(ens) Vor zwei Tagen hat HalleForum.de über die drohende Schließung des Schullandheims in der Franzigmark und die Verlagerung der Ökoschule zur Frohen Zukunft berichtet. Am Freitag erreichten uns Informationen, wonach die Stadt nun schon Nägel mit Köpfen macht. Lehrer und Leiterin wurden am Freitagvormittag offiziell über die Schließung informiert. Überraschend war das für sie nicht mehr, hatten sie doch bereits im Internet davon erfahren.
Telefonische Nachfragen zum Thema wurden durch die Verwaltung abgeblockt. Es werde eine schriftliche Erklärung geben, hieß es aus dem Büro der Oberbürgermeisterin. Die kam dann um 11.35 Uhr. Und plötzlich hieß es: Eine Schließung des Standorts Schullandheim Franzigmark ist nicht vorgesehen. Die Verwaltung denkt allerdings über einen Trägerwechsel nach, um die Potenziale der Einrichtung, in der seit Generationen Hallenserinnen und Hallenser Fauna und Flora kennengelernt haben, besser auszunutzen. Erstaunlich, hatte sich der zuständige Dezernent auf Nachfrage von HalleForum.de noch zwei Tage zuvor ganz anders geäußert.
Weil TV Halle nach unserem Online-Bericht auch bei der Stadtverwaltung nachfragte, erhielt der Fernsehsender ebenfalls die Auskunft, dass eine Schließung nicht mehr vorgesehen sei – und überbrachte am Freitagmittag den überraschten Mitarbeitern die Botschaft, dass die Einrichtung doch erhalten bleibt.
Doch zu früh gefreut. Denn offenbar herrschen in der Stadtverwaltung große Kommunikationsprobleme. Um 13.04 Uhr kam aus dem Büro der Oberbürgermeisterin nämlich eine neue E-Mail: Ja. Eine Schließung des Standorts Schullandheim Franzigmark vorgesehen. Die Entscheidung darüber falle im Stadtrat, zum Jahresende sollen dann im Schullandheim die Lichter ausgehen. Voraussichtlich im Oktober werde man die Vorlage in den Rat einbringen, sagte Norbert Böhnke, Referent des Bildungsbeigeordneten Tobias Kogge, auf telefonische Nachfrage von HalleForum.de. Und er wurde noch deutlicher. Man könne Einrichtungen stilllegen, um sie später unter anderen Rahmenbedingungen wieder zu eröffnen. Oder schließen. Und bei der Franzigmark geht es um Schließung.
Die zu geringe Auslastung wird durch die Stadt als Grund angeführt. 29 Betten für Kinder würden jeden Tag zur Verfügung stehen. Würde man dies mit 360 Tagen, an denen theoretisch die Betten belegt werden können, multiplizieren, erhielte man 10.440 Übernachtungstage, so die Stadt in ihrem Schreiben. Tatsächlich wurden in den vergangenen Jahren (2006, 2007, 2008) durchschnittlich 1000 Übernachtungstage genutzt. Das entspricht einer Nutzung von 10%. Auch wenn nur die Hauptbelegungszeit (Schulzeit = 200 Tage im Jahr) berücksichtigt wird, ist festzuhalten, dass eine Belegung unter 20% stattfindet.
Doch sind die Zahlen reell? Nach Informationen von HalleForum.de gab es nämlich über 2.200 Übernachtungen im letzten Jahr. Sicher auch keine Vollauslastung, aber doppelt so hoch wie von der Stadt behauptet. Und auch nicht verwunderlich. Denn 29 Betten sind zu wenig für zwei und zuviel für eine Klasse. Im Schullandheim können also nie zwei Klassen zeitgleich übernachten.
Die Öko-Schule selbst soll nicht geschlossen, aber an einem anderen Standort weiterbetrieben werden. Im Gespräch ist die Grundschule Frohe Zukunft. Hierfür hat die Stadt bereits Efre-Fördermittel beantragt (HalleForum.de berichtete).
Beim Stadtelternrat fühlt man sich von der Stadtverwaltung übergangen, immerhin hatte man in diesem Jahr 3000 Unterschriften für den Erhalt der Einrichtung an Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados übergeben. Dort hat man auch Vermutungen, was wohl der Hintergrund der Schließung sein könnte: ein Verkauf. Interessierte seien wohl bereits über das Gelände geführt worden. Doch anders als bei der engagierten Rektorin der Jägerplatz-Schule, die für den Erhalt ihrer Schule kämpft, ist die Leiterin der Franzigmark zum Stillhalten verdonnert. Sie nämlich ist Angestellte der Stadt.