Zusatzschilder für Faulmann

von 14. Juli 2009

Was haben Ule, Lafontaine, Händel und Faulmann gemeinsam? Nach ihnen sind in Halle (Saale) Straßen benannt. Und dank der Bürgerstiftung hängen unterhalb der Straßennamen Zusatzschilder, die auf den Namensgeber hinweisen. Mit Karl Faulmann und der gleichnamigen Faulmannstraße erhielt nun am Dienstag die mittlerweile 16. Straße in der Saalestadt ein Zusatzschild im Rahmen des Projekts “Bildung im Vorübergehen”. Einmal im Monat versieht die Bürgerstiftung Straßen in Halle mit diesen Tafeln.

Martina Emsel war es, die die Schilder für Faulmann spendierte – gleichzeitig ein Geschenk für ihre Mutter Brigitte Keller . Immerhin spielten sich wichtige Lebensphasen der beiden Hallenserinnen in der Straße am Landrain unweit des Gertraudenfriedhofs ab. Geburtstagskind Brigitte Keller – sie feierte während der Übergabe auch noch ihren 83. Geburtstag – wohnt seit mittlerweile 74 Jahren in jener Straße, die vier Jahre zuvor auf Betreiben des Kurzschriftverbandes Sachsen-Anhalt 1931 nach dem in Halle geborenen Schriftforscher und Kurzschrifterfinder benannt wurde.

Faulmann wurde am 24. Juni 1835 in Halle geboren. 1848 begann er mit der Schriftsetzerlehre in der Halleschen Verlagsdruckerei Gebauer-Schwetschke. In seiner fünfjährigen Lehrzeit, die durchaus von Entbehrungen und Krankheit gezeichnet war, begann er mit seinen – wie er selbst es bezeichnete – “orientalischen Studien”. Das Setzen griechischer, hebräischer und arabischer Wörter, das von Spezialisten vorgenommen wurde, weckte seinen Ehrgeiz. Er betrieb ein ausgiebiges Selbststudium, zum Beispiel anhand von Ballhorns Alphabet der orientalischen Sprachen oder Gesenius’ hebräischer Grammatik. Als er eine englische Grammatik zu setzen hatte, gelang es ihm, unentgeltlichen Unterricht vom Verfasser zu erhalten. Ebenfalls kam er hier erstmals in Kontakt mit der “Anleitung zur Stolzeschen Stenographie” und erlernte später im Selbststudium die Gabelsbergersche Stenographie.

1853 wurde er zum Gehilfen freigesprochen. Es folgten Anstellungen in München und Wien. In der österreichischen Hauptstadt wandte vollständig der Stenographie zu und entfaltete eine umfassende Lehr- und Forschungstätigkeit. Er arbeitete als Lehrer für Stenographie an den höheren Schulen, der Theresianischen Ritterakademie und der Universität. 1859/60 übernahm Faulmann praktisch den gesamten Unterricht in Wien. 1868 wurde er Mitglied der staatlichen Prüfungskommission für das Lehramt der Gabelsberger-Stenographie, 1878 Lektor für Stenographie an der Wiener Universität. Für die auf der Weltausstellung in Wien ausgestellten stenographischen Typen erhielt Faulmann mehrere Verdienstmedaillen, der bayerische König verlieh ihm den Orden vom Heiligen Michael. Kaiser Franz Josef ernannte ihn 1884 für seine wissenschaftlichen Verdienste zum Professor. Faulmann starb am 28. Juni 1894 in Wien.