Ostdeutschland liegt ökonomisch weiter zurück als vermutet

von 18. Juli 2012

Der Osten erreichte im Vorkrisenjahr 2008 beim Bruttoinlandsprodukt je Einwohner nur 66% des Westniveaus statt der bisher gehandelten 69% und bei der Produktivität je Arbeitsstunde 70% statt 75%. Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt ist zusammen mit dem Produktionsausfall durch die Wirtschaftskrise ein Rückschlag im Aufholprozess von mindestens fünf Jahren eingetreten. Dies hat Implikationen für Politik und Forschung.Abwärtskorrekturen der Pro-Kopf-Produktion sind mit Ausnahme des Landes Brandenburg für alle ostdeutschen Länder evident. Die stärksten Abstriche mussten Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern hinnehmen. Brandenburg konnte bei der Produktion je Einwohner sogar leicht zulegen; auf Stunden- basis traten hier wie auch in Sachsen die geringsten Abzüge ein. Verantwortlich ist insbesondere die exaktere Abbildung der Dienstleistungsbereiche auf Basis der Strukturerhebung in diesem Sektor. Die Position von Sachsen-Anhalt in der Pro-Kopf-Betrachtung hat sich vor allem wegen der unterdurchschnittlichen Abwärtskorrektur im Verarbeitenden Gewerbe nur wenig verändert. Die Verschlechterung der Produktivität aufgrund der Stundenausweitung zieht sich durch alle Länder und stammt vor allem aus dem Dienstleistungsbereich.Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erforscht die transformationsbedingten ökonomischen Besonderheiten in Ostdeutschland und Mittelosteuropa, die es zu überwinden bzw. zu gestalten gilt, sowie den fortdauernden Prozess der ökonomischen Integration in Europa. In drei Forschungsabteilungen (Makroökonomik, Strukturökonomik und Stadtökonomik) erarbeitet das IWH darüber hinaus wissenschaftlich fundierte Beiträge zur aktuellen Wirtschaftspolitik. So ist das IWH beispielsweise Mitglied der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose, die halbjährlich Gutachten zur Lage der Wirtschaft in der Welt und in Deutschland für die Bundesregierung erstellt, und Partner eines europäischen Forschungskonsortiums zur Untersuchung der ökonomischen Aufholprozesse in Mittel- und Osteuropa (7. Forschungsrahmenprogramm der EU).Das IWH ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 For- schungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Weitere Informationen unter http://www.leibniz- gemeinschaft.de.