Infotag zur Leiharbeit in Halle

von 15. August 2010

In Halle gibt es weniger Leiharbeiter. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB ging die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche um 301 zurück – das sind 8,4 Prozent. Die sozialversicherten Jobs erhöhten sich hingegen nur leicht um 0,2%, hingegen kletterten die geringfügig entlohnten Beschäftigungen um ca. 4%. Das tatsächliche Entlassungsrisiko der Leiharbeitskräfte sei, so der Vorsitzende der DGB Region Halle-Dessau Johannes Krause, sogar noch weit größer. Nach DGB-Berechnungen mussten sich in 2009 insgesamt sogar 1.953 Leiharbeitskräfte arbeitslos melden. Innerhalb eines Jahres seien die Leiharbeitskräfte an rd. 60 Prozent der Arbeitsplätze ausgetauscht worden. Heuern und Feuern sei bei den Verleihern leider immer noch an der Tagesordnung und das Risiko der Arbeitslosigkeit in keiner anderen Branche größer. „Wer vor der Leiharbeit arbeitslos war, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nach der Leiharbeit und nicht selten auf Hartz IV angewiesen“, erklärte Krause. Bereits 38 Prozent der Leiharbeiter, die aus einem sozialversicherten Job arbeitslos wurden, waren hier in der Stadt Halle direkt auf Hartz IV angewiesen.

Mit einem Infotag wollen die Gewerkschafter am Dienstag zwischen 11 und 17 Uhr auf dem Marktplatz über das Thema Leiharbeit informieren. Die IG Metall präsentiert dabei unter dem Motto „Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“ ihre neue Initiative. „Leiharbeit ist vielfach ein Freibrief für rücksichtslose Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Hungerlöhnen abzuspeisen. Leiharbeiter werden geheuert und gefeuert, wie es den Chefs gerade passt“, sagte Günter Meißner, Erster Bevollmächtigter der Verwaltungsstelle Halle. Leiharbeit müsse begrenzt und fair gestaltet werden. „Deshalb fordern wir von der Politik: Tut endlich etwas! Sorgt für faire Rahmenbedingungen durch die Umsetzung der EU-Richtlinie zu Leiharbeit in nationales Recht“, ergänzte Johannes Krause, DGB Regionsvorstandsvorsitzender. Leiharbeit sei auch eine Bedrohung für Stammbelegschaften und deshalb ein wichtiges Thema für alle Arbeitnehmer.

Mit dem Infotag soll auch die Politik angesprochen werden, etwas zu tun. Der Gesetzgeber sei dringend gefordert, die Schlupflöcher für Missbrauch und Lohndumping im Verleihgewerbe zu stopfen. Er müsse endlich dafür Sorge tragen, dass Leiharbeitskräfte den gleichen Lohn erhalten wie die Stammbeschäftigten in den Unternehmen, in denen sie arbeiten und das die alte Regelung der Befristung auf max. 12 Monate wieder in Kraft tritt, fordert der DGB.