SIBYLLE – Das Modemagazin der DDR

von 9. September 2015

Zwischen 1956 und 1989 war die Zeitschrift SIBYLLE das beliebteste Modejournal der DDR. Dabei reichte die monatliche Auflage von 200.000 Exemplaren nie aus, um die enorme Nachfrage zu befriedigen. Für diejenigen, die ein Exemplar bekamen, war die Zeitschrift etwas ganz Besonderes: Ein Quell der Inspiration, ein Ratgeber, welcher die Lust auf die Individualität und zum Improvisieren im vom Mangel geprägten Alltag steigerte.

Der Erfolg der SIBYLLE lag vor allem in dem einzigartigen Konzept, Mode, Fotografie und Kultur inhaltlich zu verbinden und in diesem Kontext alltagstaugliche Mode zu präsentieren und das Bild einer modernen, emanzipierten, berufstätigen Frau zu vermitteln.

Ebenso wie für Inspiration stand die SIBYLLE auch für die Illusion. Sie ist Aushängeschild für die anspruchsvolle Verquickung von Mode und Kultur gewesen. Zumeist jedoch war die abgebildete Mode im Handel nicht ausreichend oder überhaupt nicht erhältlich. Doch auch dem vorherrschenden Mangel hatte die Redaktion der SIBYLLE etwas entgegenzusetzen. Mit den legendären Schnittmusterbögen, hunderttausendfach weitergerecht und nachgeschneidert, machte man aus der Not eine Tugend und gab den Leserinnen die Möglichkeit, sich selbst mit anspruchsvoller Mode zu versorgen.

Kunst, Literatur, Porträts, Interviews, Ratgeber, Kochrezepte all dies fand sich in der SIBYLLE. In erster Linie war das Journal jedoch eine stilprägende Modezeitschrift. Denn Mode war hier nicht nur Kleidung, vielmehr wurde diese in den Kontext des alltäglichen Lebens gesetzt. Etwas, dass sich gerade auch in der Modefotografie widerspiegelte. Bekannte Fotografen und Fotografinnen wie Arno Fischer, Günter Rössler, Sibylle Bergemann, Ute Mahler, Rudolf Schäfer oder Sven Marquardt fanden hierfür eine ganz eigene Bildsprache. Seit den 1960er Jahren einem gewissen Credo der Natürlichkeit folgend, bildeten sie die Modelle der Fotoserien nicht wie Schaufensterpuppen in künstlichen Posen ab, sondern wählten als Hintergründe für ihre Modefotografie mitunter Straßenzüge, neu entstehende Plattenbausiedlungen oder gar Fabriklandschaften.

Die Ausstellung „Illusion [&] Inspiration. SIBYLLE – Das Modemagazin der DDR“ im Kunstforum Halle dokumentiert auf eindrucksvolle Weise den Werdegang dieser Zeitschrift und lässt die besten, schönsten und wichtigsten Modefotografien aus der SIBYLLE wieder lebendig werden. Originale Arbeiten bedeutender Fotografen wie Günter Rösler, Roger Melis, Sibylle Bergemann und Ute Mahler eröffnen den Bereich der Illusion. Ergänzt werden diese durch diverse Modestrecken in SIBYLLE-Ausgaben verschiedener Dekaden. Gemeinsam veranschaulichen sie jene Welt, die die Zeitschrift über Jahre entstehen ließ. Der zweite Ausstellungsbereich präsentiert eine Auswahl an Textilien, die für die Bürger der DDR produziert wurden. Ergänzt werden die Fabrikationen vergangener Tage durch modische Eigenkreationen, inspiriert und nachgeschneidert à la SIBYLLE.

Das Kunstforum Halle bedankt sich bei folgenden Leihgebern und Unterstützern:

Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Potsdam; Stiftung Moritzburg Halle (Saale) Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt; Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle; Museum Weißenfels; Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Museum in der Kulturbrauerei, Berlin; Sammlung Josefine Edle von Krepl, Groß Pankow OT Kuhbier; Loock Galerie, Berlin; Nachlass Roger Melis/ Mathias Bertram; Steffi Graenitz; Ute und Werner Mahler; Sven Marquardt; Prof. Rudolf Schäfer; Nachlass Günter Rössler/Kirsten Schlegel sowie allen privaten Leihgebern textiler Exponate.

KUNSTFORUM HALLE

Illusion [&] Inspiration. SIBYLLE – Das Modemagazin der DDR

12. September bis 8. November 2015

Kunstforum Halle, Bernburger Straße 8

www.kunstforum-halle.de

Di, Mi, Fr 14 – 17 Uhr Do 14 – 19 Uhr Sa u. So, Feiertage 11 – 17 Uhr