Abholzungen am Gesundbrunnen beginnen

von 20. Februar 2010

Für 17,5 Millionen Euro will die Stadt Halle ein neues Stadion bauen. Noch in diesem Jahr soll es losgehen. Und die Vorarbeiten haben bereits begonnen. Seit wenigen Tagen laufen die Abholzungen auf dem Gelände des Gesundbrunnenbades. In diesem Bereich sollen einmal VIP-Parkplätze und Trainingsplätze entstehen. Das Bad, in dem viele Hallenser in ihrer Kindheit planschten, fällt dabei zum Opfer. Und auch wenn viele Projekte in Halle derzeit wegen der angespannten Haushaltslage auf der Kippe stehen: das Stadion ist gesichert. Die Kommunalaufsicht habe anerkannt, dass es sich beim Stadionneubau um eine geschlossene Finanzierung handelt, informierte Finanzdezernent Egbert Geier im Finanzausschuss. So verkauft die Stadt Grundstücke und Gebäude wie Ärztehäuser. „Das Landesverwaltungsamt sagte: Das ist ein Vermögenstausch“, so Geier. Damit läuft es unabhängig von einer Haushaltsgenehmigung.

Die Abholzungen müssen bereits jetzt erfolgen, da dies mit Blick auf das Bundesnaturschutzgesetz nur bis 28. Februar möglich ist und danach erst wieder am September. Unterdessen reagiert man beim Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (AHA) kritisch auf die Arbeiten am Gesundbrunnenbad. Vereinssprecher Andreas Liste sprach von „Entsetzen, Unverständnis und Abscheu“. Die gegenwärtigen Abholzungen seien ein „Akt des Vandalismus“. „Offenbar strebt die Verwaltung der Stadt Halle (Saale) unter Ihrer Leitung und Verantwortung, Frau Szabados, die Schaffung vollendeter Tatsachen an. Selbst in der Kenntnis, dass die Stellungnahmen zum Entwurf des Bebauungsplans Nr. 135 "Sportareal am Gesundbrunnen" überwiegend als Einwendungen gegen das Vorhaben zu betrachten sind und den Einwenderinnen/Einwendern bisher keine Abwägungsbeschlüsse vorgelegt bzw. zugesandt worden sind. Zudem standen die Abwägungen auch nicht zur Beratung und Beschlussfassung in den Ausschüssen und in der Sitzung des Stadtrates. Man ignoriert beispielsweise bewusst den Wunsch von 1.382 Bürgerinnen und Bürger, welche sich gegen die Umwandlung der Gartenstadt Gesundbrunnen in einen Hinterhof des Stadions ausgesprochen haben“, heißt es in einem offenen Brief Listes an Stadtverwaltung und Landesregierung. Derartiges Vorgehen sei zutiefst undemokratisch. Das Votum der Bevölkerung werde mit Füßen getreten. „Abgesehen davon, dass dieses Vorgehen rechtlich und fachlich sehr bedenklich ist, bestätigt sich der Eindruck, dass man offenbar das Vorhaben auf Biegen und Brechen durchsetzen möchte“, so Liste weiter. Die Zerstörung wertvoller Denkmaler und Grünlandschaften werde bewusst und gezielt in Kauf genommen. „Das ist keine Politik, welche auf das Allgemeinwohl abzielt, sondern klare Klientelpolitik für den Lobbyisten HFC.“ Liste kündigte eine rechtliche Prüfung sowie Protestaktionen an.