Freie Wähler gründen Stadtverband und unterstützen Wiegand

von 13. August 2011

Samstagvormittag, Dieskau vor den Toren der Stadt, Raum Leipzig im ARC-Hotel: Eine Gruppe schickt sich an, die Politik in Halle ein wenig aufzumischen. So lautet zumindest das Ziel der Freien Wähler, die hier ihren halleschen Stadtverband der Landesvereinigung gründeten. Halle hat damit den ersten kommunalen Verband der Freien Wähler in Sachsen-Anhalt.

Die Stadtvereinigung sei nötig, um auch bei Kommunalwahlen schlagkräftig agieren zu können, erklärte der Landesvorsitzende Mario Rudolf. Doch bevor solch ein Verband an den Start geht, gilt es noch einige Formalien einzuhalten. Zunächst wurde über die Satzung abgestimmt, bevor es dann an die Vorstandswahlen ging. Sechs Posten waren zu vergeben, sechs der neun halleschen Mitglieder der Freien Wähler anwesend. Und die wählten sich jeweils mit voller Stimmzahl auf die Positionen.

Stadtvorsitzender ist Klaus Jörg Stroh. In der Politik ist der Diplomverwaltungswirt und Versicherungskaufmann nicht neu, er war bereits Landesvorsitzender der inzwischen aufgelösten Grauen Panther sowie Oberbürgermeisterkandidat vor vier Jahren und Mitarbeiter der Fraktionsgeschäftsstelle von FDP, Graue, Volkssolidarität im letzten hallschen Stadtrat.

Von den Grauen hat er gleich noch weitere Mitstreiter mitgebracht, was sich auch an der ergrauten Haarpracht der Mitglieder zeigte. Auch der 64-jährige Achim Werner als erster Stellvertreter war für die Seniorenpartei aktiv. Als Stadträtin für die Grauen war die ehemalige Lehrerin und Hortleiterin Brigitte Thieme im Stadtparlament aktiv. Heute ist sie sachkundige Einwohnerin für die Volkssolidarität im Sozialausschuss. Nun ist sie zweite Stellvertreterin.

Lange Jahre für die SPD tätig war Kornelia Frohberg. Die Facharbeiterin für Datenverarbeitung arbeitete in der Geschäftsstelle der Stadtratsfraktion. Dort wurden die Posten nach der Kommunalwahl 2009 neu vergeben. Ohne Frau Frohberg. Sie wird sich im Stadtverband um die Finanzen kümmern.

Als Schriftführer in den Vorstand gewählt wurde der Elektroingenieur und heutige Rentner Günther Valdeig. Auch er kommt von den Grauen Panthern. Mit 28 Jahren ist der Diplom-Betriebswirt Jörg Erdmann der mit Abstand jüngste Mitstreiter und wurde als Beisitzer in den Vorstand gewählt.

Nun geht es an die eigentliche Arbeit. Ein Büro will man einrichten. Und neue Sympathisanten müssen gefunden werden. Die müssen nicht Mitglied bei den Freien Wählern sein, stellten der Landesvorsitzende Mario Rudolf und der Stadtvorsitzende Klaus Jörg Stroh klar. “Wir sind keine Partei, in der man Mitglied sein muss”, so Stroh. Vor allem durch die Tätigkeit in vielen andere Gremien wie dem Seniorenbund will man neue Mitstreiter gewinnen. Zwei potenzielle neue Mitglieder aus Halle-Neustadt schauten am Samstag gleich mal vorbei.

Außerdem werfen die Oberbürgermeisterwahlen im kommenden Jahr ihre Schatten voraus. Und auch wenn der formelle Beschluss noch nicht gefasst wurde, für die Freien Wähler ist klar: “Wir stellen keinen eigenen Kandidaten auf”, meint Rudolf, sondern man unterstütze einen unabhängigen Kandidaten, der für die Politik der Freien Wähler stehe. Und Stroh bringt gleich einen Namen ins Spiel. Bernd Wiegand wolle man im Wahlkampf unterstützen. “Er ist ein Fachmann und kein Ja-Sager”, so Stroh. Er biete der Oberbürgermeisterin, die nach Gutsherrenart regiere, Paroli. Und der Landesvorsitzende Rudolf ergänzt, man habe sich bereits ein Bild vom Kandidaten gemacht, es habe Gespräche gegeben. “Er scheint uns ein guter Kandidat zu sein.” “Wiegand hat unsere Sympathie”, machte auch der stellvertretende Landesvorsitzende und Ortsbürgermeister von Peißen, Frank Stolzenberg deutlich.

Und was wollen die Freien Wähler nun? “Machtstrukturen der Parteien aufbrechen und den Bürgern mehr Mitsprache garantieren”, sagte der Landesvorsitzende Mario Rudolf. Die Kommunen müssten mehr Rechte erhalten, sagte er im Gespräch mit HalleForum.de, die Entscheidungen müssten mehr vor Ort fallen. Schluss sein müsse zudem mit den ganzen Regularien von Bund und Ländern. Rudolf spricht sich zudem für eine bessere Finanzausstattung der Kommunen und eigene Finanzierungsmöglichkeiten der Städte und Gemeinden aus. “Dort ist man näher dran am Bürger”, so Rudolf, der Bürgerwille werde durch solche Entscheidungen auch transparenter.