Polizeiliche Kriminalstatistik 2014 der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd

von 18. März 2015

Anzahl der Fälle, Aufklärung, Tatverdächtige

Im Jahr 2014 wurden 64.286 Fälle in der Polizeilichen Kriminalstatistik registriert, das sind 1.310 Fälle (+2,1%) mehr als 2013. Trotz steigender Fallzahlen blieb die Aufklärungsquote 2014 im Vergleich zum Vorjahr konstant bei 56 %, insgesamt 36.027 Straftaten wurden aufgeklärt.

22.407 Tatverdächtige wurden ermittelt, dies sind 497 weniger als im Vorjahr.

Die seit 2008 rückläufige Tendenz des Anteils der Jungtatverdächtigen an allen ermittelten Tatverdächtigen setzte sich auch im Jahr 2014 fort. Hier betrug der Anteil 16,0%, 2013 waren es noch 17,3%.

Der Anteil der Konsumenten harter Drogen an allen ermittelten Tatverdächtigen hat sich von 7,0% im Jahr 2013 auf 9,1% im Jahr 2014 erhöht. 2.035 ermittelte Tatverdächtige wurden 2014 als Konsumenten harter Drogen erfasst. Ebenso hat der Anteil der durch sie begangenen aufgeklärten Straftaten deutlich zugenommen. Im Jahr 2014 lag dieser bei 26,8%, im Jahr 2013 bei 19,1%. Besonders signifikant ist diese Erhöhung bei den aufgeklärten Fällen des Diebstahls gesamt, hier auch bei den geklärten Fällen des Diebstahls in/aus Boden- und Kellerräumen, und des Betrugs mittels rechtswidrig erlangter Debitkarten ausgeprägt. Das bedeutet, dass im Jahr 2014

  • 40,1% der aufgeklärten Fälle des Diebstahls gesamt (2013: 29,3%),

  • 82,3% der aufgeklärten Fälle des Diebstahls gesamt in/aus Boden- und Kellerräumen (2013: 55,2%) und

  • 71, 4% der aufgeklärten Fälle des Betrugs mittels rechtswidrig erlangter Debitkarten (2013: 26,3%)

durch Konsumenten harter Drogen begangen worden sind.

Die Zunahme von Konsumenten / Abhängigen von Crystal bedeutet, dass die damit verbundenen Beschaffungskosten stetig anwachsen. Mit dem Konsum von Crystal ist in der Regel auch der Konsum von Cannabisprodukten verbunden. Ein erheblicher Anteil der o. g. Einbruchsdiebstähle ist unter diesen Gesichtspunkten der Beschaffungskriminalität zuzuordnen.

Polizeibeamte als Opfer von Straftaten/Gewalt gegen Polizeibeamte

Im Jahr 2014 wurden 393 Fälle erfasst, in denen Polizeibeamte Opfer einer Straftat waren. Das sind 24 Fälle weniger als im Jahr 2013. Verletzt wurden im vergangenen Jahr 77 Polizeibeamte (2013: 78 Polizeibeamte), drei von ihnen schwer. Die Verletzungen ereigneten sich größtenteils im Rahmen von Widerstandshandlungen (67 verletzte Beamte) sowie bei Angriffshandlungen (10 verletzte Beamte).

Anteil ausgewählter Delikte an der Gesamtkriminalität, Aufklärung

Die einzelnen Deliktsbereiche haben sich nicht gleichmäßig entwickelt, während bei den sonstigen Straftatbeständen ein Rückgang zu verzeichnen war, hat sich bei den Besonders schweren Fällen des Diebstahls und den Vermögens-/Fälschungsdelikten ein Anstieg abgezeichnet.

Straftaten gegen das Leben nehmen einen geringen Anteil an der Gesamtkriminalität (0,05%) ein. Im Jahr 2014 sind wie auch im Vorjahr 31 Fälle erfasst worden, von denen 90,3% aufgeklärt werden konnten.

Letztes Jahr führten Polizei und Staatsanwaltschaft zwei Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags gegen Personen mit Bezug in das sogenannte Rockermilieu. Das Landgericht Halle (Saale) verurteilte in beiden Fällen die Beschuldigten zu mehreren Jahren Haftstrafe. Ein rechtskräftiges Urteil steht noch aus.

