Das Stadtplanungsamt hat fünf zuständige Kollegen geschickt, die an diesem Abend den ersten Bauabschnitt erklären von drei Bauabschnitten, die sich zwischen Lettiner Straße und Ernst-Grube-Straße erstrecken. Das Gesamtvorhaben reißen sie an. Bis 2019 soll der komplette Abschnitt bestehend aus Straße, Radweg, Fußweg, Parkplätzen und unterirdischen Versorgungsleitungen erneuert sein. Gleich am Anfang kommt ein Schock: Im Abschnitt der Talstraße zwischen Kröllwitzer Straße und Ernst-Grube-Straße werden laut Plan 47 Parkplätze wegfallen. Als Grund nennen die Planer zwei Regularien: die heutzutage geltende Regelbreite von Rad- und Fußwegen sowie der Schutz der Natur im Amselgrund. In der Folge ist für etliche Parkplätze dort künftig kein Platz mehr. Von den bei Ausflüglern, Sportlern und Besuchern des Klinikums Kröllwitz beliebten Stellflächen bleiben nur wenige übrig. Die anwesenden Bürger, die mehrheitlich Anwohner am bebauten Teil der Talstraße sind, tangiert das nicht. Für sie ist vielmehr interessant, dass in ihrem Straßenabschnitt bis zu 25 neue Parkplätze (unter anderem an der Talstraße 9 bis 13 und am Anger) geplant sind und sich die Zahl der Stellplätze gegenüber dem Ist-Zustand verdoppelt.
Im kompletten Sanierungsabschnitt sind neue Leitungen vorgesehen, darunter eine 500 Meter lange Trinkwasserleitung und ein 100 Meter langer Regenwassersammler. Dafür wird bis zu drei Meter tief gegraben. Das Kanalsystem liegt momentan in der Straßenmitte. Der neue Kanal wird südlich außermittig ausgeführt, damit der Kanalbau möglich ist, ohne die Wasserversorgung und Wasserentsorgung länger unterbrechen zu müssen. Neu verlegt werden auch einige Hausanschlüsse, sofern es sich etwa um alte Bleileitungen handelt. Wenn der Neubau fertig ist, wird das alte Kanalsystem entfernt. Vorbereitend für die Tiefbauarbeiten führten Fachleute Probebohrungen durch und nahmen eine Kampfmittelsondierung vor. Wie Angelika Foerster, Fachbereichsleiterin Bauen in Halles Stadtverwaltung, später gegenüber Hallelife sagen wird, erfolgt die Kampfmittelsonderierung im gesamten Stadtgebiet Halle. Hintergrund sind Kampfhandlungen während des Zweiten Weltkrieges. In den letzten Tagen des Krieges im April 1945 waren die US-Amerikaner über Kröllwitz auf Halle vorgestoßen. Die Deutschen hatten als Gegenwehr unter anderem die Giebichensteinbrücke (Kröllwitzer Brücke) gesprengt. Dass es im Zuge dieser Operationen Schusswechsel an der Saale gab, ist also sehr wahrscheinlich. Trotzdem rechnen die Planer nach ersten Voruntersuchungen nicht mit Kampfmittelfunden. Der Kanalbau beginnt am 24. April 2017. Abschluss soll bis 30. November 2017 sein.
Der Straßenbau soll 2018 folgen. Die Stadt möchte dann die Fahrbahn und die Gehwege auf einer Länge von 430 Meter wieder herstellen. Den Verkehr lenkt sie während der Zeit einspurig Richtung Giebichensteinbrücke durch die Talstraße. Geplant ist eine Umleitungsstrecke von der Kröllwitzer Straße zur Talstraße, die dann eine Einbahnstraße ist. Einige Grundstückseinfahrten sind während der Bauarbeiten täglich bis 17 Uhr blockiert. Auf Nachfrage sind jedoch Ausnahmen denkbar.
Nun sind die Bürger an der Reihe. Eine Frau fragt danach, ob bei der Gelegenheit Schwellen gebaut werden könnten, da in der Straße zwar Tempo 30 ausgewiesen ist, einige Fahrer jedoch deutlich schneller unterwegs sind. Die Stadtplaner haben keine Schwellen vorgesehen. Begründung: Die Erfahrung hat gezeigt, dass das Problem so nicht zu lösen ist. Ein Bürger fragt nach den Schlaglöchern in benachbarten Straßen. Die Planer verweisen darauf, dass es bei der Baumaßnahme um die Beseitigung von Hochwasserschäden geht und der Fördermittelgeber entsprechende Bedingungen stellt. Ein Bürgerin ist mit der Antwort unzufrieden, weil die Schlaglöcher gerade auch entlang der geplanten Umleitungsstrecke zu finden sind. Nun versichern die Planer, dass diese Schlaglöcher natürlich vorher beseitigt werden. Ein anderer Bürger will wissen, ob während der Baumaßnahme Ausgleichsparkplätze geschaffen werden. Klare Antwort: Nein. Schließlich möchte ein Bürger gerne, dass auf der Abströmseite der Kröllwitzer Brücke ein Abfluss geschaffen wird, damit das Wasser künftig nicht mehr volle Kanne in die Talstraße drängt. Die Planer wollen sich das Problem ansehen.
Ein Bürger fragt nach schnellem Internet. Die Planer sagten, dass die Telekommunikationsunternehmen über das Bauvorhaben informiert sind, die Stadt jedoch für die Internetversorgung nicht zuständig ist. Jemand will wissen, ob der Straßen- und Wegeneubau den speziellen Bedingungen eines Überschwemmungsgebietes angepasst sein wird. Ja. Sowohl die Fahrbahn, als auch der Fußweg werden deswegen eigens in voll gebundener Bauweise ausgeführt. Hinzu kommen Sickerstränge und Drainage. So werden nach Aussage der Fachleute Unterspülungen und Einstauungen künftig verhindert, die beim Hochwasser 2013 noch aufgetreten waren. Wie lange hält diese Straße?, setzt der Frager nach. 30 Jahre, erfährt er.
Für weitere Informationen dürfen sich die Bürger an Anne Bindig vom Dienstleistungszentrum Wirtschaft und Wissenschaft wenden: 0345 / 221 47 65. Die junge Frau vom Team Bestandsunternehmen ist für das Vorhaben die Ansprechpartnerin in Halles Stadtverwaltung.
Ankunft der Timberwölfe (Amis) 1945 in Halle-Kröllwitz Schusswechsel