Singles leben in Glaucha

von 21. Juni 2009

(ens) Glaucha gehört zu den Problemstadtteilen von Halle (Saale). Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA 2010 soll nun einiges passieren. Im Fokus steht natürlich, den Leerstand einzudämmen und den Verfall der Häuser zu stoppen. Das Büro Karo-Architekten hat nun eine Studie zur aktuellen Situation erstellt und zeigt Handlungsfelder auf. “Erstmal ist das nur ein Entwurf”, so IBA-Koordinator Steffen Fliegner gegenüber HalleForum.de. Das fertige Konzept wird noch etwas dauern. Doch erste Ergebnisse können schon berichtet werden. HalleForum.de wird später ausführlicher darüber berichten. An dieser Stelle schon einmal wichtige Zahlen.

Demnach ist das Viertel für Familien kaum interessant. Das mag nicht zuletzt auch an den fehlenden Spielmöglichkeiten liegen, die in der Studie ebenso aufgegriffen werden. 58 Prozent aller Glauchaer Haushalte sind Single-Haushalte. In 24 Prozent der Haushalt leben zwei Personen. Und nur 18 Prozent aller Haushalt kommen auf drei oder mehr Personen.. Im Vergleich mit dem Stadtteil Südliche Innenstadt, zu dem Glaucha gehört, ist in der ehemaligen Amtsstadt der Anteil der Einpersonenhaushalt höher. Überproportional hoch ist auch der Anteil der Bedarfsgemeinschaften und Hartz IV-Empfänger. Und lange bleiben die Menschen hier auch nicht wohnen. Nach spätestens drei Jahren sind 65 Prozent aller Einwohner wieder weggezogen, neue ziehen her.

Insgesamt zwölf Aktionsfelder hat Antje Heuer von Karo-Architekten zusammengestellt. Darunter ist der Platz vor der momentan leerstehenden Glauchaschule. Hier kann sich die Planerin einen Lesegarten vorstellen. Hier befindet sich auch – allerdings hinter Zäunen abgeschlossen – der einzige richtige Spielplatz des Viertels. Ein paar Meter weiter gibt es noch eine Sandkiste vor dem letzten verbliebenen Steg-Hochhaus, aber das war es dann auch schon. Eine Vorgartenverschönerung könnte die Schwetschkestraße aufwerten, auch der Brunnen am Eingang von Steigweg könnte wieder instand gesetzt werden. Eine Fassaden-Begrünung könnte die Albert-Schmidt-Straße attraktiver machen, Heuer kann sich hier auch die Pflanzung von Bäumen vorstellen. Querungshilfen in der Glauchaer Straße auch stärker an die Saale heranrücken, findet die Architektin. Und die Torstraße als Eingangstor könnte vom Böllberger Weg aus kommend mit einem Kunstwerk aufgewertet werden. Die Flächen rund um das Steg-Hochhaus könnten den ersten Entwürfen zufolge zum neuen Kommunikationszentrum des Stadtviertels werden, denn mit einem Mehrgenerationenspielplatz (Klettergeräte für die Jungen, Outdoor-Fitnessgeräte für die Älteren) und einer Sportterrasse ließen sich auch die derzeitigen Brachflächen wieder nutzen. Repariert werden sollen auch die Bänke “Am Saalberg”, hier allerdings nicht ohne Widerstand der Anwohner. Die waren nämlich froh, als die Bänke abgebaut worden – damit konnten sich die Trinker hier nicht mehr nieder lassen. Handlungsbedarf wird aber auch in den – zumeist nicht- oder nur halböffentlichen Innenhöfen gesehen. Die sind größtenteils verwahrlost.
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