Jagd auf Bildung

von 15. Juni 2009

(jul) Die Bildung ist eine gelbe Pappkiste. Zumindest war sie das an diesem Montagmittag in der Mensa in den Franckeschen Stiftungen. Studierende der halleschen Hochschule organisierten hier einen Flashmob, der ihre Kommilitonen auf die heute startende bundesweite Streikwoche aufmerksam machen sollte. Dementsprechend provokativ gestaltete sich die Demonstration auch. In einem fingierten Gespräch wurde von mehreren Akteuren gefordert, dass die Bildung doch zukünftig von den Studierenden mittels Studiengebühren finanziert werden soll. Daraufhin startete die Jagd auf die Bildung, die in Form von einem gelben Pappkarton von rund 50 Teilnehmern durch die Mensa verfolgt wurde. Als man sie dann gefangen hatte, wurde ihr Inhalt in der gesamten Mensa verteilt. Er bestand jedoch nicht aus Credit-Points, die jeder Bachelor- oder Master-Studierende heutzutage sammelt um sein Studium zu bestehen, sondern mit Flyern zum Bildungsstreik.

Die erste Besetzung eines Gebäudes der Martin-Luther-Universität ereignete sich am Montag am ethnologischen Institut. Studierende blockierten in der Nacht zum 15. Juni das Haus in der Reichardtstraße und machten es so für den Lehr- und Arbeitsbetrieb unzugänglich. An vielen anderen Instituten und Fakultäten wurde indes der Lehrbetrieb mehr oder minder ausgesetzt. Die meisten Dozenten erklären sich weitgehend solidarisch mit den Studierenden und sehen von Anwesenheitspflicht und anderen Zwängen ab. Ebenso kam es in vielen Seminaren zu Diskussionsrunden, in denen sich Sudenten und Hochschullehrer mit den Themen des Streiks auseinander setzten. Eine besondere Form des Streiks wählten einige Seminare des germanistischen Instituts. Sie verlegten kurzerhand ihre Veranstaltung auf den Marktplatz und ließen sich auf dem Händelrasen nieder. Die Aktion, bei der auch die Händelplastik mit Forderungen beklebt wurde, war vor allem sehr Öffentlichkeitswirksam. Viele Hallenser hielten an und fotografierten das Geschehen.

Im Zentrum des Protestes, dem Bildungscamp auf dem Uniplatz, fand außerdem ein ausführliches Gespräch mit Universitätsrektor Wulf Diepenbrock und dem Prorektor für Studium und Lehre Christoph Weiser statt (HalleForum.de berichtete).
Am Abend wurden dann auch am Melanchtonianum und den Räumen des Rektorats Transparente angebracht, die neben Forderungen, auch die Besetzung der Gebäude verkündeten, die Gerüchten zu Folge für morgen geplant war.

Am Dienstag finden außerdem mehrere Vollversammlungen verschiedener Institute um 18 Uhr im Melanchtonianum statt. Am Mittwoch um 12 Uhr startet eine große Bildungsdemo, die vom Uniplatz über den Marktplatz, den Hallmarkt, Robert-Franz-Ring, Neuwerk bis zum Rosa-Luxemburg-Platz führen wird.