Gedenktafel für Martin Feuchtwanger

von 12. Dezember 2011

Beim Namen “Feuchtwanger” denken viele an Lion. Dabei hat dessen Bruder Martin eine viel engere Verbindung nach Halle (Saale). Ein Vierteljahrhundert wirkte der Unternehmer in der Saalestadt, bevor er als Jude vor den Nationalsozialisten flüchtete.

Seit Montag wird nun an den Verleger erinnert. Am einstigen Firmensitz wurde eine Gedenktafel angebracht. Das Gebäude, einst in der Königstraße 84 gelegen, gibt es heute nicht mehr. Hier steht heute das Iduna-Gebäude an der Franckestraße.

Initiiert hat die Gedenkaktion Ingeborg von Lips als Abschluss der Jahresaktion „Halle liest 2011 – HALAE AD SALAM – Deutsch-jüdische Literatur und eine Universitätsstadt“. Sie wolle die Leistungen der jüdischen Intelligenz in Halle herausstellen, sagte von Lips. “Und zu diesen Leistungsträgern gehört ohne Zweifel Martin Feuchtwanger.”

1886 in München geboren, kam er wohl im Winter 1910/11 nach Halle. Genau lässt sich dies nicht mehr feststellen. Auch wenn er sein Studium abgebrochen hat, suchte er sich für seinen neuen Wirkungskreis wieder eine Universitätsstadt aus. Verbunden sei dies mit der Hoffnung gewesen, hier interessiertes Lesepublikum zu finden, so Frau von Lips.

Zunächst war er als Volontär für die Saalezeitung tätig, schrieb aber zwischendurch auch für die Halleschen Nachrichten. Später arbeitete er sich bis zum Chefredakteur vor, gründete seinen eigenen Fünf-Türme-Verlag. Zwischendurch musste er in den ersten Weltkrieg ziehen. Auch seine Wohnspuren hat er in Halle hinterlassen. In der Großen Ulrichstraße hatte er zunächst seine Wohnung, später in der Königsstraße. Mit zunehmendem geschäftlichen Erfolg zog er in eine Villa nach Diemitz. 1933 packte er seine Sachen und flüchtete vor den Nazis nach Prag, von wo aus er 1939 nach Palästina flüchtete. Seine Schwester Bella, die ebenfalls in Halle lebte und am Theater arbeitete, kam später nach Prag nach. Im Gegensatz zu Martin ging sie nicht mit nach Palästina. Sie wurde 1943 in Theresienstadt ermordet.

Wie Ingeborg von Lips sagte, gebe es noch so viele Orte in Halle, wo man an Martin Feuchtwanger hätte erinnern können. Da wäre die Geiststraße 1, wo seine Schwester wohnte. Am Fischerplan 5, später durch den Bau der Hochstraße abgerissen, befand sich seine erste Druckerei. Doch den größten Erfolg hatte er in der Königsstraße 5, von wo aus er mit seinem Korrespondenzverlag zahlreiche Zeitungen mit Nachrichten versorgte, aber auch viele Bücher verlegte. “Er hatte den Hang zum Abenteuer und zu Neuem”, sagte Frau von Lips.

An dieses erfolgreiche Wirken soll nun die Tafel erinnern. Denn selbst in der jüdischen Gemeinde wissen wohl nur die wenigsten über Martin Feuchtwanger bescheid, sagte der Vorsitzende Max Privorizky. “Mit Max Schwab gib es nur noch ein einziges Mitglied in unserer Gemeinde, dass zur selben Zeit wie Martin Feuchtwanger eingetragen war.” Deshalb wolle man im kommenden Jahr mit mehreren Veranstaltungen auch den eigenen Mitgliedern die reichhaltige jüdische Geschichte in Halle mit ihren Höhen und Tiefen vermitteln.