Die Metamorphose der Franckeschen Stiftungen

von 11. März 2010

1989: die Franckeschen Stiftungen gleichen einer Trümmerwüste. Doch in den vergangenen 20 Jahren hat sich viel getan. Die „Metamorphose“ – wie Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke es nannte – soll nun den Hallensern noch einmal vor Augen geführt werden. Im Rahmen der Veranstaltung „Im Lichte der Erneuerung“ am 11. September und den darauffolgenden beiden Abend sollen auf die Außenwände des historischen Waisenhauses und der Gebäude im Lindenhof Bilder der Fassaden vor der Sanierung projiziert werden. Dann soll auch das 20jährige Gründungsjubiläum des Freundeskreises der Franckeschen Stiftungen mit einem Festakt begangen werden. Erwartet werden dazu die damaligen „Strippenzieher“ Hans-Dietrich Genscher, Paul Raabe und Helmut Obst.

Veranstaltungen
Das Themenjahr steht 2010 unter dem Motto „Halle verändert“ und bildet den Abschluss der Themenjahr-Dekade. Der Auftakt fällt mit der Franckefeier vom 19. bis 21. März. Zur offiziellen Eröffnung am 20. März wird Ex-Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee den Festvortrag halten. Die Jahresausstellung „Gebaute Utopien“, die am 8. Mai eröffnet wird, beschäftigt sich mit Franckes Schulstadt in der Geschichte europäischer Stadtentwürfe. Am 19. und 20. Juni laden die Stiftungen zu ihrem Lindenblütenfest unter dem Motto „Abenteuer Bauen. Von der Hütte zum Palast.“ ein. Rund 100 historische Städte werden dazu aufgebaut. Die Schülerakademie wird sich in diesem Jahr mit der Architekturgeschichte beschäftigen. Und im Krokoseum geht es in den Sommerferien um Baumeister und gebaute Träume. Im Mai wird das Familienkompetenzzentrum sein neues Domizil im Haus der Generationen beziehen.

Baugeschehen
Auch die Baumaßnahmen auf dem Stiftungsgelände gehen weiter. Rund 100 Millionen Euro wurden seit der Wiedervereinigung in die Sanierung der historischen Schulstadt mit 50 vorwiegend in fachwerksbauweise erbauten Häusern, 1698 von August Hermann Francke gegründet, gesteckt. „Wir haben erstmals das Ziel der Gesamtrettung vor Augen“, so Müller-Bahlke. „Vor 20 Jahren hätte niemand gedacht, dass aus diesem Trümmerfeld wieder eine blühende Stadt werden kann.“ Sechs Bauvorhaben laufen dazu aktuell oder werden in diesem Jahr begonnen. 31 Millionen Euro werden in den folgenden beiden Jahren dazu investiert.

Geschlossen werden soll unter anderem die durch einen Bombenangriff am 31. März 1945 entstandene Lücke neben dem einstigen Francke-Wohnhaus. Hier errichtet die Bundeskulturstiftung einen Neubau. Knapp 3 Millionen Euro fließen in die Sanierung der Häuserzeile Franckeplatz 3 bis 5, zu der auch die Waisenhausbuchhandlung gehört. Nach den abgeschlossenen Arbeiten zieht die Buchhandlung dann wieder zurück, wird dann auch das Antiquariat der Lippertschen Buchhandlung sowie ein Nachwuchsforum Geschichte für Jugendliche beherbergen. Im benachbarten Haus wird ein Francke-Café untergebracht, der Hof des Hauses soll künftig als Freisitz für das Cafe dienen. Dort soll auch ein Francke-Trunk gereicht werden – ein Erfrischungsgetränk nach dem Original-Rezept von Francke.

Auch das historische Brau- und Backhaus wird saniert. Künftig soll der Bachofen aus der Zeit Franckes wieder für Besucher geöffnet werden. Auch die alten Kreuzgewölbe werden wieder nutzbar. Zudem soll ein unterirdischer Gang zu den ehemaligen Pächterwohnungen in den Fachwerkhäusern Nr. 36 und 36a saniert werden. Auch die beiden Häuser wollen die Stiftungen bis spätestens Ende 2011 instand setzen. Das größte Bauprojekt ist indes die Sanierung der Latina. 17 Millionen Euro werden investiert.

Kontinuierlich laufen auch im Stiftungsgelände die Instandhaltungsarbeiten bereits sanierter Gebäude. „Das Ensemble muss kontinuierlich instand gehalten werden, sonst verfällt es wie zu DDR-Zeiten“, so Müller-Bahlke.

Für die Zukunft sind auch der Bau eines Parkhauses und einer neuen Vier-Felder-Turnhalle geplant, möglicherweise auch als PPP-Projekt.

Unesco-Weltkulturerbe
Die Franckeschen Stiftungen arbeiten zudem weiterhin an einer Aufnahme in die Liste der Unesco-Weltkulturerbe. „Wir sind zuversichtlich, dass wir es noch in der Lutherdekade schaffen“, erklärte Stiftungsdirektor Müller-Bahlke. Dazu müsse das Ensemble baulich größtenteils instand gesetzt sein. Und auch die Diskussion um die Hochstraße müsse Ideen für die Zukunft bringen.