Spitzenwert: Konzern investiert 168 Millionen Euro

von 21. Februar 2017

Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand sprach von der größten Investitionssumme seit 13 Jahren. Diese positive Entwicklung resultiere unter anderem aus einem ausgeglichenen Haushalt und effizienterem Arbeiten. Er lobte die Stadtwerke Halle (SWH) als verlässlicher Partner und würdigten die Leistungen der städtischen Unternehmen, die seit Jahren mit erheblichen Millionenbeträgen zur Stärkung der Stadtkasse beitragen.

Matthias Lux, Vorsitzender der SWH-Geschäftsführung, nannte die Investitionen einen Segen für die Stadtwerke. Allein in den drei Jahren 2015 bis 2017 tätigt die Stadtwerke-Gruppe Investitionen in der Höhe eines Viertels ihres aktuellen Anlagevolumens. In diesem Jahr sind es 168 Millionen Euro, davon 64 Millionen Euro Fördermittel. Das meiste Fördergeld kommt aus dem Stadtbahnprogramm und aus dem Fluthilfefonds. Lux bezeichnete den Umfang der Investitionen als Herausforderung. Auf einem Schaubild zeigte er die Investitionskaskade: 2015 waren es 108 Millionen Euro, 2016 dann 123, 2017 werden es 168, 2018 laut Plan 118, dann 2019 nochmals 161, 2020 noch 105 und 2021 schließlich 76 Millionen Euro. In diesem Jahr bringt das Unternehmen 104 Millionen Euro an Eigenmitteln auf. Dabei handelt es sich um Eigenkapital plus Kredite. Zur Deckung des Investitionsbedarfs sind auch schon Schuldverschreibungen ausgegeben worden, so Lux.

Der SWH-Chef sprach einige Trends an: die Entwicklung der Erneuerbaren Energien und das veränderte Mobilitätskonzept vieler junger Menschen. Demnach wollen junge Menschen mobil sein, um vom einen Ort zum anderen zu kommen, müssen deswegen aber nicht unbedingt ein eigenes Auto haben. Das Stadtbahnprogramm sei eine Antwort darauf und ziele vor allem auf zwei Verbesserungen: die Erreichbarkeit für alle (Stichwort Barrierefreiheit) und kürzere Fahrzeiten.

Lux von rasanter Entwicklung der Erneuerbaren Energien überrascht

Die SWH setzen auf die Energie von Sonne und Wind. Sie sind am Unternehmen Trianel beteiligt, das unter anderem einen Windpark bei Eisleben betreibt. Außerdem wollen sie am 1. Juli 2017 eine Photovoltaikanlage in Wiesenburg/Mark (Brandenburg) in Betrieb nehmen, gegen die es 2016 allerdings heftige Bürgerproteste gab, und 2018 eine weitere derartige Anlage auf einer alten Aschedeponie in Sennewitz (Saalekreis). Nach der Reaktorkatastrophe 2011 in Fukushima (Japan) hatte die deutsche Bundesregierung den Atomausstieg beschlossen und verstärkt auf Erneuerbare Energien gesetzt. Schon 2015 hat Deutschland 26 Prozent des Stromes aus Wind, Sonne, Wasser und Co. gewonnen, was angesichts der Kürze der Zeit unglaublich sei. Lux jedenfalls bezeichnete das Entwicklungstempo als überraschend.

Mit dem Tempo sind offenbar nicht alle zufrieden. So veröffentlichte das Greenpeace-Magazin im September 2016 eine Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa), in der es unter anderem hieß: „Die Investitionen der Kommunalunternehmen in die Stromerzeugung mit einem Schwerpunkt in Erneuerbare- oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen stagnierten 2015 das dritte Jahr in Folge bei um die fünf Milliarden Euro. Dies sagte die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Katherina Reiche, am Dienstag bei einem Stadtwerke-Kongress in Leipzig.“

