Kinderleben, Kinderarmut, Kindeswohl

von 3. November 2009

“Wo Kinderleben gelingt und wo Kindeswohl gefährdet ist” – unter diesem Motto steht im November die Mittwochsvortragsreihe in den Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale). Dr. Steffen Dauer vom Institut für Rechtspsychologie Halle spricht am Mittwoch, 4. November 2009, 18.00 Uhr, im Englischen Haus über Kindeswohlgefährdung. Ursachen und Folgen von Misshandlungen, Vernachlässigungen, sexuellen Handlungen und mangelndem Schutz. Am Mittwoch, 18. November 2009, 18.00 Uhr, Englisches Haus, referiert Prof. Dr. Thomas Olk vom Institut für Pädagogik über Kinderarmut und Kindeswohl in Deutschland.

Kinder, die vernachlässigt, missbraucht oder misshandelt werden, erleiden an Körper und Seele häufig schwerste Schäden. Kein Wunder also, dass die Gefährdung des Kindeswohles ein hoch emotionales Thema ist, das in den letzten Jahren zwischen den Extremen der Bagatellisierung und der Dramatisierung von den Medien, der Politik, Interessenverbänden und teilweise auch von Fachvertretern behandelt worden ist. Neben Empörung und Verständnislosigkeit wächst vor allem die Erkenntnis, dass eine "gute Kindheit" auch misslingen kann. Was aber gute Kindheit ausmacht, ist gar nicht so leicht zu fassen. Mit den Fragestellungen nach dem Kindeswohl und seiner Gefährdung führt die Mittwochsvortragsreihe „Wo Kinderleben gelingt und wo Kindeswohl gefährdet ist“ in aktuelle fachpolitische Debatten ein, die derzeit in der Öffentlichkeit mit großer Intensität geführt werden.

Kindeswohlgefährdung. Ursachen und Folgen von Misshandlungen, Vernachlässigungen und sexuellem Missbrauch von Kindern Die mit der wissenschaftlichen Forschung verknüpfte Versachlichung der öffentlichen Debatte hat zu beigetragen, Erkenntnisse zu Ursachen und Folgen von Misshandlungen im Interesse der betroffenen Kinder sowohl in therapeutischer als auch in präventive Konzepte einfließen zu lassen. Neben den in der Öffentlichkeit diskutierten Problemen körperlicher Misshandlungen und sexueller Missbrauchshandlungen konnte die Aufmerksamkeit auf die Problematik von Vernachlässigungen und deren Konsequenzen gelenkt werden. Zu den Ursachen sind vor allem Erkenntnisse über die Persönlichkeit der Täter von Bedeutung für die Beschreibung eines speziellen Milieus, in dem das Kindeswohl gefährdende Handlungen stattfinden.

Am Mittwoch, den 4. November, gibt Dr. Steffen Dauer ab 18.00 Uhr im Englischen Saal der Franckeschen Stiftungen in seinem Vortrag einen Einblick in die wissenschaftliche Debatten zur Kindeswohlgefährdung aus rechtspsychologischer Sicht. Ursachen und Folgen von Misshandlungen, Vernachlässigungen und sexuellen Missbrauch von Kindern stehen dabei ebenso im Vordergrund wie Möglichkeiten eines wirksamen Kinderschutzes.

Dr. Steffen Dauer ist Fachpsychologe am Institut für Rechtspsychologie in Halle und Vorstandsvorsitzender der Sektion Rechtspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP). Insbesondere seine Forschungsarbeiten zu Störungen des Sozialverhaltens von Kindern und Jugendlichen infolge von Misshandlung und sexuellem Missbrauch und seine Studien zum Verhalten von Sexualstraftätern weisen ihn als ausgesprochenen Kenner der Thematik aus.

Aber nicht nur der sexuelle Missbrauch oder körperliche Misshandlungen stellen Gefährdungen des Kindeswohls dar. Auch die in Deutschland zunehmende Kinderarmut stellt eine ernsthafte Gefährdung des Kinderwohls dar. Die Lebenslagen der Kinder und Familien verschlechtern sich unter prekären finanziellen Verhältnissen erheblich und nachhaltig; Lebenschancen, die einst als gewiss galten, gehen in immer mehr Familien verloren. Und so stellt sich in Hinsicht auf das Wohl des Kindes in Deutschland immer dringlicher die Frage: Welche Verantwortung und Verpflichtung hat die Politik, die Diskrepanz zwischen der Lage der Kinder in Deutschland und ihren Bedürfnisse zu verkleinern?

Am Mittwoch, den 18. November, zeigt Prof. Dr. Thomas Olk, 18.00 Uhr im Englischen Saal der Franckeschen Stiftungen das Ausmaß und die Entwicklung der Kinderarmut in Deutschland auf und diskutiert die Möglichkeiten der Kinder- und Jugendhilfe für präventives Handeln.

Prof. Dr. Thomas Olk ist Professor und Leiter des Arbeitsbereiches Sozialpädagogik und Sozialpolitik an der Martin-Luther-Universität in Halle und hat als Mitglied des Bundesjugendkuratoriums die „Stellungsnahme zur Kinderarmut“ mitverfasst. In dieser Schrift wird die Armutsbekämpfung in der Bundesrepublik als dringende Handlungsaufforderung an die Politik formuliert und die öffentliche Diskussion neu angeregt.