Bücherbasar auf dem Hallmarkt

Bücherbasar auf dem Hallmarkt
von 5. Mai 2019

Einen Großteil hat er im ersten Wendejahr 1990 aus dem Bestand der ehemaligen Gewerkschaftsbibliothek gerettet, sie sollten auf einer Müllhalde verscharrt werden. Zu weiteren tausenden Büchern kam er aus den unterschiedlichsten Gründen, weil Bücher aus dem Leseland DDR plötzlich nicht mehr so gefragt waren, überwiegend zu Unrecht wie viele heute zugeben müssen.

Die Worte, die er in seiner einleitenden Rede hält machen dann auch nachdenklich, weil wir uns auch an unrühmliche Geschehnisse unserer Geschichte zu erinnern haben. Da ist es unwesentlich, ob Bücher verbrannt oder auf der Müllhalde vergraben werden sollten.

Und so zitiert Peter Sodann vor den Besuchern ein Gedicht von Paul-Gerhard Hübsch, der den heutigen Umgang mit dem geschriebenen Wort präzise beschreibt:

Das Vergessen ist die Mutter der Verwahrlosung oder der Vandalismus der Sieger

Wir haben sie begraben,

die Bücher, wie Maden,

die aus den Augen krochen.

Die Finanzriesen haben es befohlen,

wir haben uns das Gedächtnis gestohlen.

Die Bücher, die sie einst verbrannten,

stehen heute sauber aufgereiht in der Bibliothek

und keiner will sie lesen.

Die Bücherverbrennung heute findet in den

Köpfen statt, ungesehen, im Verborgenen,

dadurch, dass das Buch keine Stadt findet,

in der es wirklich überleben könnte.

Paul-Gerhard [Hadayatullah] Hübsch

Mittlerweile sind es Millionen und es hört nicht auf. Bisher sind davon 500.000 Bücher katalogisiert. Es dauert eben seine Zeit, bis alles nach fachlichen Gesichtspunkten erfasst werden kann. Um die weitere Arbeit finanzieren zu können, wurde heute auf dem Hallmarkt von Halle ein Bücherbasar organisiert, auf dem DDR-Literatur zu moderaten Preisen zu kaufen war.

Kennern sind die meisten Namen ohnehin bekannt und stehen vielleicht auch schon im heimischen Bücherschrank oder auf dem Regal, immer noch. Dennoch wird sich noch Platz finden für das eine oder andere Buch, was die Qualität des Geschriebenen betrifft, haben sie es allemal verdient.

Der Arbeitersohn Peter Sodann ist nicht nur „Bücherretter“, sondern auch ein bekannter Schauspieler und den Hallensern als Schauspieldirektor des Landestheaters und Intendant des „Neuen Theaters“ [nt] bekannt.

Mit seinem Schauspielensemble baute er ab 1981 ein einzigartiges kulturelles Zentrum in der Großen Ullrichstraße unter dem Namen „Kulturinsel“ auf.

Da ist es nicht außergewöhnlich, dass er heute von einigen Schauspielkollegen, wie Hilmar Eichhorn und Edgar Wibeau, bei seiner Aktion unterstützt wird.