Die Slawen kommen!

Die Slawen kommen!
von 11. Juli 2018

Mit einem zünftigen Marktspektakel in Alsleben, einer Geschichtswerkstatt in Halle und mit einem inszenierten Friedensschwur jugendlicher Friedensboten in Merseburg setzt „Thietmars Flussreise“ eine jährliche Tradition fort, die im Jahre 2015 ihren Anfang nahm. Seinerzeit feierte man das 1000-jährige Jubiläum der Grundsteinlegung des Merseburger Kaiserdoms, und Thietmar wird erst ruhen, wenn seine neuzeitlichen Darsteller im Jahre 2021 zum Domweihen-Millenium angelegt haben.

In diesem Jahr wird eigentlich des Hinscheidens des streitbaren Kirchenmannes anno domini 1018 gedacht, weshalb in Merseburg eine grandiose Sonderausstellung mit dem Titel „Thietmars Welt“ stattfindet. Die Mittelalterakteure stellen mit ihrer diesjährigen Zeitreise ein anderes Ereignis in den Vordergrund, das hierzulande kaum Erwähnung findet, von Thietmar jedoch in seiner Chronik recht ausführlich dokumentiert wurde: der Friedenschluss in Bautzen im Jahre 1018. Nach 15 Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Polen schlossen Heinrich II und sein Widersacher, der Polanenfürst Boleslaw der Kühne, endlich Frieden.

Aus diesem Anlass entstand die Idee, zur Flussreise junge Geschichtsinteressierte aus Polen einzuladen, um mit ihnen dieses Kapitel deutsch-polnischer Beziehungen in szenischen Darstellungen lebendig werden zu lassen. Dank der Bemühungen des Deutschen Generalkonsulats in Gdansk und ihrer Leiterin, Frau Cornelia Pieper gelang es, 6 polnische Campus-Teilnehmer zu gewinnen, die am 25. Juli in Halle eintreffen werden. Jeder von ihnen hat sich bis zu diesem Termin einer historischen Persönlichkeit aus dem Umfeld des polnischen Regenten Boleslaw angenähert und sich mit ihr so beschäftigt, dass er über mehrere Tage diese Rolle rund um die Uhr und auch auf der Reise von Halle nach Merseburg ausfüllen kann.

Davon können sich die Hallenser bereits am 26. Juli überzeugen. Auf der Halleschen Saline werden die Jungs aus Gdansk gemeinsam mit deutschen Crewmitgliedern ein kleines Zeltlager beziehen und in das Jahr 1018 eintauchen. Bevor sie am 27.Juli mit der „Askania“ romanische Baudenkmäler von der Saale aus entdecken und einer slawischen Besiedlungsspur auf Gut Gimritz nachgehen, werden sie am Vorabend das Hallesche Publikum zu einem mittelalterlichen Geschichtenabend einladen. Die Kindergruppe von „Tanzsucht“ möchte dann genauso mittelalterliche Atmosphäre verbreiten wie Christian Schwela mit einer Präsentation zur damaligen Salzgewinnung oder die Engelstrompete mit Harfen- und Flötenmusik aus jener Zeit. Die Besucher sind außerdem herzlich eingeladen, von den Delikatessen der Tafel sowie den Festwein des Bischofs „Thietmars Opferstock“ zu kosten. Doch das Spannendste werden die einzelnen Geschichtsszenen sein: Wie werden sich die polnischen Friedensboten im Ränkespiel des Kaisers mit seinem polnischen Widersacher Boleslaw Chrobry behaupten? Was führt der umtriebige Bischof aus Merseburg im Schilde?

Und sollte sich auf den Geschichtenabend gar manche holde Maid trauen, kann sie sich um die Rolle der Braut des polnischen Fürstensohns bewerben. Richeza hieß die Schöne aus Lothringen, die später polnische Königin wurde. Hodo – der Leibwächter des jungen Polens wird diese Brautprüfung kundig vornehmen. Der Siegerin winken ein Brautgeld, ein ansehnliches Gewand für das Abschlussbild sowie Freikarten für die erwähnte Merseburger Ausstellung „Thietmars Welt“.

Der mittelalterliche Geschichtenabend findet am 26.07. ab 18.00 Uhr auf der Halleschen Saline statt. Der Eintritt ist frei.

(Thomas Kirchhoff)