Langzeitarbeitslose sollen Sportvereinen helfen

von 8. November 2010

Rund 14.000 Langzeitarbeitslose gibt es allein in Halle (Saale). Ihnen sollen nun durch eine Kooperation zwischen der Arbeitsagentur und dem Landessportbund neue berufliche Möglichkeiten aufgezeigt werden. Mit dem Projekt „Sport baut Brücken“, das mit Schwimmstar Paul Biedermann wirbt, soll Langzeitarbeitslosen eine wichtige Aufgabe im Breitensport geben und die Vereine personell stärken. Am Montag wurde bei den halleschen Stadtwerken ein Kooperationsvertrag zwischen Agentur und Verband unterzeichnet.

Die Hartz IV-Empfänger könnten künftig als Trainer der Jugendmannschaften, Organisator von Vereinsfesten oder als Platzwart, der das Fußballfeld in Ordnung hält, zum Einsatz kommen – im Rahmen von Ein-Euro-Jobs oder Bürgerarbeit. Denn vielen Sportvereinen fehlen ehrenamtliche Helfer, Übungsleiter. Mit dem neuen Projekt soll den Menschen geholfen werden, den Teufelskreis Langzeitarbeitslosigkeit zu durchbrechen und auch für Sportvereine neue Perspektiven zu eröffnen. Arbeitslosen soll verstärkt die Möglichkeit gegeben werden, im Sport ehrenamtlich aktiv zu werden, als Trainer, Betreuer oder als Sportler. Das Ziel: Teilnahme am sozialen Leben und Nutzung gesellschaftlicher Netzwerke. Schließlich trainieren und spielen in den Vereinen Manager, Personalchefs und Beschäftigte. Sie könnten den Arbeitslosen vielleicht eine neue Stelle vermitteln, hofft man bei der Arbeitsagentur. Das Amt will außerdem die Weiterbildung zu Übungsleitern bezahlen und die Menschen so qualifizieren.

„Wir brauchen diese Mitbürger, um sich als Trainer, Platzwart oder Organisator für unsere Vereine zu engagieren, denen Personal fehlt oder die sich dieses schlichtweg nicht leisten können“, sagt Andreas Silbersack, Präsident des Landessportbundes Sachsen-Anhalt. Auch Paul Biedermann macht sich für das Projekt stark: „Ohne derartige personelle Unterstützung können viele Vereine ihren Mitgliedern nicht mehr die gewohnten Angebote machen – vor allem Kindern und Jugendlichen. Gleichzeitig werden viele, die lange ohne Job sind, dadurch zum wichtigen Partner.“

Der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Kay Senius nannte die Initiative „immens wichtig“ besonders für die beteiligten Arbeitslosen. „Sie sind meist auch aus finanziellen Gründen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen – die Folgen sind oft Verlust des Selbstwertgefühls, Resignation. So wird ein Weg zurück in ein geregeltes Arbeitsleben von Tag zu Tag schwerer. `Sport baut Brücken` baut diese Brücken zunächst durch wichtige Aufgaben für die Gesellschaft und zum Schluss häufig auch als Brücke zu einem neuen Job.“ Er wies jedoch auch auf die Bedeutung der Initiative bei der bevorstehenden sogenannten „Reform von Hartz IV“ hin. „Ziel ist es, den Kindern in der Grundsicherung die Teilhabe am ganz normalen Leben zu ermöglichen. Vielleicht über Gutscheine, die bei Sportvereinen eingelöst werden können. Dafür werden die Vereine sicher personell verstärken müssen – auch über „Sport baut Brücken“ wird dies möglich sein.“

In jedem Jobcenter wird es einen Ansprechpartner für die rund 3200 Sportvereine Sachsen-Anhalts geben und dort wird der Bedarf an ehrenamtlichen Helfern gemeldet. Engagiert sich z. B. ein Arbeitsloser in der Jugendarbeit des Vereins, so kann das Jobcenter auch die Finanzierung eines Übungsleiterscheines übernehmen. Ebenso gibt es bei Sport-Großveranstaltungen, wie Sportfesten, eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten für viele der derzeit 36.000 langzeitarbeitslosen Menschen.