Kranzniederlegungen zum Volkstrauertag in Halle

von 14. November 2010

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Anlässlich des Volkstrauertages fand am Sonntagmittag in der großen Feierhalle des Gertraudenfriedhofs in Halle (Saale) die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt zum Volkstrauertag statt. Eingeladen hatte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Stadt Halle (Saale).

Im vergangenen Jahr hatte der hallesche VDK-Kreisvorsitzende Bernhard Bönisch an die Hinterbliebenen erinnert, dabei die Dichterin Mascha Kalèko zitiert. In diesem Jahr standen bei der Gedenkstunde die Soldaten der Bundeswehr im Mittelpunkt, die ihr Leben bei Auslandseinsätzen verloren haben. Allein in Afghanistan starben bislang 44 deutsche Soldaten. “Und viel zu viele einheimische Zivilisten”, so Bönisch. Doch seit kurzem seien es nicht mehr nur anonyme Tote für Halle. Denn mit dem 26-jährigen Florian Pauli starb auch ein Hallenser am Hindukusch.

Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados hob die Aufgaben der Bundeswehrsoldaten im Ausland hervor. Diese würden mit einem Engagement an Selbstlosigkeit ihr Leben aufs Spiel setzen, um den Frieden auf der Welt zu sichern. “Florian Pauli fiel einem feigen Anschlag zum Opfer. Er wollte Frieden in ein zerrissenes Land bringen und stand für die Verteidigung der Menschenrechte ein”, so Szabados. Sie erinnerte an Paul Löbe und dessen Rede zum allerersten Volkstrauertag 1922. Die Nationalsozialisten hätten den Tag dann zum Heldengedenktag umfunktioniert, um das Gedenken zur ideologischen Mobilmachung zu missbrauchen. Auch heute noch habe der Volkstrauertag seine Bedeutung. Er sei Teil der Erinnerungskultur, ein Tag des Innehaltens, Gedenkens und der Solidarität mit den Opfern.

Die Gedenkrede zur Erinnerung an die Toten der Weltkriege, der Opfer des Nationalsozialismus, des Stalinismus und jedweder Unterdrückung der Menschenrechte hielt Halles Uni-Rektor Udo Sträter. Er erinnerte daran, dass noch nie in der Menschheitsgeschichte so viele Menschen durch Kriege ums Leben kamen wie im 20. Jahrhundert. Gedenkreden, so Sträter, tragen auch politische Signale in sich. “Niemand dem das Wohl der Gesellschaft am Herzen liegt, sollte sich deshalb als unpolitisch bezeichnen.” Die Zukunft werde politisch gestaltet und nicht durch einen Ausstieg aus der Politik. Dabei mahnte Sträter an, dass sich viele Menschen noch immer eine starke Führungsperson an der Spitze wünschen würden. “Doch der Ruf nach Übervätern hat bisher nur Väter hervorgebracht, die ihre Kinder gefressen haben.” Im Anschluss an die Reden wurden Kränze am von Richard Horn geschaffenen Mahnmal “Die endlose Straße” niedergelegt.

Der Volkstrauertag wurde 1922 erstmalig begangen und mahnt zu Versöhnung, Verständigung und Frieden und erinnert heute an die Toten, insbesondere an die Opfer der beiden Weltkriege mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und der stalinistischen Diktatur. Die Nazis machten aus dem kollektiven Trauertag einen Staatsfeiertag und benannten ihn in "Heldengedenktag" um. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat den Gedenktag nach Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1950 wiederbelebt und wird seitdem am Sonntag zwei Wochen vor dem ersten Advent begangen.