Ladenschluss bei Oseberg

von 29. Oktober 2010

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Seit anderthalb Jahren wird auf dem Oberen Boulevard in Halle (Saale) Kleider der bei Rechtsextremen beliebten Marke „Thor Steinar“ verkauft. Begleitet wurde die Eröffnung von Protesten, auch zwischendurch wurde immer mal wieder gegen den Oseberg-Laden demonstriert.

Das Bündnis „Halle gegen Rechts“ und die Initiative „Aktion Ladenschluss“ hatten am Donnerstagnachmittag erneut zu Protesten gegen den Laden aufgerufen. „Thor Steinar braucht keiner“ hieß es rund 50 Meter vom Laden entfernt. Dort stand ein Mülleimer, in der – rein theoretisch – Thor Steinar-Klamotten hätten entsorgt werden können. Auf Wäscheleinen hingen Jacken, Hosen und Pullover aus Fairtrade-Produktion zum Tausch. Freilich hat keiner der Rechtsextremisten davon gebrauch gemacht. Sie beobachteten die Szenerie vor dem Oseberg-Laden stehen aus sicherer Entfernung. Ein zur Gruppe gehörender älterer Herr trat gelegentlich den Weg zur Demo an, um die Gesichter der Protestler mit seinem Handy festzuhalten.

Ihren Auftritt hatten bei der phantasievollen Protestaktion auch die Trommelgruppe „Ganz normale Menschen“, übergroßen Puppen (Nazijäger) und der „Front Deutscher Äpfel“. Die Apfelfront, „die Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst“, präsentierte die neueste Kollektion. Dazu gehörten neben Polohemden und Pullovern auch Grillschürzen, Strampelanzüge, Schirme, Taschen und Schals.

Begleitet wurden die Proteste von einem Großaufgebot der Polizei. Die hatte aber am eigentlichen Demonstrationsort wenig zu tun. Hier protestierten Gewerkschafter, Politiker, Kirchenleute und andere engagierte Hallenser friedlich. Direkt vorm Osebergladen provozierten sich hingegen Rechte und Punks gegenseitig. Provokativ stellten Männer aus dem Oseberg-Geschäft Pfandflaschen in die Nähe der Punks, kommentierten es mit den Worten, da habt ihr was zum Einlösen. Die reagierten mit einem Flaschenwurf in Richtung der Rechten.

Unterdessen droht dem Geschäft ohnehin der Ladenschluss. Nach dem die Ladeninhaber bereits zur Räumung aufgefordert worden, sich davon aber unbeeindruckt zeigten, droht nun ein Gerichtsverfahren.

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