Info-Fahrrad an gefährdeten Baudenkmalen

von 27. September 2011

Trotz zahlreicher Sanierungen stehen noch immer viele Häuser in Halle (Saale) leer und verfallen. Auch viele denkmalgeschützte Gebäude sind darunter. Mit einer neuen Aktion will nun der Arbeitskreis Innenstadt auf die Situation dieser zum teil bedeutenden Baudenkmale hinweisen.

In einem aktuellen Projekt sollen jeweils für eine gewisse Zeit eine auf einem Fahrrad montierte mobile Informationstafel vor solche Häuser gestellt werden. Kurze Texte weisen auf wesentliche Aspekte der Bau- und Nutzungsgeschichte hin, Fotos zeigen interessante bauliche Details aus dem Inneren oder bedeutende Persönlichkeiten, die mit dem jeweiligen Gebäude in Verbindung stehen.

Los geht es am Freitagnachmittag ab 15 Uhr mit den Häusern Kleine Märkerstraße 5/6. Die Häuser bilden zusammen mit den Gebäuden Christian-Wolff-Straße 6 und 4 (früher Kleine Brauhausstraße 24/25) die straßenseitige Bebauung eines Gewerbegrundstücks. Das Eckhaus (Nr. 5) wurde um 1702 errichtet und diente in der Folgezeit unter anderem dem Philosophie-Professor Theodor Christoph Ursinus als Wohnhaus. Es wurde 1834 von Seilermeister Friedrich Hensel erworben, der noch im gleichen Jahr das anschließende Nebengebäude (Nr. 6) errichten ließ. Dieses Nebengebäude ist in seiner Raumfolge als typischer Zweckbau für eine Seilerwerkstatt mit Lampenöl-Herstellung kulturgeschichtlich interessant. Es besitzt im Erdgeschoss, neben der Tordurchfahrt, unter anderem einen wohl aus brandschutztechnischen Gründen mit Spitzbogen-Gewölbe versehenen Raum für eine Rüböl-Raffinerie. Im saalartigen Obergeschoss befanden sich dagegen die „Spinnbahnen“ für die Seilherstellung. Das Eckhaus (Nr. 5) wurde 1890 im Stil der Zeit verändert (Fassadenstuck, Dachgiebel und Innenausstattung). Auf den anschließenden Grundstücken an der heutigen Christian-Wolff-Straße entstanden ab 1895 für die Kaffeerösterei und Großhandelsfirma Fr. Hensel & Haenert Fabrik-, Lager- und Bürobauten, die heute noch erhalten sind.