Was bewegt Halles Süden?

von 24. November 2009

Vieles hat sich in dieser Stadt schon getan. Doch vieles liegt auch im Argen. Ideale Möglichkeit, um mit der Stadtspitze in Kontakt zu kommen, sind die Bürgerforen. Am Dienstagabend lud Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados zusammen mit ihren Beigeordneten in den Martin-Luther-Saal der Johannesgemeinde ein. Einwohner aus dem Süden der Stadt waren aufgerufen, sich zu beteiligen. Etwa 100 Hallenser, unter ihnen auch einige Stadträte und Landtagsabgeordnete, waren gekommen.

Am Anfang zog Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados eine Bilanz des letzten Bürgerforums. Damals wurde von vielen Besuchern bemängelt, dass die Stadt die Gebiete Ost und Süd zu einem Bürgerforum zusammengelegt hatte. Zu groß und zu unübersichtlich, lautete die Kritik. “Wegen der vielschichtigen Probleme”, so Szabados, habe man sich deshalb für eine Trennung der Gebiet entschieden. Die von vielen Bürgern gewünscht Sanierung der Beesener Straße konnte in Angriff genommen werden. “Ab Mai 2010 geht es hier weiter”, versprach Szabados. Mit Hilfe des PPP-Projektes ist es gelungen die Pestalozzi- und die Huttenschule zu sanieren. “Das wertet den Stadtteil auf.” Der Radweg entlang der Rossbachstraße konnte mit Laternen versehen werden. Nun kann man hier auch abends und nachts entlangfahren. Als “Vorzeigeprojekt” bezeichnete Szabados den Ausbau der Hafenbahntrasse zu einem Radweg. “Nun muss man sich nicht mehr durch den Verkehr schlängeln.” Osten und Westen der Stadt seine durch eine Fuß- und Radwegverbindung im Grünen miteinander verbunden. Der Motor des Viertels ist für Szabados das KSB-Pumpenwerk. 18 Millionen Euro habe das Unternehmen in den letzten Jahren in den Standort investiert, in diesem Jahr eine neue Produktionshalle errichtet. Gebaut wird auch im Böllberger Weg. Die Kita “Kleiner Rabe” wurde abgerissen. Dank des Konjunkturpakets kann hier eine neue Kindertagesstätte gebaut werden.

Noch nicht gelöst werden konnte das Problem mit den trinkfreudigen Mitbürgern am Platz der Völkerfreundschaft und vor der Poliklinik Silberhöhe. Hier will sich Szabados noch einmal mit den Beigeordneten Kogge und Wiegand zusammensetzen. “Ich finde es traurig, dass hier oft ganze Familien an den Trinkerplätzen sitzen”, so das Stadtoberhaupt. Man wolle nun speziell für die Kinder Programme starten, “um sie dem negativen Einfluss zu entziehen.” Und auch ein Wunsch der Interessengemeinschaft Eigene Scholle konnte nicht erfüllt werden. Sie hatten sich vor der Kita “Albert Einstein” am Breiten Pfuhl einen Parkplatz gewünscht. Derzeit kann man neben der Kita parken. Doch die HWG will das Gelände verkaufen. Von 180.000 Euro ist die Rede. “Wir können so ein wichtiges Grundstück nicht für Parkplätze nutzen.” Ein Vertreter der Bürgerinitiative schimpfte, offenbar stehe Kommerz vor besseren Bedingungen für Kinder. 300 Unterschriften seien gesammelt worden.

Ein bestimmendes Thema war auch der Stadion-Neubau. Für 17,5 Millionen Euro soll das alte Kurt-Wabbel-Stadion aufgemöbelt werden. Herr Wendler, Ressortleiter im Stadtplanungsamt, stellte den Zuschauern die aktuellen Planungen vor. 700 bis 800 Stellplätze solle es geben – im Sportlerdreieck und neben der Wendeschleife am Böllberger Weg entstehen die Parkplätze. “Ein Minimum”, so Wendler, “wegen der guten ÖPNV-Anbindung.” Unangetastet bleibt hingegen der Baubestand im alten Gesundbrunnenbad. Dort sollen nun doch keine Parkplätze entstehen. Anwohner können sich die detaillierten Unterlagen noch bis zum 8. Dezember im Stadtplanungsamt angucken eventuelle Einwände vorlegen. Telefonverbindung ins zuständige Amt: 221 47 31.

