Kürzungspaket im Leipziger Nahverkehr

von 17. Februar 2011

Vorige Woche wurde mit großen Bahnhof der Vertrag für das neue Mitteldeutsche S-Bahn-Netz unterzeichnet. Doch in Halles Nachbarstadt Leipzig stehen wegen der Kürzungen der Landesmittel einige Angebotskürzungen an. Die S-Bahn nach Grünau wird vorübergehend eingestellt. Es ist nicht der einzige Einschnitt im Angebot, den der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) vornehmen muss. Am Mittwoch, 16. Februar, tagte die Verbandsversammlung und beschloss die notwendigen Einschränkungen.

Der Grund wird seit Herbst öffentlich diskutiert: Die heftigen Einschnitte in den Zuweisungen an die Nahverkehrsverbände, die im Rahmen der Verabschiedung des sächsischen Doppelhaushaltes für 2011/2012 vom 17. Dezember 2010 dann dennoch beschlossen wurden. Da halfen selbst die deutlichen Warnungen der Zweckverbände nichts. Ergebnis: Allein der ZVNL muss die kurzfristigen Kürzungen des Sächsischen Verkehrsministeriums in Höhe von zehn Millionen Euro im Jahr kompensieren. Ihm bleibt gar nichts anderes übrig als drastische Angebotseinschränkungen im ganzen Netz.

Was tatsächlich gekürzt und reduziert werden muss, wurde auf der Verbandssitzung am Mittwoch beschlossen. Neben umfangreichen Kürzungen bei Investitionen, Verkehrsplanung, Fahrgastmarketing, Finanzierung von regional bedeutsamen Busverkehren sowie in allen anderen administrativen Bereichen treffen die Kürzungen auch spürbar die SPNV-Leistungen – und letztlich damit leider auch die Bürgerinnen und Bürger, die Fahrgäste, stellte der ZVNL fest.

Daher – sollte die Landesregierung nicht noch kurzfristig für zusätzliche Zuweisungen an den ZVNL Sorge tragen – müssen folgende SPNV-Leistungen schnellstens, spätestens bis zum „Kleinen Fahrplanwechsel“ zum Juni 2011 zeitweilig, das heißt voraussichtlich bis zur Inbetriebnahme des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes (Dezember 2013), ausgesetzt, reduziert oder abbestellt werden.

Im Einzelnen betrifft dies folgende Leistungen:

Die von der Mitteldeutschen Regiobahn betriebene Verbindung MRB 5 Leipzig Hbf. – Flughafen entfällt ohne Ersatz, die Bedienung des Flughafens ist durch den RE 5 der DB Regio AG gesichert.

Die MRB-Verbindung 115 Leipzig Hbf. – Eilenburg – Torgau wird reduziert mit Ersatz: zusätzliche Halte der RE 10/RE 11 in Jesewitz und L.-Thekla, wegfallende Halte Pönitz und L-Heiterblick können durch LVB kompensiert werden. Weiterhin in Tagesrandlage MRB 115 mit einem Zugpaar und Bedienung aller Zugangsstellen MRB 2 und MRB 70 Leipzig Hbf.- Borna (MRB 2) – Geithain (MRB 70).
Zusammenlegung zu einer Linie zwischen Leipzig Hbf. und Borna, mit einer angepassten Haltestellenkonzeption.

Auf der RB-Strecke 110 Leipzig Hbf. – Grimma entfallen drei Verstärker-Züge in den Hauptverkehrszeiten.

Die S1 Leipzig Hbf. – L.-Miltitzer Allee wird komplett ausgesetzt. Kompensation soll durch Grünolino, den Bus Linie 80 und zusätzliche Straßenbahnleistungen der LVB erreicht werden.

RE 16 Leipzig Hbf. – Reichenbach – Plauen – Hof: Diese zweistündige Leistung soll zukünftig ab Altenburg (Thüringen) beginnen, Fahrgäste ab/nach Leipzig Hbf. haben mit der RB 130 eine Anschlussverbindung (10 Minuten).

„Ich bedaure jede einzelne Leistungsreduzierung und jede damit einhergehende Verschlechterung des ÖPNV-Angebotes“, so der Verbandsvorsitzende des ZVNL Landrat Dr. Gerhard Gey (Landkreis Leipzig), „aber wir haben seit Bekanntwerden der Kürzungsüberlegungen des SMWA im Herbst 2010 alles auf den Prüfstand gestellt und zusammen mit unseren Vertragspartnern, den Eisenbahnverkehrsunternehmen DB Regio AG und Veolia (MRB), nach Möglichkeiten gesucht zumindest so zu kürzen, dass niemand gänzlich vom ÖPNV abgeschnitten wird.“

Um die nicht zu vermeidenden Angebotsverschlechterungen so erträglich wie irgend möglich zu machen, hat die Verbandsversammlung gleichzeitig beschlossen, die Auswirkungen der SPNV-Kürzungen auf die verknüpften Busleistungen in der Region zeitnah zu untersuchen, lokale Ersatzmaßnahmen zu planen und zu finanzieren, um die nicht vermeidbaren Verschlechterungen abzufangen soweit es (finanziell) geht.

Betroffen von den Kürzungen ist auch die einzige Schmalspurbahn im Verbandsgebiet, die Döllnitzbahn zwischen Oschatz und Mügeln. Die Finanzierung durch den ZVNL wird zum Ende des Schuljahres am 8. Juli 2011 eingestellt. Da sich alle Beteiligten aber über die Bedeutung dieser Bahn im Klaren sind, soll nichts unversucht bleiben, neue Finanzierungsquellen bei der sächsischen Landesregierung für den Betrieb zu organisieren. Der Verbandsvorsitzende des ZNVL, Dr. Gerhard Gey sowie Bürgermeister Martin zur Nedden für die Stadt Leipzig boten jede Unterstützung an, um gemeinsam mit dem Landrat des Landkreises Nordsachsen und weiteren Vertretern der Döllnitzbahn beim SMWA dazu vorstellig zu werden.

(Text: Ralf Julke / l-iz.de)