Erinnerung an die Opfer des Mauerbaues vor 56 Jahren

von 10. August 2017

Nicht nur für DDR-Bürger sondern auch für Menschen aus anderen Ostblockländern gab es in Berlin die letzte Möglichkeit, den kommunistischen Einflussbereich zu verlassen. Mit dem Bau der Berliner Mauer wurde Ihnen diese letzte Möglichkeit genommen.

Was folgte, war die Implementierung eines tödlichen Grenzregimes an der Berliner Mauer, an der inner-deutschen Grenze und an den anderen Grenzen osteuropäischer Länder zu Westeuropa. Es gehört zu den Kennzeichen eines diktatorischen Regimes, die grundlegenden Menschen-und Freiheits-rechte einzuschränken. Obwohl die DDR 1974 den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte unterzeichnet hatte, der einen Artikel über Reisefreiheit enthält, wurde dieser Vertrag niemals in nationales Recht umgesetzt. Sogenannte Republikflucht stand unter Strafe.

Die innerdeutsche Grenze wurde auf 1.376 km nicht nur durch Stacheldraht, Mauern und Zäune, durch breite Sperrgürtel sondern auch durch ca. 1,3 Mio Minen, 55.000 Selbstschussanlagen, 3.000 auf Menschen abgerichtete Hunde und einen Schießbefehl gegen die Bevölkerung „gesichert“. Die Berliner Mauer hatte eine Gesamtlänge von 43,1 km.

Den Grenztoten ihre Namen, ihr Gesicht und ihre Würde geben

Erinnerung an die Opfer des Mauerbaues vor 56 Jahren – Beginn des Grenzregimes in der DDR vor 65 Jahren

“Die Schrecken des Grenzregimes in der ehemaligen DDR werfen lange Schatten. Durch den Mauerbau in Berlin am 13. August 1961 riegelte die Staatsführung der DDR Ostdeutschland und den Ostblock gen Westen ab. Bis heute tragen die Familien der Todesopfer und, die nach einem Fluchtversuch inhaftiert wurden, an den Folgen. Deshalb halte ich es für dringend geboten, die Fristen der SED- Unrechtsbereinigungsgesetze aufzuheben und die Anerkennung gesundheitlicher Folgeschäden zu verbessern. Den Opfern der SED-Diktatur muss durch Anerkennung ihre Würde gegeben werden” soBirgit Neumann-Becker.

Die Landesbeauftragte unterstützt in der kommenden Woche mit zwei Veranstaltungen die Aufarbeitung der Folgen des Grenzregimes und die Information der Öffentlichkeit.

Gedenkveranstaltung und Erinnerung Hartmut Tautz (aus Magdeburg)

Veranstaltung zur Erinnerung an den Mauerbau in der Gedenkstätte Moritzplatz in Magdeburg. Die Eröffnung der Ausstellung „Überwinde die Todesmauer“ erfolgt am 14.08.2017 um 17:30 Uhr. Diese Ausstellung von Miroslav Kasá?ek und Lud?k Navara (Verein Pam?t, Tschechische Republik) thematisiert die Fluchtversuche über die Grenze zu Österreich und Bayern. Sie stellt das Schicksal des Magdeburger Abiturienten Hartmut Tautz (1968-1986) vor, der am 9. August 1986 in Bratislava von eigens abgerichteten Hunden tödlich verletzt und durch die Grenzbediensteten medizinisch nicht versorgt wurde. Zu dieser Veranstaltung des Magdeburger Bürgerkomitees hat auch der Tschechische Botschafter TomᚠJan Podivínský seine Teilnahme angekündigt.

Vorstellung neueste Studie Todesopfer an der innerdeutschen Grenze

Die Landesbeauftragte unterstützt die Präsentation der neuesten Forschungserkenntnisse zu den Toten an der innerdeutschen Grenze. „Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze“ heißt das daraus entstandene biografische Handbuch von Klaus Schröder und Jochen Staadt, das am 7.Juni 2017 von Kulturstaatsministerin Grütters bei einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt wurde. Hier sind die Schicksale und Umstände der Toten an der innerdeutschen Grenze seit 1949 aufgearbeitet, der 327 Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer zum Opfer fielen. In dieser Zahl enthalten sind u.a. 238 Todesopfer im Zusammenhang mit einem Fluchtversuch und 43 Todesfälle im Zusammenhang mit der Ausübung des DDR-Grenzdienstes.

Wo: Gedenkstätte Marienborn
Wer: Vortrag: Dr. Jochen Staadt, Forschungsverbund SED-Staat, FU Berlin

Prof. Dr. Kerstin Dietzel:, Begleitstudie „Repressionen gegen Flüchtlinge und Ausreiseantragsteller im Bezirk Magdeburg“
Wann: 17. August 2017, 17 Uhr