Politische Debatte um Thalia-Zukunft angestoßen

von 12. Oktober 2010

Als am Freitag der Aufsichtsrat der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkam, da war vielen schon klar das hier auch über die Zukunft des Thalia Theaters diskutiert wird. Das aber so schnell ein Beschluss zum Aus des preisgekrönten Kinder- und Jugendtheaters kommt, damit hat niemand gerechnet. Aus der Presse erfuhren die Mitarbeiter, dass ihr Ensemble aufgelöst werden soll.

Den meisten Stadträten erging es nicht anders. Entsprechend groß sind nun die Empörungen. So beim Neuen Forum. “Ohne Debatte, ohne Konzept, den Weg des geringsten politischen Widerstandes einschlagen: das ist Zentralismus vom Feinsten. Weder ein Personalkonzept noch ein Konzept, welches nachhaltig und wirtschaftlich die Kultur in Halle sichert wurde seitens der Geschäftsführung erstellt. Die einzige Lösung heißt: Schließung der Sparte Kinder- und Jugendtheater, das einzige in Sachsen-Anhalt! Obwohl die anstehenden Tariferhöhungen seit 2008 – also vor Gründung der GmbH – bekannt waren, obwohl der Stadtrat ein nachhaltiges Personalkonzept mit seinem Überführungsbeschluss vom November 2008 forderte, wurde jetzt in einem Schnellschussverfahren der Aufsichtsrat bestellt und mit einer ausgesprochenen Willkür die Kinder- und Jugendtheatersparte geschlossen. Dies zeugt doch nur vom mangelnden Management der Geschäftsführung”, heißt es in einer Erklärung der politischen Gruppierung um Stadträtin Sabine Wolff. “Wir fordern den Erhalt des Thalia Theaters, welches sich in der Vergangenheit durch mutige Inszenierungen und Projekte einen nationalen und internationalen Ruf erworben hat.” Neben einer öffentlichen Debate um die Zukunft fordere man zudem ein nachhaltige wirtschaftliches Konzept der Kultur GmbH bis 2020, “um eine Planungssicherheit in der Stadt Halle (Saale) zu erzielen, um nicht 2012 die nächste Entlassungswelle entscheiden zu müssen.”

Grünen-Stadtrat Dietmar Weihrich sagte, „die Vorgehensweise, über einen Aufsichtsratsbeschluss die Schließung des Thalia Theater in Halle einzuleiten, wird von der grünen Fraktion nicht mitgetragen. Der Gesellschaftsvertrag bestimmt eindeutig, dass bei einer Schließung von Geschäftszweigen die Gesellschafterversammlung – also der Stadtrat – zustimmen muss. Deshalb gehört die Diskussion in den Stadtrat und nicht in den Aufsichtsrat“. Weihrich kündigt an, gegen den Beschluss des Aufsichtsrates vorzugehen, weil er in die Rechte des Stadtrates eingreift. „Außerdem ist es geradezu abenteuerlich, die Diskussion ohne hinreichende Grundlage zu führen. Sollten die vom Stadtrat beschlossenen Zuschüsse nicht ausreichen, so sind dem Stadtrat Lösungsvorschläge und deren Auswirkungen auf das Angebot der Bühnen und den städtischen Haushalt vorzulegen, die dann – ggf. im Zusammenhang mit den kulturpolitischen Leitlinien – diskutiert werden können“, so Weihrich weiter.

“Der Schließungsbeschluss des Aufsichtsrates der ‚Kultur GmbH‘ hat uns kalt erwischt. Wir hatten darauf gehofft, dass die erst im August seitens der Geschäftsführung erfolgte Aufforderung zur öffentlichen und politischen Diskussion ernst gemeint war”, sagte der JUSO-Vorsitzende Felix Peter. “Nun sollten Bevölkerung, Politik und Betroffene wohl vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Wir hoffen aber, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.“ Auf der kommenden Sitzung der Jusos am 14. Oktober 2010 ab 19:30 Uhr in der SPD-Regionalgeschäftsstelle Halle ist die Thalia-Intendantin Annegret Hahn zu Gast.