Blumen für Francke

von 21. März 2009

(ens) Am Samstagnachmittag fand zu Ehren des am 22. März 1663 in Lübeck geborenen Theologen und Pädagogen August Hermann Francke eine Gedenkstunde am Francke-Denkmal in den Franckeschen Stiftungen zu Halle (Saale) statt. Blechbläser der Staatskapelle Halle und die Knaben des Stadtsingechors sorgten für die musikalische Untermalung. Vertreter der auf dem Gelände ansässigen Einrichtungen, unter anderem Latina, Jugendwerkstatt Bauhof, Druckfabrik, Grund- und Sekundarschule, die Kindergärten, Freundeskreis und Uni-Institute legten Blumen am Denkmal nieder.

Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke warf einen Blick zurück auf die vergangenen 20 Jahre. 1989 hätten sich die Stiftungen in einem “erbärmlichen Zustand” befunden, so Müller-Bahlke. Seit dem ist vieles wieder aufgebaut worden. Und auch im letzten Jahr konnte für den kompletten Wiederaufbau der Stiftungen einiges getan werden. So wurde das einstige Wohnhaus Franckes saniert und wieder eingeweiht, im Dachgeschoss eine Bibelmansarde eingerichtet. Neu ist auch ein eigener Stiftungspfarrer. “Wir hoffen, in diesem Jahr mit dem Wiederaufbau weiterzukommen”, sagte der Stiftungsdirektor. Latina, Druckerei, die Pächterwohnungen und das Druck- und Backhaus warten auf Sanierung. Begonnen haben bereits die Arbeiten vor dem Stiftungsgelände, wo die Häuserzeile am Franckeplatz in neuem Glanz erstrahlen sollen.

Albrecht Koch, Präsident des Freundeskreises der Franckeschen Stiftungen, erinnerte in seiner Festrede an ein Fernsehinterview mit Dieter Kronzucker aus dem Jahr 1992. Damals habe er dem Journalisten den verfallenen Lindenhof gezeigt. “Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Franckeschen Stiftungen von selbst erledigt haben”, kommentierte Kronzucker damals das Gesehene. “Zum Glück ist es anders gekommen”, freute sich Koch. Für ihn hat das auch mit Gottvertrauen zu tun, auf das die Stiftungen aufgebaut sind. “Das Gottvertrauen gehört zur gewachsenen Identität der Stiftungen”, meinte Koch. “Das Gottvertrauen kann niemals enttäuscht werden, das Vertrauen der Menschen schon.” Und damit war Koch bei einem aktuellen Problem angekommen: der Finanz- und Wirtschaftskrise. Die sei eher eine Krise der Herzen. Koch erinnerte sich an einen Spruch, den er vor vielen Jahren auf seinem Schreibtisch stehen hatte: “Keine glaubt niemanden.” Damals hätte man das belächelt, “heute ist es eingetreten.”

Weder in der Zeit des Nationalsozialismus, noch in der DDR haben sich Koch zufolge die Stiftungen Staat oder Partei angebiedert, sondern hätten immer ihren eigenen Geist gehabt. Freilich sehen das längst nicht alle so. Ein Mitglied trat aus dem Freundeskreis aus, weil ihm die Geschichte der Franckeschen Stiftungen in der Zeit des Nationalsozialismus nicht genügend aufgearbeitet wurde. Für Koch unverständlich. “Die Franckeschen Stiftungen waren nie eine Napola.”