Streckenrückbau führt zu weiteren erheblichen Problemen

von 23. August 2012

 Der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Landesverband Elbe-Saale warnt davor, Bahnstrecken, die nicht voll ausgelastet sind, vorschnell zurückzubauen. Dies könne Störungen im Netz verstärken, da es auf den zurück gebauten Strecken zu Kapazitätsproblemen kommen könne. Aktuelles Beispiel sei die Eisenbahnstrecke Halle-Delitzsch, östlich von Halle, die nach Plänen der Bahn von einer zweigleisigen Strecke auf nur noch ein Gleis zurückgebaut werden soll. „Auf dieser Strecke findet zurzeit der Umleitungsverkehr für die gesperrte Strecke Halle-Bitterfeld statt. Wäre sie bereits jetzt eingleisig, wie es die Bahn plant, käme es wahrscheinlich zu noch mehr Verspätungen als bisher“, sagte der Vorstandsvorsitzende des VCD-Landesverbands, Jan Krehl, am Donnerstag. Der VCD fordere daher das Eisenbahnbundesamt und die verantwortlichen Politiker auf, die Rückbaupläne der Bahn zu stoppen. Die mit der Streckensperrung einhergehenden Probleme zeigten nach Ansicht von Krehl, wie wichtig der Erhalt der bestehenden Infrastruktur bei der Bahn sei. Die Bahn müsse gerüstet sein für weitere Entwicklungen und Krisensituationen. Hierfür sei jedoch ein gewisser Überhang bei den Kapazitäten sowohl im Schienennetz als auch im Fahrzeugbestand erforderlich. „Zwar fahren im normalen Regelbetrieb in der Tat nur wenige Züge auf dem bestreffenden Streckenabschnitt. Im Hinblick auf den neuen Güterbahnhof Halle/Saale, dürfte sich das Verkehrsaufkommen auf der Strecke erheblich steigern“, sagte VCD-Sprecher Krehl weiter. Hinzu komme, dass die Eisenbahnstrecke Halle-Delitzsch die Umleitungsstrecke für den Abschnitt Halle-Bitterfeld der TEN-Achse Berlin-Palermo (TEN = Trans-European Networks) sei. Auch wenn die derzeit gesperrte Strecke Halle-Bitterfeld wieder neu aufgebaut und in Betrieb sei, werde die Strecke Halle-Delitzsch bei Streckensperrungen der Bitterfelder Strecke (etwa nach Signalstörungen, Personenunfällen, Bahnübergangsunfällen, Bauarbeiten oder anderen Unregelmäßigkeiten) gebraucht. „Nach einem Rückbau wird es im Umleitungsverkehr zu Stauungen der Züge kommen, da ein Kapazitätsengpass entsteht“, warnte Krehl. Der VCD appelliere daher an die DB Netz AG, auf den Rückbau zu verzichten. Krehl weiter: „Es sieht so aus, als wolle die Bahn die Einsparung von lediglich ca. 145 000 Euro an jährlichen Betriebskosten, die die Stilllegung des einen Gleises mit sich bringt, auf Kosten des Services für die Bahnkunden erwirtschaften. Das darf nicht sein.“