Halle ist grün, sagt Halle. Gäste fragen: Wo?

von 12. Oktober 2016

Auf Halles Marktplatz fehlt das Grün gänzlich. Stattdessen blickt der Gast auf eine große graue Steinwüste aus China, nur die vielen historischen Gebäude geben dem Platz etwas Farbe. Dass es an Grün fehlt, ist vor Jahren offenbar auch im Rathaus aufgefallen, weswegen zeitweise Bäume in großen Kübeln aufgestellt oder Rasenflächen rings um das Händel-Denkmal ausgerollt wurden. Doch die Bäume sind verschwunden und der Rollrasen hatte am Ende doch immer wieder für Ärger gesorgt, weil er vertrocknete oder von all zu vielen Sonnenanbetern platt gesessen wurde. Zuletzt behalf sich die Stadtverwaltung mit der Minimalvariante: Blumenkübel auf der Ratshoftreppe, am Händel und unter dem Relief von Martin Luther an Halles Marktkirche.

In den Nebenstraßen sieht es vielfach kaum besser aus und es fällt auf: Am grünsten ist es überall dort, wo zu DDR-Zeiten neu gebaut wurde. Entlang der Neubaublocks ließen die Stadtplaner mehr Platz für Grün, pflanzten Bäume und legten Vorbeete an. Angenehm grün ist es auch zwischen Leipziger Turm und Opernhaus entlang des Hanserings und am Joliot-Curie-Platz.

Die größten zusammenhängenden Grünflächen, die wegen des Bewuchses mit Bäumen und Büschen auch so wahrgenommen werden, befinden sich im Süden und Osten am Rande der Stadt. Die Rede ist von der Elster-Saale-Aue samt Rabeninsel und von der Dölauer Heide. Die Heide erstreckt sich über 658 Hektar, die Saale-Elster-Aue inklusive der angrenzenden Schutzzone über 315,9 Hektar. Dass es in Halles unmittelbarer Umgebung an Waldflächen fehlt, liegt an der Salzgewinnung. Für die wurden Jahrhunderte lang die Wälder gerodet. Übrig blieb mit der Dölauer Heide ein weitgehend künstlicher Stadtwald.

Hallelife hat bei Halles Pressestelle nach den bekanntesten Grünflächen im Stadtgebiet gefragt. Das sind die Anlagen, zumeist Parks, und dazu die jeweilige Größe in Hektar: Reichardts Garten (3), Amtsgarten (3,78), Ziegelwiese (4,6), Würfelwiese (4), Pulverweiden (10,9), Pestalozzipark (13,5), Südpark (25), Peißnitz (27), Rabeninsel (41).

„Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul“, heißt eine alte Volksweise. Halle hielt es so mit dem grünen Titel. Doch 2016 wurde die Stadt eiskalt vom Sockel gestoßen. Die „Berliner Morgenpost“ hat Halle vernichtend deklassiert. Die Zeitung aus Deutschlands Hauptstadt wertete Satellitenbilder aus und kam für Halle auf 49 Prozent der Stadtfläche. Das klingt gut, reichte aber nur für einen der hinteren Plätze. Jena lag bei 80 Prozent und ist damit die grünste Stadt im Osten, Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg lag mit 54,3 Prozent vor Halle , Leipzig mit 42,4 Prozent dahinter. Im Städtereport der Comdirect-Bank von 2012 hatte Halle mit 15,9 Prozent auf Platz 1 gelegen. Damals wurde die Summe der Grünanlagen und Erholungsflächen in den 50 größten deutschen Städten gesucht und verglichen. Nach Angaben der Stadt hat Halle im Stadtgebiet 4 Hektar gestaltete Grünanlagen, 40 Hektar Spielplätze und 201 Hektar naturbelassene Grünflächen.

comdirect Städtereport Deutschland

https://www.comdirect.de/cms/ueberuns/media/comdirect-staedtereport-deutschland_201204.pdf

Deutschlands grünste Städte nach Auswertung von Satellitenbildern

http://interaktiv.morgenpost.de/gruenste-staedte-deutschlands/