Zwei Patientinnen in Sachsen-Anhalt wurde neues, elektronisches Hörimplantat eingesetzt

von 9. August 2012

 Ein neues Hörimplantat für Patienten mit einer chronischen Mittelohrentzündung, einseitiger Taubheit (z.B. nach Hörsturz) oder Fehlbildungen des Ohres wurde im Juli 2012 erstmals in Sachsen-Anhalt im Universitätsklinikum Halle (Saale) bei zwei Patientinnen implantiert. Professor Dr. Stefan Plontke, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, und Privatdozent Dr. Torsten Rahne, technischer Leiter des Halleschen ImplantCentrums, freuen sich besonders über diesen großen Fortschritt, haben sie doch durch ihre Forschungsarbeiten Einblick und Anteil an dem aufwändigen Entwicklungsprozess, der vor der erstmaligen Anwendung am Patienten durchlaufen werden muss.Das Implantat, welches sich für Schallleitungs- und gering- bis mittelgradige kombinierte Schwerhörigkeiten sowie bei einseitiger Ertaubung eignet, erhält Schallsignale und Energie durch die geschlossene Haut hindurch von einem münzgroßen Hörgerät, das per Magnet hinter dem Ohr befestigt ist. Das Implantat ist mit dem Schädelknochen fest verschraubt, sodass seine Schwingungen direkt über den Knochenleitungsweg das Innenohr erreichen. Dies gibt dem Implantat einer österreichischen Firma aus Innsbruck seinen Namen: BoneBridge (Knochenbrücke). Bisherige Hörimplantate waren auf eine durch die Kopfhaut gehende metallische Verbindung angewiesen, die häufig Entzündungen verursacht hat. Somit wird durch das neue Implantat ein qualitativ besseres Hör- und Sprachverstehen mit einem gleichzeitig besseren Tragekomfort erreicht.Das Hallesche ImplantCentrum (HIC) der Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie am Universitätsklinikum Halle (Saale) betreut überregional Patientinnen und Patienten, die unter Hörstörungen leiden. Dabei kommen je nach Situation implantierbare Hörgeräte zum Einsatz, die entweder den Schall akustisch verstärken und direkt im Mittelohr abgeben oder Cochlea-Implantate, die den Hörnerven bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit elektrisch stimulieren. Das Hallesche ImplantCentrum ist aktiv mit einer Vielzahl von klinischen Studien und Grundlagenforschung an der Weiterentwicklung dieser Implantate beteiligt.