Stadtklima Halle zeigt den Hallmarkt der Zukunft

Stadtklima Halle zeigt den Hallmarkt der Zukunft
Stadtklima - Foto Stadtmuseum Halle
von 16. September 2022 0 Kommentare

Saale-Hochwasser 2013, orkanartiger Sturm 2015, Rekordhitze 2022. Halle wird heißer, trockener; Stürme und Starkregen greifen die Stadtlandschaft an. Seit Jahrzehnten setzen sich Menschen in Halle für das Klima in ihrer Stadt und globale Klimathemen ein.

Das Stadtmuseum Halle widmet ihrem Engagement und der klimagerechten Stadt der Zukunft das Projekt Stadtklima Halle. Damit knüpft es an die im eigenen Haus gezeigten Umweltthemen aus der DDR-Vergangenheit an und verbindet sie mit den Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft. Stadtklima Halle versteht sich wie die Ausstellung Stadtwende Halle als Debattenbeitrag zu Transformation und Zukunft in der Stadtentwicklung und lädt zum generationsübergreifenden Dialog ein.

Erstmals setzt das Stadtmuseum Halle dabei auf eine digitale Präsentation von Ausstellungsinhalten, die nicht im Museum, sondern an Originalschauplätzen im öffentlichen Raum sichtbar gemacht werden. Ermöglicht wurde dies durch die Förderung im Programm dive in. Programm für digitale Interaktionen der Kulturstiftung des Bundes.

Die digitale Ausstellung Hallmarkt der Zukunft ist als erstes Ergebnis im Projekt Stadtklima Halle ab dem 15. September 2022 auf dem Hallmarkt zu erleben. Der Platz gilt als Klimahotspot, dessen Temperatur in der Sommerhitze um ca. 5°C höher ist als die Durchschnittstemperatur der Stadt. Mit dem eigenen Smartphone können sich Menschen auf dem Platz konkrete Maßnahmen anschauen, die das Stadtklima verbessern und damit die Aufenthaltsqualität erhöhen. Die Exponate auf dem Hallmarkt der Zukunft sind über QR-Codes auf Hinweistafeln abrufbar, die an Fahrrädern befestigt sind. Zur Anwendung kommt die AR-Technologie, mit deren Hilfe digitale räumliche Objekte vor einem realen Hintergrund abgebildet werden.

Vier digitale Exponate laden auf dem Hallmarkt der Zukunft dazu ein, die versiegelte Gerbersaale, das Konzept der Schwammstadt und das Entspannen auf einem ruhigen Hallmarkt der Zukunft zu entdecken. Infotafeln in den Exponaten und ein Audioguide informieren darüber, wie wirksam und realisierbar die gezeigten Maßnahmen sind.
Das Projektteam hat zusätzlich in einer Sozialraumanalyse des Hallmarkts auch Stimmen von Hallenser*innen zum Klimathema eingeholt.

Der Hallmarkt der Zukunft ist die erste von zwei geplanten digitalen Ausstellungen im Projekt Stadtklima Halle. Im März 2023 schließt die Wir-Sind-Laut-Tour durch Halle an und zeigt, wo und wie sich ¬-Hallenser*innen in den letzten vierzig Jahren für saubere Luft und Wasser und die globalen Klimathemen der Gegenwart eingesetzt haben.

In einem dritten Projektteil erarbeiten Studierende des Masterstudiengangs Multimedia und Autorschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg klimajournalistische Formate. Sie werden in zwei Webvideoformaten bei YouTube und Instagram journalistisch Frust und Wut angesichts von Klimatthemen nachgehen und Klimafolgen vor Ort in Halle aufspüren. Ein Newsletter fragt nach der Rolle von Gewerkschaften, ein digitales Storytelling nach Perspektiven von Klimaaktivist*innen verschiedener Generationen in Halle.

Die digitale Präsentation von Stadtklima Halle dockt an Umwelt- und Klimathemen der analogen Ausstellungen Entdecke Halle! und Stadtwende Halle an und verweist auf die Kontinuität der inhaltlichen Auseinandersetzung am Stadtmuseum. Wird bei Klimatopia in der Stadtwende-Halle-Ausstellung der Klimawandel als Treiber von Stadtumbau dargestellt, sind konkrete Elemente einer klimagerechten Stadtanpassung auf dem Hallmarkt der Zukunft digital in 3-D zu erleben. In der analog-digitalen Schnittmenge liegt auch die Umweltausstellung zweier Theologiestudenten von 1983. Im Original in der Stadtwende Halle ausgestellt, wird sie ab März 2023 an der Marktkirche, ihrem ersten Ausstellungsort mittels QR-Code abrufbar gemacht – dann als Teil der Wir-Sind-Laut-Tour. So werden Bilder und Objekte zum Umweltaktivismus aus vier Jahrzehnten an ihren Ursprungsorten „wiederbelebt“ und in neue Zusammenhänge gesetzt.