Leider bisher nicht geklärt werden konnte der Mord zum Nachteil der bulgarischen Studentin Mariya N., welcher in der Nacht vom 06.02.2014 zum 07.02.2014 geschah und in der Halleschen Bevölkerung sowie darüber hinaus große Anteilnahme nach sich zog. Die 13köpfige Mordkommission „Neuwerk“ arbeitet intensiv an der Klärung der Straftat. Offensive Presse- und Fahndungsarbeit erfolgte und führte auch zu zahlreichen Hinweisen. Über 4.200 Personen wurden bisher befragt, 2.100 freiwillige Speichelproben abgegeben und weitere stehen aus. Die Mordkommission wird auch weiterhin alles dafür tun, dass dieses Verbrechen aufgeklärt werden kann.

Mit 515 erfassten Fällen nehmen die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung einen Anteil von 0,8% an der Gesamtkriminalität ein. Die Aufklärungsquote liegt bei 81,0% (417 Fälle). Gestiegen ist der sexuelle Missbrauch von Kindern auf 186 Fälle. Das sind 25 Fälle mehr als 2013.

Im Juli 2014 zwang ein zunächst unbekannter Täter eine 24Jährige unter Vorhalt eines Messers mit ihrem PKW von Halle in den Bereich Dessau zu fahren. Der Täter missbrauchte die Frau mehrfach sexuell, anschließend musste sie ihn wieder nach Halle fahren. Danach konnte sich die Frau entfernen und informierte die Polizei. Auf Grund von DNA-Material konnte der Täter bekannt gemacht und vorläufig festgenommen werden. Das Landgericht Halle verurteilte ihn zu einer Haftstrafe.

Im Bereich der Gewaltkriminalität wurden im Jahr 2014 insgesamt 1.870 Fälle registriert, 1.794 Fälle waren es im Jahr 2013. Eine Aufklärungsquote von 78,1% wurde erzielt. Hierzu zählen unter anderem Straftaten wie gefährliche und schwere Körperverletzung oder Raub.

Im Bereich der Rohheitsdelikte gingen die Fallzahlen der Körperverletzungen zurück. Waren es im Jahr 2013 noch 5923 Fälle, wurden im Jahr 2014 insgesamt 5.878 Fälle registriert. Die Aufklärungsquote beträgt in diesem Deliktfeld 89,9%.

Bei Raub / räuberische Erpressung wurden 2014 insgesamt 550Fälle erfasst, dies sind 89 Fälle mehr als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote beträgt 63,3 % (2013: 66,6%).

Insgesamt wurden im Jahr 2014 8.993 Fälle der sogenannten Rohheitsdelikte erfasst, das sind 77 Fälle mehr als im Vorjahr. Trotz einer leichten Zunahme liegt der Handtaschenraub dennoch auf einem niedrigen Niveau. 32 erfasste Straftaten im Jahr 2014 stehen 29 Straftaten im Jahr 2013 gegenüber, im Jahr 2012 waren 49 Fälle zu verzeichnen.

Der Anteil der Rohheitsdelikte an der Gesamtkriminalität liegt bei 13,99 %. Mit 88,6% geklärten Straftaten in dieser Deliktgruppe, die neben den Körperverletzungsdelikten u. a. auch die Raubstraftaten, räuberische Erpressungen sowie Bedrohungen und Nachstellungen beinhaltet, konnte eine gute Aufklärungsquote erreicht werden.

Ermittelt werden konnte beispielsweise ein Tatverdächtiger, der im Sommer 2014 maskiert und unter Verwendung einer Schreckschusshandfeuerwaffe eine Tankstelle beraubte und im September 2014 auf die gleiche Art eine Bankfiliale berauben wollte, jedoch ohne Beute flüchten musste. Außerdem hatte er zusammen mit weiteren Beschuldigten versucht, eine Spielothek zu berauben und hierbei eine Angestellte verletzt. Alle Straftaten ereigneten sich im Burgenlandkreis. Der Tatverdächtige befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.

Ebenfalls aufklärt wurden ein Raubüberfall auf einen Einkaufsmarkt und eine Spielothek im Saalekreis sowie sieben Raubstraftaten, die innerhalb weniger Stunden im Juli 2014 in Halle begangen worden sind. Den drei gemeinschaftlich handelnden Tätern, die sich nun in Haft befinden, konnten darüber hinaus ein Handtaschenraub in Leipzig und weitere Straftaten nachgewiesen werden.

Die Diebstahlsdelikte insgesamt machen mit 42,7 % einen Großteil der Gesamtkriminalität aus. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl der Diebstähle im Jahr 2014 um 1.190 Taten auf 27.439 (+ 4,5%).

