Landesregierung besitzt kein Konzept zur Pflege: „Zukunft der Pflege liegt im Quartier“

von 27. April 2015

Die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage „Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter“ der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zeigt, dass es viele Aufgaben gibt, um die Pflege im Quartier in Sachsen-Anhalt voran zu bringen. Lüddemann: „Diese Herausforderungen müssen wir jetzt annehmen, denn die Zahl der Pflegebedürftigen steigt rasant: Allein von 2009 bis 2013 stieg sie um fast 12.000, das sind 15 Prozent.“ Sachsen-Anhalt weist damit, laut Wohnatlas des Deutschen Kuratoriums Altenhilfe, die höchste Zuwachsrate an Heimplätzen auf.

„Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN will lokale Verantwortungsgemeinschaften, die altengerechte Wohnquartiere schaffen. Die Vernetzung der Akteure vor Ort – hauptamtlich wie ehrenamtlich – ist der Weg, gemeinschaftlich getragene Pflege zu realisieren. Für uns liegt die Zukunft der Pflege im Quartier“, erklärt Lüddemann, „dafür braucht es beispielsweise die entsprechende Verordnung zur Förderung ehrenamtlicher Strukturen und der Selbsthilfe. Diese steht seit 2013 aus. Auch die gesetzlich vorgeschriebene Landespflegekonzeption existiert nicht. Genau diese wäre aber der Ort, um den Ansatz ,Pflege im Quartier‘ zentral zu verankern. Da es diese Verankerung nicht gibt, existieren laut Antwort der Landesregierung auf unsere Große Anfrage im Land keine Gremien oder gar interministerielle Arbeitsgruppen, die das Thema ,altengerechte Quartiere‘ behandeln.“

Der seit Jahren konstante Anteil von 30 Prozent der Pflegebedürftigen, die stationär betreut werden, ist keine Erfolgsgeschichte, wie es die Landesregierung hinstellt. „Unser Ziel muss vielmehr eine auf Teilhabe und Selbstbestimmung zielende Alten- und Pflegepolitik sein“, betont Lüddemann.

Einzig den stationären Anteil zu senken, reiche aber nicht aus, erklärt Lüddemann. Pflegende Angehörige allein zu lassen, könne nicht Ziel der Politik sein. „Wir wollen die Pflege im Quartier verankern. Das ist auch eine Frage der Gleichstellung: Denn meist sind es Ehefrauen, Töchter oder gar Schwiegertöchter, die Angehörige pflegen und dafür berufliche Einschränkungen in Kauf nehmen.“

„Stationäre Großeinrichtungen können nicht die Antwort auf die demographische Entwicklung sein.“

Cornelia Lüddemann, seniorenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN