Beschluss gegen Inklusion

Beschluss gegen Inklusion
von 30. April 2024

Kleine Änderung – großer Effekt.  Das Ende der inklusiven Bildung in Sachsen-Anhalt?

 

Geht es nach Bildungsministerin Feußner, sollen Kinder mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“ nicht mehr erst nach der Schuleingangsphase an eine Förderschule überwiesen werden können, sondern bereits ab dem ersten Schuljahr. Ein kleiner Satz wird mit großer Wirkung in der „Verordnung zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsbedarf“ geändert. Die Änderung stellt vieles in Frage und wirft Fragen auf.

Thekla Mayerhofer, Vorsitzende des Grundschulverbandes Sachsen-Anhalt, ist entsetzt: „Statt günstige Rahmenbedingungen für gelingende Inklusion zu schaffen, bewirkt diese Änderung das genaue Gegenteil.“ Es kann als breiter Konsens der Pädagogik bei Beeinträchtigungen des Lernens (früher: Lernbehindertenpädagogik) gelten, dass diese Problemen beim Lernen weniger auf Merkmalen der Persönlichkeit wie Begabung oder Intelligenz beruhen, sondern eher auf soziale Schieflagen und Ungerechtigkeiten zurückzuführen ist.

Mayerhofer erklärt: „Der sonderpädagogische Förderschwerpunkt „Lernen“ ist also vorrangig ein Effekt sozialer Ausgrenzung und ungleicher Ressourcenverteilung in der Gesellschaft. Diese Kinder brauchen nicht frühestmögliche Exklusion, sondern ein anregendes Umfeld in der Regelschule.“

Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner verschließt indes die Augen vor dem systemischen Problem. Neben gesamtgesellschaftlichen Maßnahmen zur Überwindung von gesellschaftlicher Ungleichheit ist die Integration von durch soziale Benachteiligung betroffenen Kindern ein wichtiger Baustein zur Überwindung ihrer Benachteiligung. Diesen Baustein schlägt die Ministerin mit der avisierten Änderung gänzlich aus dem Fundament einer inklusiven Gesellschaft von morgen, statt allen Kindern gerechten Zugang zu guter Bildung zu gewähren.

Die Alternative: Personell gut mit qualifizierten, multiprofessionellen Teams ausgestattete Regelschulen ermöglichen und so individuelle Lernwege im inklusiven Setting zulassen. Nur so können sie einen Beitrag zu einer gerechteren Gesellschaft leisten. „Reguläre, „normale“, Grundschulen für alle Kinder zu stärken und Schule entsprechend zu professionalisieren, darum sollte sich das Bildungsministerium bemühen. Darin liegt die Aufgabe.“, konstatiert Mayerhofer.

Grundschulverband Sachsen-Anhalt