Ikonenausstellung im Kunstforum Halle

von 14. November 2011

Im Kunstforum in Halle (Saale) ist noch bis zum 8. Januar die Ausstellung „Goldener Himmel – Festtags-, Monatsikonen und Kirchenkalender der orthodoxen Tradition“ zu sehen. Zum Ausklang des russischen Themenjahres im Kunstforum Halle und als Vorgriff auf das Russlandjahr in Deutschland 2012/13 gilt es, die Faszination einzigartiger sakraler Werke zu erleben. Präsentiert wird ein repräsentativer Querschnitt aus vier Jahrhunderten russischer Ikonenkunst. Mehr als 200 Ikonen aus verschiedenen deutschen Sammlungen, die größtenteils zum ersten Mal in einer Ausstellung gezeigt werden, sind zu sehen.

Ikonen sind nicht Abbildungen weltlicher Natur, sie sind Fenster zu einer himmlischen Wirklichkeit – daher auch der meist goldene Hintergrund, der das göttliche Licht symbolisiert. Schon wegen ihrer geistlichen Bestimmung für die Theologie und Spiritualität der Ostkirchen kann man sie nicht als einfache Bilder betrachten. Ihr Zweck ist es, Ehrfurcht vor Gott zu wecken sowie eine existentielle Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten herzustellen. So werden sie in den östlichen Kirchen auch nicht als Kunstgegenstände betrachtet, sondern sind fester Bestandteil des orthodoxen Ritus. Ikonen werden verehrt und manchen von ihnen werden sogar Wunder zugeschrieben.

Die Ausstellung „Goldener Himmel“ gewährt den Besuchern nun die Möglichkeit, einen Einblick in eine Bilderwelt zu erlangen, die durch ihre besondere Sprache, ihre Farben und Zeichen charakterisiert wird. Darüber hinaus vermittelt die stilistische Vielfalt der jahrhundertealten Exponate die religiösen und kulturellen Zusammenhänge, in denen die Heiligenbilder bis heute eine wichtige Rolle spielen. Gezeigt werden 222 russische Festtags-, Monatsikonen und Kirchenkalender aus verschiedenen privaten Sammlungen sowie aus der Sammlung des Ikonenmuseums Frankfurt/ Main. Der größte Teil der ausgestellten Exponate wird im Zuge der Ausstellung erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Insgesamt umfasst die Ausstellung 79 Holzikonen, 130 Metallikonen sowie 13 graphische Blätter, die allesamt einen Einblick in die Vielfalt der russischen Ikonentradition geben. Mehrere lokale Schulen, wie die berühmte Palech-Schule aus Moskau, aus Jaroslawl und aus Nordrussland sind hierbei vertreten.

Die außergewöhnliche Exposition versteht sich nicht nur als Vorgriff auf das Russlandjahr in Deutschland 2012/ 13, sondern setzt das russische Themenjahr im Kunstforum Halle fort. Seit Anbeginn seines Bestehens pflegt das Kunstforum Halle den deutsch-russischen Kulturdialog. Mit den „Rovinskij-Materialien für eine Russische Ikonographie“ besitzt das Haus eine bedeutende kulturhistorische Quelle. Des Weiteren stand Russland mit seinen Künstlern und seiner Geschichte immer wieder im Mittelpunkt von diversen Ausstellungen. Zuletzt zeugte in diesem Jahr die Jubiläumsausstellung „Macht, Pracht, Herrlichkeit – Die Moskauer Zarenkrönung von 1856“, die aktuell in der russischen Botschaft in Berlin zu sehen ist, von dieser besonderen Beziehung.