Stadtmarketing geht neue Wege im alten Gewand / April, April

von 1. April 2009

Das war unser Aprilscherz. Aber nicht alles ist die Unwarheit, in Teilen haben wir nicht gelogen.

(una) Stadtführungen sind allerorten nichts Ungewöhnliches. Und das dazu die Stadtführer manchmal in historische Gewänder schlüpfen ist auch nicht neu. Eines der bekanntesten Beispiele in Sachsen-Anhalt ist wohl Luther und seine Frau Katharina von Bora in der Lutherstadt Wittenberg.

Auch Halle hat seine kostümierten Stadtführer, mit Catch Bolder sogar ein singenden seiner Zunft. Aber es sind zu wenige, für viele Interessenten gibt es leider keine Führungen. Um diesem Manko abzuhelfen hatten die Mitarbeiter der Stadtmarketing Halle (Saale) GmbH eine Idee, die sie am Dienstag den Medien vorstellte.

„Zu unseren Führungen ‚Halles Frauenzimmer im 18. Jahrhundert’, die für 20 Personen ausgelegt sind, wollten sich stets über 50 Gäste anmelden“, sagt SMG-Tourismusleiterin Elvira Angelus. Nachtführungen durch einen Nachtwächter beim „Rundgang für Nachtschwärmer“ sind der absolute Renner. Die eigentlich auf 35 Personen ausgerichtet Führung wollen aber regelmäßig bis zu 70 Besucher erleben. Auch Händel führte schon Gäste durch seine Geburtsstadt. Allein die Führung „Halle-Lujah – Auf den Spuren Georg Friedrich Händels“, ebenfalls auf 35 Personen ausgerichtet ist, hat dasselbe Problem. Die Buchungsanfragen häufen sich, Absagen müssen auf Grund fehlender ausgebildeter Gästeführer leider öfters erfolgen.

Und hier hat sich schon einmal Hans-Jürgen Hintzsche, Leiter Gruppentouristik vom Stadtmarketing, versucht. Seine Führungen als Händel kamen unerwartet gut an. Sogar der zusätzliche „Gewand-Taler“ zu den üblichen Preisen der Führungen ist es den Gästen wert gewesen. Und Hintzsche hat Feuer gefangen. „ Es macht mir riesigen Spaß, ich will weitermachen. Seit zwei Wochen nehme ich noch zusätzlichen Unterricht zu der Stadtführerausbildung, um in der Sprache Händels zu parlieren. Außerdem habe ich meinen Bart abrasiert und mir einen Bauch stehen lassen.“
Aber er ist nicht mehr allein, sein Feuer war auch auf seine Kolleginnen und Kollegen übergesprungen. Elvira Angelus wird künftig selbst in frühneuzeitlichem Gewand bei ‚Halles Frauenzimmer’ auf Tour gehen. Besonders beliebt sind auch der „Rundgang für Nachtschwärmer“, die kostümierten Führungen „Mit Wortwitz und Gitarrenklang“ sowie „Von Beutelschneidern und Hallunken“, deren Nachfrage ebenfalls die vorgesehenen 35 Teilnehmer immer wieder übersteigt. Hier werden die SMG-Mitarbeiterinnen Daniela Nagel (u. a. als Robin Hood), Yvonne Nauendorf (als Biedermeier-Fräulein) und Marlies Gröger (als gute Fee) in die Bresche springen. Drei der Stadtmarketingmitarbeiter werden bereits an der Volkshochschule Halle zum Stadtführer ausgebildet, die anderen werden folgen.
Bei der Vorstellung am Dienstag wurde aber von den Mitarbeitern noch eine neue Idee geboren. Wie währe es mit speziellen Führungen für Kinder von Kindern? Die Idee kam im Gespräch, viele Mitarbeiter sind ja auch Eltern. Die KinderHändelFestspiele 2008 mit ihren schick kostümierten Kindern war da der Ideengeber. Vorerst aber nur ein Gedankengang, lassen wir uns überraschen.

Und was sagt Stefan Voss, der Leiter des Stadtmarketings dazu? Der Mann, der mit seiner so genannten Guerilla-Marketing-Strategie die Stadt Halle Bekannter machen will? „Ich stehe nicht nur voll hinter meinen Mitarbeitern, ich mache sogar mit. Als Kardinal Albrecht kann man mich demnächst nicht nur für kirchliche Anlässe buchen.“ Und, so verriet er dem HalleForum, ist er auch ein kleines bisschen Stolz auf seine Mitarbeiter. Verständlich, „… wenn die Mitarbeiter meine Strategie mit eigenen Ideen umzusetzen verstehen“, so Voss.

Ach ja, am Rande angesprochen auf die Suche nach einem neuen Slogan der Stadt Halle sagte uns Herr Voss, das die Überlegungen dazu noch nicht abgeschlossen sind. Unter anderem gab es ja auch im HalleForum genügend Vorschläge.