Stadt plant Spurwechsel und Minikreisel am Curie-Platz

von 9. September 2015

Schon einen Tag nach der Bürgerversammlung wollten die Planer ihre Vorzugsvariante 3 in den Gestaltungsausschuss hineinreichen. Der weitere Zeitplan sieht die Planfeststellung in den Jahren 2016/2017 vor und das Baurecht 2017/2018. Das Vorhaben schließt sich, so Stadtplanerin Kristin Elemdorff, an den laufenden Umbau des Areals am Steintor und die bereits länger zurückliegende Neugestaltung am Kleinschmieden an. Betroffen seien Teile der oberen und unteren Steinstraße. Sie charakterisierte die Straße als geschwungen, schmal und eng bebaut. Sie habe keinen Regelquerschnitt, sondern bewege sich in der Breite zwischen 11,96 Meter und 17,89 Meter. Teile der „multifunktionalen Verkehrsfläche“ mit Fußgänger-, Rad-, Auto- und Straßenbahnverkehr lägen im Sanierungsgebiet „Historischer Altstadtkern“. Der Joliot-Curie-Platz sei für die Verkehrsteilnehmer mitunter unübersichtlich.

Der Curie-Platz ist eine denkmalgeschützte Freifläche in Halle und soll erhalten bleiben einschließlich der Parkanlage mit den alten Bäumen. Änderungen wollen die Planer an den Verkehrswegen vornehmen. Dort sehen sie Handlungsbedarf, denn die Vorfahrten sind „nicht mehr StVO-konform“, entsprechen also nicht mehr der Straßenverkehrsordnung (StVO), die Sicherheitsabstände etwa zwischen Straßenbahnen und Autos sind zu gering und die Querungen für Fußgänger, ob vor der Hauptpost oder am Opernhaus, sind allesamt unsicher. Nach Aussagen der Stadtverwaltung Halle wurden in den Jahren 2012 bis 2014 am Curie-Platz 125 Verkehrsunfälle registriert. Hauptunfallursachen waren Vorfahrtverstöße und zu geringer Sicherheitsabstände. Am häufigsten in Unfälle verwickelt waren Radfahrer und Straßenbahnen. Verkehrszählungen ergaben: Am Curie-Platz sind am Tag zwischen 10.000 und 11.000 Fahrzeuge unterwegs, am Hansering sind es rund 15.000.

Für die Umbaumaßnahmen im Zuge des Stadtbahnprogramms nannten die Planer drei Ziele: Regelkonformität, Sicherheit und Barrierefreiheit. Langfristig will die Stadtverwaltung auch den Weg auf der Westseite im Park zwischen Hauptpost und Opernhaus barrierefrei gestalten. In jedem Fall soll das Grün nicht angetastet werden. Für das Vorhaben 13 wurden 16 Haupt- und weitere Untervarianten untersucht. Übrig geblieben ist die „Vorzugsvariante“. Demnach entfällt die Haltestelle am Stadtbad. Dafür sollen die Haltestellen vor der ehemaligen Zahnklinik und dem ehemaligen Hotel Hamburg auf jeweils 45 Meter Länge barrierefrei ausgebaut werden. Allerdings sind dazu noch Gespräche mit den Eigentümern der Zahnklinik Gespräche notwendig (nach Hallelife-Informationen handelt es sich um eine Landesliegenschaft). Die Planer erklären dazu, dass der Abstand zwischen den verbleibenden Haltestellen mit jeweils rund 400 Metern normgerecht ist.

Am Curie-Platz wird der Verkehr neu sortiert. Auf die Opernhaus-Seite kommt ein Mini-Kreisverkehr. Fahrer aus Richtung Universitätsring fahren von dort auf jeweils einer Fahrspur auf der Ost- und auf der Westseite des Platzes Richtung Große Steinstraße. Wer von der Großen Steinstraße oder dem Hansering zum Universitätsring möchte, findet dafür künftig eine Fahrspur auf der Westseite. An den beiden neuen Verkehrsknoten in der Großen Steinstraße wollen die Planer Lichtsignalanlagen (Ampeln) platzieren. Am Kreisverkehr vor dem Opernhaus soll es drei Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) geben: zwischen Park und Opernplatz sowie an den Einmündungen Universitätsring und August-Bebel-Straße. Auf der Ostseite des Platzes sind Stellplätze vorgesehen.

In der Fragerunde traten mehrere Bürger ans Mikro. Eine Frau ärgerte sich über das Mosaikpflaster am Opernhaus. Man bleibe daran mit den Schuhen hängen. Außerdem sprach sie die Parkplatznot am Opernhaus an und fragte, wie denn bei Vorstellungen künftig Fahrzeuge für den Ein- und Ausstieg vornehmlich älterer Menschen am Opernvorplatz halten sollen, wenn sich die Fahrzeuge am Kreisverkehr stauen. Ihr Nachredner schlug zur Lösung des Halteproblems vor, doch während Veranstaltungen die Poller zu entfernen und für den Halt die Bordsteine abzusenken. Auf die Aussage der Stadtplaner, dass die Straßenbahner in der Großen Steinstraße künftig schneller fahren können, reagierte er mit der Warnung: „Die Unfallgefahr steigt!“ Die Radfahrer werden vernachlässigt, bemängelte ein anderer Bürger. Würden die Radfahrer nicht berücksichtigt, sei damit zu rechnen, dass sie regelwidrig die Gehwege benutzen. Bemängelt wurde auch, dass die Fristen zwischen Bürgerrunden und Sitzungen beschließender Gremien viel zu kurz sind.

In ihren Antworten erklärten die Planer: Die Stadtverwaltung ergänzt das Stadtbahnprogramm durch Oberflächengestaltungen entlang der Strecke. Dabei bestehen enge finanzielle Grenzen. Die Havag wird zwar zügig, aber angemessen fahren. Der Radverkehr am Curie-Platz ist überschaubar. Die Umwege für Radfahrer sind akzeptabel. Es ist schwierig, einen weiteren Radweg einzufügen. Ein Radweg etwa auf der Ostseite des Platzes bedeutete, dass dort kein Platz mehr für Parkplätze wäre. Für Radwege Bäume im Park abzuholzen, kommt auch nicht infrage.

Erklärtes Ziel des Stadtbahn-Programmes ist es, den Straßenbahnverkehr komfortabler und schneller zu machen. Im Falle der Großen Steinstraße in Halle sprechen die Planer von einer Reisezeiteinsparung von 40 Sekunden. Etliche Bürger kritisieren inzwischen, dass dafür „ihre“ Haltestelle am Stadtbad (Schimmelstraße) geopfert wird und diese Zeitersparnis weder erheblich, noch aufgrund der Enge und des Verkehrs insbesondere in der unteren Großen Steinstraße gesichert ist.

Ansprechpartner „Stadtbahn Halle – Ausbau der Großen Steinstraße“

Erhard Krüger, Havag

Email: erhard.krueger@havag.com

Telefon: 0345 / 581 54 00

Pmp INFRA GmbH

Axel Wilhelm

Email: wi@wiox.de

Telefon: 0361 / 51 87 68 90

Stadtplanungsamt Halle

Kristin Elmendorff

Email: kristin.elmendorff@halle.de

Telefon: 0345 / 221 62 69