck noch etwas kommen wird“, sagte Brandenburgs Sportminister Holger Rupprecht.

Mit dem Sieg des ersten Champion- League-Finales im Frauenfuußball – Vorgänger war der Uefa-Pokal – kommen auch 300.000 Euro in die Vereinskassen. „Allerdings müssen davon noch Reisekosten und Steuern bezahlt werden, so viel bleibt da wohl nicht übrig“, bedauerte Trainer Schröder. Ob das Geld für eine Mannschaftsverstärkung eingesetzt werden soll, ließ Schröder offen. „Wichtig ist, dass das Team zusammenbleibt. “ Denn, so rief der 67-Jährige unter dem Jubel der Potsdamer Fans: „Bei uns ist die Mannschaft der Star.“

Zum Vergleich: Im Finale der Champions League der Herren winkten dem Sieger neun Millionen, der unterlegene Finalist durfte sich mit 5,2 Millionen Euro trösten.