Die Exponate auf dem Hallmarkt der Zukunft

Die Grüne Insel

Der Hallmarkt ist einer der heißesten Orte der Stadt. Die grüne Insel bietet an heißen Tagen Schatten, und ihre Pflanzen kühlen die Luft. Bei der grünen Insel handelt es sich um ein bewegliches Grünflächensystem, das auf Schienen steht und so bei Bedarf verschoben werden kann. Die Inseln eignen sich damit besonders gut für Plätze, die auch als Veranstaltungsorte genutzt werden, Orte wie den Hallmarkt. Ihre Begrünung hilft beim kontrollierten Verdunsten, kann Feinstaub filtern. An heißen Tagen bietet sie einen kühlen Zufluchtsort und lädt zum Entspannen ein. Grüne Inseln sind ein attraktiver Treffpunkt und unterstützen den Erhalt der Artenvielfalt.
Grüne Inseln gehören zu dem in vielen Städten bereits umgesetzten Schwammstadt-Konzept. Schwammstädte fangen Regen auf und speichern ihn, um das Wasser später wieder langsam abzugeben. Europaweit findet man bewegliche Grünanlagen heute schon in Leipzig, Bonn und Kopenhagen.

 

Die Baumoase

Heute haben die Bäume auf dem Hallmarkt wenig Platz. Um sie herum ist kein Erdwerk, eine versiegelte Fläche begrenzt ihre Wurzeln. Auf dem Hallmarkt der Zukunft genießen die Bäume um sich herum bepflanzte, lockere Erde. Ein integrierter unterirdischer Speicher fängt Regenwasser auf und verlangsamt die Versickerung. Das fördert die Neubildung von Grundwasser und verbessert das Klima der bodennahen Luftschicht. Für die Menschen spendet die Baumoase Schatten, kühlt und filtert die Luft. Die Bäume und Pflanzen schlucken Lärm und reduzieren so das menschliche Stresslevel. Wie sich ein verkehrsberuhigter Hallmarkt der Zukunft anhört, ist über den Audioguide erlebbar.

Baumoasen gelten als eine leicht umzusetzende Maßnahme, um einer Schwammstadt ein Stück näher zu kommen. Kombiniert mit den unterirdischen Speichern, Rigolen, werden sie zunehmend fester Bestandteil des Regenwassermanagements und der Straßenbegrünung in Städten, darunter Hamburg, Stockholm und New York City.

Das Dachbiotop

Heute ist der Hallmarkt ein Durchgangsort, der laut und im Sommer sehr heiß ist. Viele Menschen passieren ihn auf dem Weg zum Einkaufen, in die Bibliothek oder wenn sie auf die Straßenbahn warten. Auf dem Hallmarkt der Zukunft schaffen Dach- und Flächenbiotope eine entspannte Umgebung. Die Stadtluft wird durch die Pflanzen gefiltert, krankmachender Lärm gedämpft.

Grüne Dächer und Fassaden sind mittlerweile fester Bestandteil vieler klimagerechter Stadtentwicklungspläne. Mailand begrünt aufwändig Neubaufassaden, Utrecht bepflanzte über 300 Nahverkehrshaltestellen mit bienenfreundlichen Gründächern, in Singapur sind bereits 40 % der Dächer und Fassaden begrünt. Begrünte Fassaden und Dächer auf dem Hallmarkt der Zukunft kühlen nicht nur den Hallmarkt selbst, sondern auch die anliegenden Wohnungen und öffentlichen Gebäude, indem sie aufgefangenes Regenwasser verdunsten und wie die anderen Maßnahmen einer Schwammstadt zuarbeiten.

 

Der Stadtbach

Auch der Hallmarkt hat Geheimnisse. Eines davon fließt direkt unter dem Hallorenring durch ein Rohr und trägt den Namen “Gerbersaale”. Der Nebenarm der Saale wurde in den Jahren 1894 und 1895 mit einem Gewölbe überbaut, um den Hallorenring errichten zu können.