Damit einhergehend ist bei Diebstahl im besonders schweren Fall ein deutlicher Anstieg von 14.407 Fällen im Jahr 2013 auf 15.340 Fälle im Jahr 2014 zu verzeichnen. Dies bedeutet eine Zunahme von 6,5%.

Entgegen dem Bundestrend ist im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahles ein Rückgang der Fallzahlen von 935 Fällen im Jahr 2013 auf 854 Fälle im Jahr 2014 feststellbar. Das sind 8,6 % weniger.

Hingegen bei den Einbruchsdiebstählen in/aus Boden- und Kellerräumen ist ein signifikanter Anstieg von 1.927 Fällen im Jahr 2013 auf 3.199 Fälle im Jahr 2014 zu verzeichnen ist. Dies sind 66,0% (1.272 Fälle) mehr als im Vorjahr.

Auf etwa gleichem Niveau zum Vorjahr liegen die Fallzahlen des Diebstahls im besonders schweren Fall von Kraftwagen sowie in und aus Kraftfahrzeugen. Im Jahr 2014 wurden 354 Kraftwagen gestohlen, 2013 waren es 348. Bei den Diebstählen im besonders schweren Fall in/aus Kfz. wurden 2014 insgesamt 2.132 und 2013 insgesamt 2.097 Fälle registriert.

Maßgeblich für den Anstieg der Fallzahlen im Bereich der Vermögens- und Fälschungs-delikte um 572 auf 11.074 Fälle im Jahr 2014 ist der Waren- und Warenkreditbetrug. In diesem Deliktfeld ist eine Steigerung um 509 auf 3.533 Fälle im Jahr 2014 (+ 16,8%) zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote im Jahr 2014 lag bei 78,1%. Zurückgegangen ist hingegen die Zahl der Tankbetrugsdelikte von 1.070 im Jahr 2013 auf 874 im Jahr 2014 (-18,3 %).

Rückläufig sind auch die Fallzahlen bei den Sonstigen Straftatbeständen, hierunter fallen beispielsweise Brandstiftungen, Sachbeschädigungen oder Hausfriedensbruch. Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 19,6%. Im Jahr 2014 wurden 12.601 Fälle registriert, dies sind 1.081 Fälle weniger als im Jahr 2013, die Aufklärungsquote stieg auf 58,5%. Der Rückgang der Fälle ist auf die deutlich gesunkenen Fallzahlen bei den Sachbeschädigungen von 7.025 im Jahr 2013 auf 6.220 im Jahr 2014 (-11,5%) zurückzuführen.

Weniger Fälle wurden ebenso im Bereich der Brandstiftungen registriert. 266 Fällen im Jahr 2014 stehen 295 Fälle im Jahr 2013 (-9,8%) gegenüber.

Am 06.08.2014 brannte in Bad Bibra das Einkaufscenter Bibertal-Center. Der Dachstuhl und mehrere Geschäfte des Centers wurden durch das Feuer zerstört, so dass ein sehr hoher Sachschaden entstand. Im Rahmen der wegen schwerer Brandstiftung geführten Ermittlungen konnten zwei Tatverdächtige bekannt gemacht werden.

Im Bereich der Rauschgiftkriminalität ist die Zahl der Fälle 2014 mit 2.677 um +23,4% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (+507 Fälle). Dieses hohe Niveau ist u. a. auf verstärkte Kontrolltätigkeiten und damit einhergehende erhöhte Feststellungen sowie die intensiven Auswertungen im Rahmen von Durchsuchungen sichergestellter Beweismittel zurückzuführen. Die Aufklärungsquote beträgt 95,2 %.

Seit einigen Jahren breitet sich die Droge Crystal im südlichen Sachsen-Anhalt aus. Vergleichszahlen hierzu liegen nicht vor, da Straftaten im Zusammenhang mit Crystal erst seit dem Jahr 2014 mit einem eigenem Deliktschlüssel registriert werden. Crystal hat sich im Süden Sachsen-Anhalts als Massendroge etabliert. Im Jahr 2014 wurden 1.215 Fälle von Straftaten im Zusammenhang mit Crystal registriert. Dabei handelt es sich um sogenannte Konsumentendelikte (993 Fälle) sowie um illegalen Handel/Schmuggel (222 Fälle) der Droge Crystal.

Die Polizei hat das Problem erkannt und eine Vielzahl repressiver und präventiver Maßnahmen zu Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität durchgeführt.

