Schmuckstück im Dom ist fertig

von 7. Dezember 2011

1990 war der Dom zu Halle baupolizeilich gesperrt, Tauben flogen im Inneren umher. Doch seit der Wende hat sich viel getan. Mehr als 6 Millionen Euro wurden in die Instandsetzung investiert.

Am Mittwoch konnte nun ein weiterer wichtiger Bauabschnitt vollendet werden. Die Kanzel aus dem Jahr 1526 erstrahlt in neuem Glanz. Ein Jahr lang habe man an der Restaurierung gearbeitet. Allerdings musste im Winter eine Pause eingelegt werden. „Der Dom ist nicht beheizbar und bei Temperaturen unter 5 Grad kann keine Restaurierung stattfinden“, Ralf Lindemann, der Bauabteilungsleiter der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt. 66.000 Euro haben die Arbeiten gekostet.

Er hob die Besonderheiten der Kanzel hervor. Denn sie ist komplett aus Sandstein gemeißelt. „Das ist etwas ganz Seltenes“, so Lindenmann. Überrascht sei man bei der Restaurierung gewesen, tatsächlich unter der 1906 bei einer Renovierung aufgebrachten braunen Öllasur noch Blattgold gefunden zu haben. Nun strahlt die Kanzel wieder wie zur Barockzeit. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, freute sich Lindemann. Instandgesetzt wurde auch der Treppenaufgang. Mehrere Stufen waren hier enorm beschädigt und gebrochen.

Eine tragende Rolle spielt ausgerechnet den griechischen Gott Hermes, umrahmt von den fünf alten lateinischen Göttervätern. Dies sei als versteckte Referenz an Erasmus von Rotterdam zu sehen. Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490-1545), der die Kanzel in Auftrag gab, hatte enge Verbindungen zu ihm. Wer die Kanzel damals gefertigt hat ist unklar, Forscher gehen von Steinmetz Ullrich Kreutz aus, der zu jener Zeit in der Nähe war. Jedenfalls hat der Erbauer einige Details eingearbeitet. So verfügt die Kanzel auch über 21 kleine Engel. Einer von ihnen zeigt dem Betrachter den Po. Das soll Böses von der Kanzel fernhalten, sagte die Kirchenführerin der evangelisch-reformierten Domgemeinde, Gisela Hintzsche.

Einiges bleibt im Dom noch zu tun. Die größten Aufgaben sind die Restaurierung des Altars und des kunstvoll geschnitzten Chorgestühls. Wahrscheinlich im kommenden Jahr oder 2013 werden die Arbeiten abgeschlossen. „Wir investieren hier in die Vergangenheit für die Zukunft“, sagte Boje Schmuhl, Direktor der Domstiftung. Unter anderem wurden Mauern trockengelegt, das Dach erneuert und neue Fenster eingebaut. Auch die Wand- und Gewölbeflächen wurden ausgemalt. Bei den Pfeilen wurden die Fugen sichtbar gemacht. „Heute ist ein schöner Tag“, freute er sich nun über die Fertigstellung der Kanzel. „Wir nehmen ein Schmuckstück wieder in Betrieb.“ Und im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen ist diese Kanzel bis heute in Benutzung. Das liegt auch an der Größe des Doms. Von der Kanzel aus ist der Prediger im gesamten Gotteshaus zu verstehen.

Die Geschichte des halleschen Doms reicht bis ins Jahr 1271 zurück, als Dominikanermönche eine einfach ausgestattete Predigerkirche errichten ließen. Der Erzbischof von Magdeburg und Mainz, Hohenzollern-Kardinal Albrecht von Brandenburg, hatte sich Halle als Wohnort auserkoren und ließ ab 1520 die Kirche im Stil der Renaissance umbauen. Als Vorbild diente die „Scuola di San Marco“ in Venedig. 1523 wurde das Gotteshaus als Stiftskirche neu geweiht und zum Dom ernannt. Als Albrecht 1541 Halle wegen der Reformation verlassen musste, nahm er die meisten Kunstwerke des Doms mit. Sie sind heute vor allem in Museen in Bayern zu betrachten.