Auf dem Hallmarkt der Zukunft ist die Gerbersaale wieder sichtbar. Sie fließt oberirdisch, ihr Wasser kühlt im Sommer und macht den Ort ruhiger. Holt man die Gerbersaale auf dem Hallmarkt wieder ans Licht, kommt ein Fluss zurück in die Mitte der Stadt, und mit ihm ein Mehr an Lebensqualität. Stadtbachkonzepte und vergleichbare Maßnahmen sind heute schon in Lutherstadt Wittenberg und im großen Stil in Leipzig Realität

 

Stimmen zur Ausstellung

Jane Unger, Stadtmuseum Halle:
Spannend für uns als Stadtmuseum ist ja, aus dem Museum herauszugehen und zu schauen, wie einem der Blick in die Geschichte helfen kann, Gegenwartsfragen zu beantworten. Ein Thema, was uns mit unterschiedlichsten Emotionen umtreibt, ist der Klimawandel. Mit ‚Stadtklima Halle‘ gehen wir in den Stadtraum hinein und bieten eine Möglichkeit, darüber zu diskutieren und zu experimentieren, wie man Stadt neu denken kann.

Maren Schuster, Projektleiterin:
Augmented Reality bedeutet Unsichtbares sichtbar machen, die Wirklichkeit zu erweitern und dabei die Vergangenheit oder Ideen für die Zukunft vor Ort auf unsere Smartphones in die Welt zu bringen. Das Projekt ‚Stadtklima Halle‘ möchte der Gleichgültigkeit und Angestrengtheit der Menschen angesichts von Klimakrise und Klimadebatte mit einem Blick auf den Hallmarkt der Zukunft begegnen.

Baumoasen und begrünte Haltestellen digital Wirklichkeit werden zu lassen und einen Fluss zurück in Stadt zu bringen, gibt uns die Chance Menschen vor Ort eine andere Version ihrer Stadt erleben zu lassen.
Sowohl journalistisch als auch für die digitale Kulturvermittlung wird ‚Stadtklima Halle‘ sondieren, welches Vermittlungspotential AR-Formate entwickeln können.

 

Start der digitalen Ausstellung Hallmarkt der Zukunft

15. September 2022 auf dem Hallmarkt
17. September 2022 14 – 17 Uhr: Eröffnung mit dem Stadtklima-Team auf dem Hallmarkt – Kurzführungen und Klimagespräche zu Keksen und Musik von den DJs haenselsUNDgretel.
22. September 2022 um 16.30 Uhr: Erste Führung zum Hallmarkt der Zukunft, Beginn im Stadtmuseum

 

Begleitprogramm

Die Ausstellung begleiten Führungen auf dem Hallmarkt für verschiedene Altersgruppen und Schulklassen. Darüber hinaus wird das Programm durch thematische Stadttouren, eine Filmreihe im Puschkino, Gesprächsrunden und eine Radtour im kommenden Jahr ergänzt.
Führungen sind auch als Gruppenführungen individuell buchbar unter stadtmuseum@halle.de oder 0345 – 221 30 30
Die aktuellen Termine zum Begleitprogramm werden unter stadtmuseumhalle.de/stadtklima-halle veröffentlicht.
Stadtklima Halle Team

Projektleitung: Maren Schuster, Leiterin des Studiengangs Multimedia und Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Umsetzung AR: Multimedia Agentur Prefrontal Cortex
Inhalte und Kommunikation: Ann-Sophie Henne, Sarah Knechtel, Valerie Börner, Christin Pomplitz
Videoproduktion: Philipp Liebing
Audioproduktion: Julian Müller
Journalistische Produktionen: Studierende des Studiengangs Multimedia und Autorschaft unter der Leitung der Maren Schuster
Designthinking und Workshopmoderation: Jonas Kühl
Verantwortliche Stadtmuseum Halle und Vermittlung: Elke Arnold
Vermittlung: Rahel Knittel

 

Fachliche Beratung

Prof. Dr. Christine Fuhrmann, Landschaftsarchitektin und Expertin für Klimaanpassung, BTU Cottbus
Prof. Dr. habil. Harald Kegler, Stadtplaner, Universität Kassel
Sabine Falk, Dienstleistungszentrum Klimaschutz der Stadt Halle (Saale)

 

Förderer

Stadtklima Halle wurde entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.

 

         

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