Fahrplanwechsel in Mitteldeutschland

von 13. Dezember 2015

Der VCD testete heute den fahrplanmäßigen Zugverkehr auf der Neubaustrecke und zeigt sich sehr zufrieden mit dem Fahrkomfort und der Pünktlichkeit der ICE Züge. Besonders bemerkbar machen sich die kurzen Fahrzeiten nach Frankfurt, von nur 2 Stunden und 42 Minuten. Vor Fahrplanwechsel und Inbetriebnahme der Neubaustrecke brauchten die schnellsten Züge für die selbe Strecke 3 Stunden und 37 Minuten.

Enttäuschung hingegen, gibt es mit dem Fahrzeugtausch im InterCity Verkehr auf der IC Linie Leipzig-Halle-Magdeburg-Hannover. Die in den letzten Jahren aufwändig modernisierten und den ICE angepassten InterCity Wagen, wurden großteils ersetzt durch neue Waggons und Züge, die von der DB als IC2 vermarktet werden. Kritik an den neuen IC2 wurde bereits im September 2014 bei der offiziellen Vorstellung der Züge, laut. Die Deutsche Bahn hatte die kritischen Stimmen ignoriert und keine Verbesserungen in den Waggons umgesetzt. Viele Fahrgäste sind enttäuscht aus den ersten IC2 Zügen ausgestiegen und fühlen sich von der DB getäuscht.

Die sogenannten IC2 Wagen stammen aus Bestellungen für den Nahverkehr und werden vom Hersteller als Regionalwagen entwickelt und vermarktet. Der Hersteller Bombardier fertigt auch Doppelstocktriebwagen für den Fernverkehr, die deutlich komfortabler sind und für Fernverkehrszüge zugeschnitten sind. Diese Wagen bestellte zum Beispiel die schweizerische Bundesbahn. Allerdings sind reine Fernverkehrsfahrzeuge teurer als Nahverkehrsfahrzeuge. Das die Deutsche Bahn Nahverkehrswagen im Fernverkehr einsetzt und selbst die Fahrgastsitze kaum verstellbar sind und laut Sitzprobe des VCD aus dem Nahverkehr stammen, empfinden viele Reisende als versteckte Fahrpreiserhöhung. Weniger Komfort zum selben Fahrpreis des Fernverkehr. Mit sehr viel Werbeaufwand versucht die Bahn ihren Kunden die Wagen des IC2 schmackhaft zu machen. Die Ernüchterung folgt sofort nach betreten der Wagen. Harte kaum verstellbare Sitze, keine Trennwände gegen Zugluft und Geräusche, fehlende Gepäckablagen für Koffer (die wenigen vorhandenen Gepäckablagen sind außerhalb der Sicht und machen Gepäckdiebstahl leicht), quer angebrachten Sitzen, Sitzen an den Toilettentüren und Kleinkindbereiche direkt mit Pendeltür zur Treppe, sowie fehlende Ruheabteile machen das Reisen im IC zum reisen im Regionalzug. Einzig weniger unterwegshalte sind der Vorteil. Damit die IC2 positiv von der Bahn vermarktet werden können, wurden bereits voriges Jahr alle Speisewagen und Bistrowagen aus allen IC Zügen der betreffenden Linie entfernt und die Sitzplatzanzahl in den 1. Klasse Wagen reduziert. Seit den letzten halben Jahr war zu beobachten das vermehrt auch alte Waggons die nicht modernisiert wurden, in die Züge eingereiht. Krehl vom VCD zeigt sich sehr enttäuscht. Damit hat auch die Landeshauptstadt Magdeburg endgültig den echten Fernverkehr mit Fernverkehrsfahrzeugen verloren.

Für Halle wird es im Bahnverkehr in den kommenden zwei Jahren große Einschränkungen geben, da auf Grund von Bauarbeiten nur 50 Prozent aller Bahnsteiggleise zu Verfügung stehen. Leider wurde der Bahnverkehr mit Regionalzügen nicht attraktiver gemacht. Einzig die schnelle RE Linie nach Naumburg, die bisherige Fernverkehrszüge ersetzt, ist ein Gewinn. Allerdings verkürzen sich die Fahrzeiten nach Apolda, Weimar und Erfurt im Regionalverkehr nicht. Die schnellen Regionalzügen von abellio fahren von Leipzig aus. Das Erzgebirge als touristisches Ziel und Berufspendlerstrecke, mit Ziel Zwickau wird künftig mit dem Auto atraktiv. Mit Fahrplanwechsel fällt die stündliche schnelle Direktverbindung mit der SX5 weg. Bisher brauchten die Züge der SX5 von Halle bis Zwickau nur 1 Stunde und 46 Minuten. Mit Fahrplanwechsel wurden die Verbindungen auf die langsame S5 umgestellt, die für die selbe Strecke 2 Stunden und 9 Minuten braucht wenn sie pünktlich ist.

Die Betriebsübernahme von abellio lief nicht so reibungslos ab, wie von abellio im Vorfeld versprochen wurde. Verspätungen mit 25 Minuten sind kaum akzeptabel für Kunden die Anschlüsse erreichen müssen. Zahlreiche Verspätungen hatten die abellio Triebwagen am Sonntag. Für Kunden kein haltbarer Zustand. Allerdings gesteht der VCD neuen Unternehmen nach Betreiberwechsel 100 Tage Eingewöhnungszeit zu. Spätestens dann muss der Betrieb eingespielt sein und alles vorbildlich laufen. In NRW zeigt abellio höhere Qualität mit Pünktlichkeit, Personal, Service und Fahrzeuge, als die Deutsche Bahn. Genau diese Standarts wie in NRW, erwartet der Fahrgastverband VCD auch in Mitteldeutschland. Was abellio in NRW schafft, sollte abellio auch in Mitteldeutschland schaffen.

Jan Krehl

VCD Halle-Saalekreis für Sachsen-Anhalt

Mitteldeutschland