Mehrere Anwohner bedauerten, dass das Gesundbrunnenbad abgerissen werden soll. Anstelle das Badebeckens soll ein Trainingsplatz entstehen. Dagmar Götze befürchtet durch die neue Fußballarena höhere Lärmbelästigungen. Es solle doch lieber das denkmalgeschützte Bad erhalten werden. Das wäre zu teuer, konterte Baudezernent Pohlack. Das Bad sei marode, der Beton löse sich auf. Es müsste also ein komplett neues Becken gebaut werden. Und das sei wirtschaftlich nicht darstellbar. Deshalb habe man jetzt den Antrag gestellt, das Bad aus dem Denkmalverzeichnis zu streichen. Die geplante Sperrung der Kantstraße am Stadion war auch ein Thema für die Anwohner. Sie fürchten dadurch erhöhtes Verkehrsaufkommen in der Max-Lademann-Straße. Die Kantstraße werde laut Szabados nur geschlossen, wenn Fußball gespielt wird. Bedenken von Anliegern, wonach es möglicherweise auch Rockkonzerte geben könnte, wies die Oberbürgermeisterin zurück. Hier werde nur Fußball gespielt. Und für die Anwohner verbessere sich auch die Lärmsituation, weil das Stadion überdacht wird.

Gerettet werden konnte hingegen das historische Brunnenhaus. 25.000 Euro sind hier schon investiert worden, konnte ein Vertreter des betreuenden Vereins berichten. Die Quelle, die einst dem gesamten Stadtviertel ihren Namen gab, sprudelt auch wieder. 5 bis 6 Liter eisenhaltiges Wasser plätschert hier. Und der Brunnenverein hat noch einiges vor. Eine Wassertretanlage nach Kneipp ist vorgesehen, ein Sinnesgarten, ein großes Schachbrett und die Möglichkeit, das Gesundbrunnenwasser zu probieren. Am 12. September nächsten Jahres soll alles fertig sein, dann soll das Häuschen an die Stadt übergeben werden.

Hans-Jürgen Schiller von der Bürgerinitiative Silberhöhe berichtete zunächst über die ehrenamtliche Arbeit im Stadtteil, die oft wenig gewürdigt wird. Schiller hat bereits wieder einige Ideen. So will er die “Kinderferientage” wiederbeleben. Kinder aus bedürftigen Familien sollen hier ihre Ferienzeit verbringen dürfen, mit Spielen, Festen und einem Zeltlager. Die Stadt will nun prüfen, ob man hier vielleicht einen kleinen finanziellen Zuschuss geben kann. Schiller ärgern aber auch fehlende Papierkörbe. Die hat die Stadt nämlich abbauen lassen. Damit wollte die Verwaltung das Müllaufkommen eindämmen. Aber nun landet der Müll eben im Gebüsch. Szabados will die Verwaltung nun anweisen, die Mülleimer wieder aufzustellen.

Thomas Godenrath von der Bürgerinitiative Rossbachstraße bedankte sich bei der Stadt dafür, dass dem Radweg in der Rossbachstraße “ein Licht aufgegangen” ist. Allerdings fehlt nun noch der Name. “Europaweg”, so der Wunsch. Schließlich wurde der Radweg von Jugendlichen aus mehreren europäischen Ländern eingerichtet. Die nahe gelegene Europachaussee sieht Szabados als Hinderungsgrund. Die Verwechslungsgefahr wäre zu groß. Die kritischen Stimmen überließ Godenrath seinem Initiativen-Kollegen Lothar Mai. Der hofft auf eine baldige Schlaglochbeseitigung im Rossbachviertel, wünscht scheine häufigere Pflege der Grünflächen, ärgert sich über die Ampelschaltung am Lutherbogen und über wildes Parken. Um das letztere Problem wollen sich Polizei und Ordnungsamt kümmern. Planungsdezernent Thomas Pohlack sagte eine Prüfung der Ampelschaltungen zu, machte aber wenig Hoffnung. Zuviele Belange seien hier zu berücksichtigen. “Golfrasen” wird man künftig in Halle weniger antreffen, so Pohlack. Denn durch die Abrissmaßnahmen hat die Stadt immer mehr Grünflächen bekommen, aber nicht mehr Mitarbeiter. Es bleibt also beim reduzierten Rasenmähen. Die Hundewiese an der Rossbachstraße kommt indes weg. Hier soll altengerechtes Wohnen gebaut werden. Das Grundstück wurde verkauft.

Im Riebeckviertel, vor allem in der Thomasiusstraße, heben sich durch Wurzeln die Fußwegplatten. Gefährliche Stolperfallen, warnt Heike Wiesner. Eine weitere Bürgerfrage betraf das Sommerbad in Ammendorf. Eine Reaktivierung ist laut Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann nicht vorgesehen. Und ein Bürger forderte von der Stadt eine Verkehrskonzeption für den Böllberger Weg und erinnerte daran, dass derzeit ein Grundstück an der Ecke Torstraße zum Verkauf stehe. Die Stadt solle zurückgreifen, um sich einen späteren vierspurigen Ausbau nicht zu verbauen. Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann verwies zwar darauf, dass man einige Möglichkeiten habe, ein benötigtes Grundstück bei Bedarf zu bekommen. Doch offenbar kannte er sich mit dem Thema überhaupt nicht aus. Denn wenn ein Investor jetzt das Grundstück kauft und das marode Eckhaus saniert, dann dürfte es schwierig werden, ihn zu enteignen und eine Straße zu bauen …