In einem im Burgenlandkreis geführten Ermittlungsverfahren gegen einen 35jährigen Beschuldigten wegen illegalen Handelns mit Betäubungsmitteln wurden bei Durch-suchungsmaßnahmen u. a. drei Kilogramm Marihuana und 50 Gramm Crystal sichergestellt.

150 Kilogramm Marihuana haben Ermittler von Zollfahndung, Bayerischem Landeskriminalamt sowie dem Rauschgiftkommissariat der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd am 25.04.2014 unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Halle sichergestellt, dabei die für Deutschland und die Niederlande verantwortlichen Rädelsführer eines international agierenden Drogenschmugglerringes festgenommen.

Langwierige Ermittlungen des Fachkommissariats 4 der PD Sachsen-Anhalt Süd, in Zusammenarbeit mit anderen Polizeibehörden, führten im März 2014 in Halle zur Sicherstellung von 1 kg Heroin(Bodypacks) bei einem professionellen Kurier, dieser wurde festgenommen.

Im Burgenlandkreis gibt es das Projekt „Sport gegen Drogen und Gewalt. Gemeinsam mit dem Mitteldeutschen Basketballclub, der Staatsanwaltschaft in Naumburg sowie dem Jugendamt Burgenlandkreis führt die Polizei an Schulen Präventionsmaßnahmen durch. So gab es letztes Jahr 3 Veranstaltungen an Gymnasien, an denen mehr als 300 Schüler teilgenommen haben.

Initiiert durch den Präsidenten des Oberlandesgerichts Naumburg, Herrn Winfried Schubert, wurden an zwei Gymnasien in Halle (Saale) und Naumburg zwei Projekttage zur Drogenprävention durchgeführt. Grundgedanke des Projektes, welches im Rahmen der Europawoche stattfand, war es, den problematischen Umgang mit Betäubungsmitteln zu beleuchten und europäische Parallelen darzustellen. An dem Projekt beteiligten sich Vertreter der Polizei, Justiz, der Kommunen sowie Fachleute der Suchtberatung. Darüber hinaus vermittelten ein Professor aus Spanien sowie ein Richter aus Luxemburg Erfahrungen aus ihren Ländern.

Die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd ist auch Kooperationspartner des Projektes „FreD“, welches von der AWO-Suchtberatungsstelle Halle (Saale) und der Fachstelle für Suchtprävention betrieben wird. Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten (FreD) richtet sich an Jugendliche und Heranwachsende, die im Zusammenhang mit dem Konsum von Rauschmitteln auffällig geworden sind. Das Ziel von FreD ist es, junge Menschen zu motivieren, sich mit ihrem Konsum auseinanderzusetzen, eine Selbstreflexion anzuregen und einer möglichen Abhängigkeitsentwicklung vorzubeugen. Damit schließt FreD die Lücke zwischen präventiven Programmen und der Suchtbehandlung. Als Bundesmodellprojekt lag der Schwerpunkt seit dem Jahr 2000 auf Cannabiskonsumenten, der Zugang erfolgte in der Regel über die Polizei und die Justiz. Im Rahmen der Weiterentwicklung kam die Auffälligkeit mit Alkohol hinzu und es wurden Zugangswege ergänzt (Schule, Betrieb, Jugendhilfe). Heute richtet sich FreD an Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren, die (erstmals) auffällig geworden sind vor dem Hintergrund eines riskanten Umgangs mit Alkohol oder illegalen Substanzen (außer Heroin und Crystal). In Kooperation mit der Polizei Sachsen-Anhalt Süd, der Staatsanwaltschaft in Halle (Saale), den Jugendgerichtshilfen in Halle und dem Saalekreis, den Sozialen Diensten der Justiz Halle und Saalekreis und einer halleschen Schule nahmen insgesamt 20 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren aus der Region Halle/ Saalekreis das Angebot in Anspruch.

Das Medium Internet nimmt weiterhin an Bedeutung zu, so auch bei der Begehung von Straftaten. Im Jahr 2013 wurde das Tatmittel „Internet“ bei der Begehung von 2.747 und im Jahr 2014 bei der Begehung von 3.355 Straftaten genutzt. Dies bedeutet einen Anstieg um 22,1%. Insbesondere in den Deliktbereichen Waren- und Warenkreditbetrug und sonstiger Betrug ist eine Häufung der kriminellen Internetnutzung festzustellen. 2014 wurden beim Waren- und Warenkreditbetrug in 1.688 Fällen und beim sonstigen Betrug in 783 Fällen das Tatmittel „Internet“ genutzt.