Sachsen-Anhalts Wirtschaft verliert an Dynamik

von 4. Januar 2012

(dpa) Sachsen-Anhalts Wirtschaft wird im Jahr 2012 an Dynamik verlieren. Nach der sehr erfolgreichen Entwicklung im Jahr 2011, in der einige Branchen sogar das Vorkrisenniveau wieder erreicht haben, blicken Experten nicht mehr so optimistisch in die Zukunft. Die europäische Schuldenkrise wird auch ihre Spuren in Sachsen-Anhalt hinterlassen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bei Verbänden, Banken, Instituten und Agenturen ergab. Es gibt jedoch auch Positives: Die Zahl der Arbeitslosen wird sinken, erwarten die Experten.

«2012 sind deutlich niedrigere Umsätze zu erwarten, die Stimmung für die kommenden Monate hat sich eingetrübt», sagte der Sprecher des Arbeitgeberverbandes Nordostchemie, Torsten Kiesner, in Berlin. In Sachsen-Anhalt – dem Kernland der klassischen Chemieindustrie – sei die Entwicklung in den ersten neun Monaten 2011 noch über dem Durchschnitt des Verbandsgebietes verlaufen. Der Umsatz übertraf mit 5,5 Milliarden Euro das Vorjahresniveau saisonbereinigt um ein Viertel. Auch die Zahl der Mitarbeiter legte mit einem Zuwachs von 16 Prozent auf 15 400 überdurchschnittlich zu. Der Verband geht für das Gesamtjahr 2011 von einem Umsatz von 7,4 Milliarden Euro aus.

«Das Bauhauptgewerbe Sachsen-Anhalt ist 2011 verhältnismäßig gut aus der Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen. Der Umsatz konnte in allen drei Sparten – im Wohnungsbau, im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau – gesteigert werden», sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Sachsen/Sachsen-Anhalt Robert Momberg. Die aktuelle Euro-Krise und die Entwicklung der öffentlichen Haushalte dämpften die Stimmung jedoch spürbar. So rechnen die Firmen für 2012 mit einer deutlichen Verschlechterung ihrer Ergebnisse. Noch von Januar bis Oktober 2011 hatte sich der Auftragseingang beim Bau im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro erhöht.

«Es wird auch im kommenden Jahr Wachstum geben, dass jedoch geringer ausfallen wird als 2011», sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Sachsen-Anhalts, Matthias Menger. Es lauerten jedoch einige Risiken. So könnte die Schuldenkrise in den Ländern Europas und in den USA zu einer Verringerung der Investitionen führen. Im Jahr 2011 habe die Branche wieder das Niveau erreicht, das sie vor dem Krisenjahr 2008 hatte. Der Gesamtumsatz sei in den ersten neuen Monaten auf 7,4 Milliarden Euro gestiegen, im Vergleichszeitraum 2010 habe er bei rund 6,4 Milliarden Euro gelegen. Der Gesamtumsatz für 2011 werde bei zehn Milliarden Euro liegen.

Nach Einschätzung der Norddeutschen Landesbank wird die Wirtschaft Sachsen-Anhalts 2012 kaum noch wachsen. «Die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes wird unter einem Prozent und damit noch unter dem für Deutschland erwarteten Wert liegen», sagte der Leiter der Regionalwirtschaft des Institutes, Arno Brandt. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle rechnet für das kommende Jahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent in Deutschland, für Ostdeutschland mit 0,5 Prozent.

Auf dem Arbeitsmarkt wirkt sich das geringere Wachstum von Sachsen-Anhalts Wirtschaft wahrscheinlich nicht negativ aus. «Wir gehen von einem Rückgang der Arbeitslosenzahl von durchschnittlich 137 000 im Jahr 2011 auf 133 800 im Jahr 2012 aus», sagte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Kay Senius. Gründe seien die demografische Entwicklung und der Fachkräftebedarf.