Lux stellte einige konkrete Investitionen vor. So nannte er die im Oktober 2016 gegründete „Energie-Initiative Halle (Saale)“, welche die Energiewende in Halle vorantreiben soll. Zu der Initiative gehört der „Energie- und Zukunftsspeicher“, womit die SWH ihre Fernwärme ausbauen wollen. Gemeint ist ein Wärmespeicher mit einer Kapazität von 1800 Megawattstunden. Das Kraftwerk Dieselstraße würde einen Tag im Vollbetrieb brauchen, um diesen Speicher zu füllen. Inzwischen ist die Hälfte aller Haushalte in Halle an die Fernwärme angeschlossen. Bereits zu DDR-Zeiten mit Fernwärme versorgt waren die Neubaugebiete Neustadt, Silberhöhe, Südstadt und Heide-Nord. 2016 waren auch weite Teile der Innenstadt angeschlossen. Im Bau ist aktuell eine Fernwärmetrasse am Heiderand. Mit dem Bau der Trasse Saaleaue wollen die Stadtwerke in diesem Jahr beginnen. Perspektivisch will der kommunale Großversorger im Paulusviertel vorankommen, wo zuletzt der Wohnpark Paulusviertel und explizit das ehemalige Regierungspräsidium in das Fernwärmenetz eingegliedert wurde. Im Osten haben mehr als 30 Prozent der Haushalte Fernwärme, im Westen sind es kaum zehn Prozent. Die DDR hatte aus ökonomischen Gründen auf die Fernwärme gesetzt. Heute sagen Fachleute, dass mit der Fernwärme erhebliche Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid einzusparen sind.

Bauarbeiten an Abwassersammler mit gewaltigem Gerät

Weiter gehen die Bauarbeiten um 600 Kilometer langen Abwassernetz in Halle. Der 2016 begonnene Ersatzneubau für den Abwasserhauptsammler Brachwitzer Straße soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. 3,60 Meter misst der Sammler im Durchmesser. Um diesen Tunnel zu graben kommt, so Lux, ein deutschlandweit einmalige Bohrgerät zum Einsatz. Alle zehn Jahr müssen die Stadtwerke außerdem das komplette Abwassernetz einmal kontrolliert haben. Der Gesetzgeber hat den Turnus von 20 auf zehn Jahre gesenkt, erklärte Lux gegenüber Hallelife. Wegen einer weiteren Gesetzesänderung investieren die SWH auch in die Kläranlage Halle-Nord. So darf der Stickstoffeintrag nach der Aufbereitung ab 2019 statt 18 Milligramm je Liter nur noch 13 Milligramm betragen. Die Anlage ist quasi zu 100 Prozent ausgelastet, freut sich Lux, und ist damit anders als einige andere Kläranlagen im Osten nicht überdimensioniert. Die Bauarbeiten sollen bis 2018 abgeschlossen sein.

Stadtwerke-Geschäftsführer René Walther ergänzte die Ausführungen, indem er über die Investitionen beim Nahverkehr, der Elektromobilität und in das Stadtbad informierte. Das Stadtbad bekommt teilweise neue Fassaden, die mit rund 1,2 Millionen Euro zu Buche schlagen. Bis Ende 2017 wollen die SWH auch die Fenster der Frauenhalle sanieren. Die nötigen Mittel in Höhe von 50.000 Euro kamen durch Spenden und eine Crowdfunding-Aktion herein. Beim Nahverkehr gehen die Bauarbeiten des Stadtbahnprogramm weiter voran (Hallelife berichtete wiederholt). Zur Elektromobilität sagte Walther, dass es in Halle zuletzt 68 Elektroautos gab und 17 öffentliche Ladesäulen. Das klinge wenig, sei jedoch im Vergleich der ostdeutschen Städte ein guter Wert. Weitere Ladesäulen sind geplant am Spaßbad Maya mare, auf dem Parkplatz des Bergzoos, an diversen S-Bahn-Stationen und auf dem Gelände von PS-Union an der Selkestraße (Neustadt).

die Energie-Initiative der Stadtwerke Halle und weiterer Partner

https://evh.de/privatkunden/waerme/fernwaerme/energie-initiative

Blick auf die Energiewende der Stadtwerke – Bericht im Greenpeace-Magazin

https://www.greenpeace-magazin.de/tickerarchiv/stadtwerke-investitionen-energiewende-stagnieren

Streitobjekt Solarpark Wiesenburg (Brandenburg)

http://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam-Mittelmark/Wiesenburg-Mahnung-vor-blauem-Wunder