Kein Nachwuchs in Sicht – Ärztemangel in Sachsen-Anhalt

Kein Nachwuchs in Sicht – Ärztemangel in Sachsen-Anhalt
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von 12. Januar 2024 0 Kommentare

Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist außer Balance geraten. In zahlreichen Branchen und Industrien sind offene Stellen zu besetzen, doch die Positionen bleiben aufgrund fehlender Bewerber unbesetzt. Besonders im medizinischen Bereich wird die derzeitige Lage immer kritischer.

 

Im vergangenen Jahr führte die Mitteldeutsche Zeitung eine Umfrage bei ihren Lesern durch, die mit einem Schwerpunkt auffiel: Die medizinische Versorgung in Sachsen-Anhalt ist ein Armutszeugnis. Zu wenig Personal, zu wenig Unterstützung vom Land, zu geringe Sicherheiten im Notfall. Dass es Deutschland an Fachpersonal mangelt, ist ein bekanntes Problem, welches sich seit Jahren schleichend aufbaute. Mit der Neuentwicklung des Arbeitsmarktes durch Remote-Work, Home-Office und der nachrückenden Generation Z erreichte die kritische Lage des Arbeitsmarktes ihren Höhepunkt – und macht vor Arztpraxen und Therapiezentren nicht Halt.

Die Folge ist eine steigende Unterversorgung der ländlichen Regionen. Gehen praktizierende Ärzte in Rente, schließen Praxen und werden nur in seltenen Fällen an neue Ärzte weitergegeben. Während Halle (Saale) diese Entwicklung mit Bewerbungskampagnen auffangen kann, sind andere Gebiete rund um die Stadt von dem Ärzteschwund betroffen. Die Hoffnungen, entsprechendes Personal im Ausland zu finden, sind gering: Deutschland hat seinen Status als vorbildliches Arbeitgeberland verloren.

 

Foto Gustavo Fring -pexels-

Praktizieren bis ins Rentenalter

Ausgeglichene Work-Life-Balance, mehr Zeit für private Themen, bessere Bezahlung: Den Anforderungen der neuen Generation und verbesserungswürdige Arbeitsrahmen, die im Ausland in erfolgreichen Modellen umgesetzt werden, entspricht die deutsche Arbeitskultur derzeit nur bedingt. Hinzu kommt, dass Branchen wie Medizin oder Gastronomie nur zu einem Bruchteil den Ansprüchen gerecht werden, da verkürzte Arbeitszeiten in diesen Bereichen kaum möglich sind – zumindest mit dem derzeitigen Stand der Dinge.

Es erfordert ein ganzheitliches Umdenken, um junge Menschen dazu zu bewegen, den Berufsstand der Mediziner aufrechtzuerhalten. Im Jahr 2022 waren bis zu 300 Arzt- und Therapeutenstellen unbesetzt, wie MDR berichtete. Was heute nur die Älteren betrifft, wird in Zukunft zum Problem der Jugend. Rücken keine Fachkräfte nach, wird die medizinische Unterversorgung zukünftig zu einem noch größeren Problem. Doch die Bereitschaft für jahrelange Studiengänge und Praxissemester mit geringer Bezahlung ist aktuell kaum vorhanden. Derzeit wird ein Praktisches Jahr mit ca. 400 Euro vergütet. Ein geringer Lohn für eine Vollzeitbeschäftigung, gegen die Medizinstudenten in Halle (Saale) im Sommer 2023 bereits demonstrierten.

 

Medikamente bleiben aus

Zusätzlich zum Ärztemangel hat Deutschland zudem mit einem akuten Medikamentenmangel zu kämpfen. Aufgrund steigender Transport-, Logistik- und Entwicklungskosten bleibt der Nachschub an Medizin aus. Stationäre Apotheken sind von diesem Negativtrend besonders stark betroffen, da sie auf die strengeren Vertragsbedingungen mit lokalen und regionalen Dienstleistern angewiesen sind. Online-Anbieter, bei denen sich auf Rezept Cialis kaufen lässt oder rezeptfreie Medikamente wie Aspirin verfügbar sind, haben einen größeren Handlungsspielraum. Als Alternative fangen die Apotheken im Internet den Mangel im stationären Handel auf. Eine Lösung auf Dauer ist diese Momentaufnahme jedoch kaum.

Es ist ein Kreislauf, der unterbrochen werden muss: Ausbleibende Ärzte haben weniger Rezeptverschreibungen zur Folge, die Pharmaunternehmen unter Druck setzen, Umsatz zu erbringen. Höhere Produktions- und Transportkosten mindern die Marge, wodurch weniger Gewinn in die Kassen fließt. Dass sich die Regierung dem Problem mit wegweisenden Änderungen annehmen muss, ist unbestritten. Die Frage ist nur, ob ein Handeln nicht längst hätte geschehen müssen.

         

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