Kita-Ganztagsbetreuung: Eltern kritisieren Umsetzung

von 24. April 2012

Ab August 2013 will Sachsen-Anhalt schrittweise zur Kita-Ganztagsbetreuung zurückkehren. Kinder arbeitsloser Eltern dürften dann wieder mehr als die derzeit erlaubten fünf Stunden pro Tag in die Kindertagesstätte. Zunächst soll die Regelung für Über-3-jährige gelten, später dann auch für die jüngeren. Doch so richtig durchdacht hat das die Landesregierung nicht, finden viele hallesche Eltern. Sie diskutierten am Dienstagabend im Stadtelternbeirat über die Einführung der Ganztagsbetreuung. Wie auch mehrere Träger – Diakonie und Caritas planen Protestaktionen – befürchten die Eltern einige Probleme in der Umsetzung. So sieht man den formulierten Personalschlüssel im Kinderförderungsgesetz kritisch. Denn Fehlzeiten, Urlaub, Krankheit und Fortbildung von Erzieherinnen sind dabei gar nicht berücksichtigt. Dadurch is der eigentlich vorgesehene Betreuungsschlüssel von 1:6 (Krippe), 1:13 (Kita) und 1:25 (Hort) nicht einzuhalten, kritisierten Eltern aber auch Vertreter von Trägern.Einstimmig fassten die Eltern in ihrer Sitzung deshalb den Beschluss, dass man für die Ermittlung der notwendigen Erzieherzahl einfache Rechenmethoden heranzieht: Zahl der Kinder durch 6 beziehungsweise 13, schon kommt man auf die notwendige Zahl von Erziehern in den Einrichtungen. Basis für die Berechnung soll zudem die tatsächliche Anwesenheitszeit sein, Urlaub, Krankheit, Fortbildung etc sollen abgezogen werden. Das bedeutet im Endeffekt, dass in den Kitas mehr Erzieher tätig sein werden. Für die im Stadtelternbeirat organisierten Mütter und Väter eine Grundvoraussetzung, um den Ganztagsanspruch überhaupt ohne Qualitätseinbußen umzusetzen.Diskutiert wurde daneben über eine schrittweise Rückkehr zur Ganztagsbetreuung, um die Träger mit den Schnellschuss des Landes nicht allein zu lassen. So wurde eine kontinuierliche Anhebung auf zunächst 30, dann 35 und später 40 Stunden vorgeschlagen. Mit einer knappen Mehrheit wurde diese Idee aber abgelehnt. Stattdessen sprach man sich für einen sofortigen Ganztagsanspruch für alle Kinder von 40 Stunden aus – die vom Land angedachte schrittweise Einführung zunächst für ältere und später für Krippenkinder wurde als unpraktikabel abgelehnt. Eltern mit unter schiedlich alten Kindern müssten diese andernfalls auch zu unterschiedlichen Zeiten zur Kita bringen. Einstimmig ausgesprochen hat sich der Stadtelternbeirat dafür, unabhängige Elternvertretungen auf Träger-, Kreis- und Landesebene einzuführen. Das große Ziel ist die Installation eines Landeselternbeirates, der die Interessen der Mütter und Väter gegenüber der Politik vertreten soll. Um die am Dienstag beschlossenen Forderungen durchzusetzen, planen die Eltern eine E-Mail-Aktion. Persönliche Schreiben der Eltern mit den Wünschen sollen unter anderem an Sozialminister Norbert Bischof und die Landtagsfraktionen gehen.